Besserer Schutz für Arbeitsmigranten

, Kreisdekanat Steinfurt

In einem Offenen Brief hat sich Pfarrer Peter Kossen an den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil und den nordrheinwestfälischen Arbeits- und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gewandt. Darin fordert er einen besonderen Schutz für Arbeitsmigrantinnen und -migranten während der Corona-Pandemie.

Pfarrer Peter Kossen

Pfarrer Peter Kossen fordert die Politiker auf, die Arbeitsmigranten besser vor einer Infizierung mit dem Coronavirus zu schützen.

© Bistum Münster

Kossen schreibt, er habe eine begründete Angst vor einer massenweisen Infizierung der großen Gruppe ost- und südosteuropäischer Arbeitsmigranten. Aufgrund vielfach unmenschlich harter Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie, in Ausstallkolonnen oder als Paketzusteller müsse mit einer Vielzahl schwerer und tödlicher Verläufe von Covid-19--Erkrankung bei den Arbeitern in diesen Branchen gerechnet werden.

Der Markt verlange nach preiswertem Fleisch, Gratiszustellungen von Paketen und 24-Stunden-Pflege. „Im Zweifel sollen die, die da sind, mehr arbeiten dürfen“, erklärt der Lengericher Pfarrer. Kaum vorhandene Minimalstandards in Sachen Arbeitsschutz, Entlohnung und Wohnung dürften in dieser Situation nicht noch unterlaufen werden. Die verbliebenen Migranten müssten davor geschützt werden.

Die mangelnde Sprachkenntnis verschärfe das Problem, ergänzt Kossen. Viele der ost- und südosteuropäischen Arbeitsmigranten sprechen wenig oder gar kein Deutsch. „Da werden Warnungen und Sicherheitsvorschriften nur bruchstückhaft oder überhaupt nicht verstanden“, sagt der Pfarrer. Erschwerend komme hinzu, dass zunehmend ganze Familien von Arbeitsmigranten in gesundheitsgefährdenden Unterkünften lebten.

„Die Wirklichkeit sind immer noch überbelegte Sammelunterkünfte und Sammeltransporte zur Arbeit in vollgestopften Bullis und Bussen“, beschreibt Pfarrer Kossen die Situation aus seiner Sicht. Zwölf-Stunden-Schichten an sechs Tagen die Woche, körperliche Schwerstarbeit unter ständigem physischen und psychischen Druck sowie Behausungen, die Erholung und Regeneration nicht zulassen, sondern die Gesundheit zusätzlich gefährden – solche Arbeits- und Lebensbedingungen würden die Betroffenen und ihre Angehörigen wehrlos einer hochansteckenden Krankheit ausliefern.

Am Ende seines Briefes bittet Kossen die Politiker, sich dafür einzusetzen, dass die Arbeitsmigranten nicht wie Verschleißmaterial oder Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Er fordert sie auf, die Durchführung der Sicherheitsverordnungen zu kontrollieren. In der Corona-Pandemie falle mehr denn je auf, dass die deutsche Wirtschaft auf die Arbeitsmigranten angewiesen sei.

Gudrun Niewöhner