Larysa Zaporozhets (links) macht eine Ausbildung zur nebenberuflichen C-Kirchenmusikerin beim Bistum Münster. Unterstützt wird sie dabei von Kantorin Andrea Brinkhaus-Wermers aus der Emsdettener Pfarrei St. Pankratius.
© Bistum MünsterSchon wenige Wochen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine flüchtete Larysa Zaporozhets 2022 mit ihrer erwachsenen Tochter Polina aus ihrem Heimatland. „Unser Leben schien damals zerbrochen zu sein“, erinnert sie sich. Bis heute sind ihre Gedanken jeden Tag bei denen, die im Krieg leben. Um sich abzulenken, suchte die Musiklehrerin in Emsdetten einen Kirchenchor. Seitdem freut sie sich auf die wöchentlichen Proben: „Musik kennt keine Grenzen und Nationalitäten, ich bin von Anfang an sehr freundlich aufgenommen worden.“
Von der Kirchenorgel war Larysa Zaporozhets, die in der Ukraine vor allem Klavierunterricht gegeben hat, sofort fasziniert: „Ein großartiges Instrument.“ Dass sie selbst dieses spielen darf, ist für die 57-Jährige die Erfüllung eines Traums: „Ich bin so dankbar, dass ich an dem C-Kursus teilnehmen und tiefer in die Kirchenmusik eintauchen kann.“
Unterstützung bekommt sie dabei von Kirchenmusikerin Andrea Brinkhaus-Wermers, die sie für den Kursus vorgeschlagen hat und ihr regelmäßig in der St.-Pankratius-Kirche Unterricht gibt. Larysa Zaporozhets, die Musik von Bach leidenschaftlich liebt, lobt ihre Lehrerinnen und Lehrer in Emsdetten und Münster in den höchsten Tönen: „Mit großer Professionalität und Geduld werden uns die notwendigen Kenntnisse vermittelt.“ Dazu zählen neben der Orgelmusik auch Chorleitung sowie Musikgeschichte. Dankbar ist die Ukrainerin dafür, dass alle Rücksicht auf ihre Deutschkenntnisse nehmen und immer bemüht sind, dass Larysa Zaporozhets alles versteht.
Nach bestandener Prüfung möchte sie Orgeldienste in der Pfarrei übernehmen. Schon jetzt begleitet die Ukrainerin sonntags den Gemeindegesang, wenn im Josefstift Gottesdienst gefeiert wird. In der Woche arbeitet Larysa Zaporozhets bei einem Bankdienstleister.
Obwohl sie in Emsdetten und besonders in der katholischen Kirchengemeinde ein Stück Heimat gefunden hat, vergisst die Ukrainerin die Menschen zu Hause nicht: „Wenn in den Fürbitten für den Frieden bei uns gebetet wird, dann geht mir das jedes Mal sehr nahe.“ Ob sie zurückkehren wird? Eine Antwort auf diese Frage hat sie nicht.
Voraussetzung für die Teilnahme am C-Kurs sind solide Grundkenntnisse im Klavierspiel, eine bildungsfähige Stimme, das Erkennen von einfachen Intervallen und Harmonien sowie vor allem: Freude am Erlernen des Orgelspiels und an der Chorleitung. Denn darum geht es in dem Kurs. Er vermittelt eine fundierte musikalische Ausbildung und ist eine wichtige Voraussetzung für eine spätere Tätigkeit als Organistin oder Organist sowie in der Chorleitung. Außerdem bietet er eine hervorragende Grundlage für ein späteres Studium der Kirchen- oder Schulmusik.
Im Mittelpunkt des Kurses steht das Orgelspiel. Die Studierenden lernen die Liedbegleitung an Orgel und E-Piano und spielen Werke unter anderem von Johann Sebastian Bach und anderen Komponisten verschiedener Epochen. Im Hinblick auf die Chorleitung wird Dirigiertechnik von Grund auf vermittelt, ergänzt durch Einheiten zur Kinderchorleitung. Exkursionen zu bedeutenden Orgeln der Region und Besuche bei der Domsingschule Münster runden das Programm ab.
Den Einzelunterricht erhalten die Teilnehmenden nach Möglichkeit wohnortnah. Der Gruppenunterricht findet in Münster statt. Die Studiengebühren betragen zurzeit monatlich 65 Euro. Weitere Informationen gibt es im Referat Kirchenmusik des Bistums Münster unter Telefon 0251 / 495 569 oder unter der E-Mail-Adresse kirchenmusik[at]bistum-muenster.de.
Die Aufnahmeprüfung für den nächsten C-Kurs findet am Freitag, 11. September, in Münster, Georgskommende 19, statt. Bewerbungen sind ab sofort bis zum 1. September möglich. Ausbildungsbeginn ist in der ersten Novemberwoche.
Gudrun Niewöhner