Seit 1994 setzen sich die beiden christlichen Kirchen mit der „Woche für das Leben“ für den Schutz des menschlichen Lebens in allen Phasen ein. 2019 steht die Suizidprävention im Mittelpunkt. Auch Gröger hat Schüler in existenziellen Notlagen erlebt, einzelne sogar mit Selbstmordgedanken. Aus vielen Gesprächen weiß er, dass die Lebenssituation der 16- bis 22-Jährigen oftmals Fragen aufwirft, die das Leben schwermachen können. „Das können schulische Belange sein, Probleme rund um das Elternhaus und nicht zuletzt Konflikte, die dem experimentellen Alter der Identitätsfindung geschuldet sind“, berichtet er. Neben seiner Person gehören zum Beratungsteam der Schule zwei Lehrer und eine Sozialarbeiterin.
„Leben zu schützen und Menschen zu begleiten gelingt nach meiner Erfahrung im Schulalltag zunehmend, wenn wir achtsam und wachsam durch die Schule gehen“, erklärt Gröger. Als Lehrer bekommt er mit, was seine Schüler umtreibt. „Manchmal bitten mich die Schüler, vor einer Klausur ein kurzes Gebet mit ihnen zu sprechen.“ Daneben versucht Gröger wahrzunehmen, ob es Schüler gibt, die sich in einer persönlich augenscheinlich schwierigen Gemütslage befinden. „Sie aufzumuntern, sie zu stützen, ihnen zumindest zurück zu spiegeln, dass man ihre Gemütslage wahrnimmt, auch das kann ein ‚Türöffner‘ für ein Beratungsgespräch sein.“
Gröger ist sich seiner eigenen Grenzen als Schulseelsorger bewusst: „Ich bin kein ausgebildeter Psychologe, geschweige denn ein Familientherapeut.“ Dankbar ist er darum für die Unterstützung der umliegenden Beratungsstellen, mit dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern er jederzeit – unter Wahrung der Anonymität – Rücksprache halten kann. Manche Situationen, weiß er, erfordern Hilfestellungen von außen. So empfiehlt er hin und wieder Schülern eine externe professionelle Beratung. „In dieser Situation verstehe ich meine Aufgabe als Schulseelsorger eher als ‚Brückenbauer‘“, sagt Gröger. Und auch wenn die Problemlösung dann in anderen Händen liege, könne er die betreffenden Schüler dennoch, falls gewünscht, weiterhin begleiten und sie immer neu bestärken, sagt er und fügt hinzu: „Manchmal auch nach erfolgreichem Schulabschluss.“
Zur Person
Johannes Gröger arbeitet seit 1993 als Lehrer für Katholische Religion, Wirtschaftsgeographie, Wirtschaftsethik und Volkwirtschaftslehre am Berufskolleg St. Michael in Ahlen. Nach einer berufsbegleitenden Zusatzausbildung über das Bischöfliche Generalvikariat Münster ist er seit 1996 zusätzlich als Schulseelsorger tätig. 2006 wurde er nach einer berufsbegleitenden Ausbildung am Institut für Diakonat und pastorale Dienste im Bistum Münster zum Ständigen Diakon geweiht.
Ann-Christin Ladermann