Bischof besucht ukrainische Gemeinde

, Bistum Münster

„Dieser Krieg ist ein Wahnsinn.“ Bei den Worten von Münsters Bischof Dr. Felix Genn flossen Tränen. Vor allem bei den jungen Frauen, die mit ihren oft noch kleinen Kindern den Weg ins Kapuzinerkloster gefunden hatten, um für den Frieden in ihrer Heimat zu beten – und dafür, dass ihre Männer den Krieg überleben. Die meisten von ihnen sind in den vergangenen Wochen über Polen nach Deutschland geflüchtet. Sie haben die umkämpfte Region um Lviv (Lemberg) verlassen und im Münsterland Sicherheit gefunden. Seitdem kommen sie regelmäßig zum Gottesdienst der ukrainischen Gemeinde. Diesen feierte Bischof Genn am 10. April zusammen mit Pastor Andriy Radyk und Weihbischof em. Dieter Geerlings, der im Bistum Münster für die Gemeinden anderer Muttersprache zuständig ist.

Bischof Genn bei ukrainischer Gemeinde

Bischof Dr. Felix Genn feierte mit der ukrainischen Gemeinde einen bewegenden Gottesdienst im byzantinischen Ritus.

© Bistum Münster

„Wir sind ohnmächtig, wollen Ihnen aber zeigen: Wir stehen mit Ihnen im Widerstand!“, sicherte Genn den Mitgliedern der ukrainischen Gemeinde die Solidarität der Kirche von Münster zu: „Wir sind mit Ihnen erschüttert und betroffen darüber, was in Ihrer Heimat gerade passiert.“

Bezogen auf die biblischen Texte des Sonntags forderte Genn die Gläubigen auf, all ihre Sorgen und Nöte vor Gott zu bringen: „Wir wollen gemeinsam den Himmel bestürmen, dass Frieden werde.“ Dem russischen Machthaber und seinem militärischen Angriffskrieg gab der Bischof keine Zukunft – und betonte am Palmsonntag: „Wir haben einen anderen König, der reitet auf einem Esel. Das ist der König des Friedens. Allerdings muss er durch viel Leid hindurchgehen.“ Aber, fügte Genn an: „Unsere Ohnmacht ist stärker als die Macht eines Politikers, der Euer Volk zerstören will.“

Dass der Krieg bald vorbei sei und sie zurück in die Ukraine können, mit dieser Hoffnung schloss der Bischof: „Ich wünsche Ihnen bis dahin, dass sie bei uns ein wenig Heimat und Ruhe finden. Die Kirche von Münster möchte Ihnen dabei helfen.“ Damit auch alle Geflüchteten die Worte von Bischof Genn verstehen konnten, übersetzte Mariya Sharko von der Fachstelle Weltkirche im Bistum Münster die Predigt. Ebenso im Kapuzinerkloster mit dabei war Franz-Thomas Sonka vom Referat Seelsorge für Katholiken anderer Muttersprache, der wie Mariya Sharko bereits an den vorherigen Wochenenden an Gottesdiensten der ukrainischen Gemeinde teilgenommen hatte. Für die große Unterstützung und Anteilnahme bedankte sich Pastor Radyk bei den Bistumsvertretern.

Auf dem Gebiet des Bistums Münster sind 683 Gläubige aus der Ukraine gemeldet. Durch die vielen Geflüchteten ist die Zahl der Gottesdienstbesucher zurzeit deutlich höher als vor dem Krieg. Normalerweise feiert Pastor Andriy Radyk aus Bielefeld 14tägig die Liturgie im byzantinischen Ritus in Münster. Inzwischen findet mit Unterstützung von Pfarrer Stepan Sharko aus Altenberge, der aus der Ukraine stammt, an jedem Sonntag ein Gottesdienst statt.

Gudrun Niewöhner