Bischof Pola Ayoub Matta zu Gast bei Weihbischof Zekorn in Münster

, Bistum Münster

Eindrucksvolle Schilderungen aus erster Hand über die Situation im Nahen Osten hat am 17. Oktober Weihbischof Dr. Stefan Zekorn in Münster erhalten. Denn sein Gast war an diesem Tag Bischof Pola Ayoub Matta Usama Shafik Akhnoukh. Akhnoukh ist in der koptisch-katholischen Kirche Bischof des Bistums Ismayliah in Ägypten. 

Als Christen auf die Armen schauen

Zu einem Austausch über die Situation vor allem auch der Christen in Ägypten trafen sich Weihbischof Stefan Zekorn (links) und Bischof Pola Ayoub Matta Usama Shafik Akhnoukh.

© Bischöfliche Pressestelle / Anke Lucht

Die koptisch-katholische Kirche ist als katholische Ostkirche mit der römisch-katholischen Kirche uniert (vereint). Deshalb musste Papst Franziskus Akhnoukhs Wahl durch die koptisch-katholische Bischofssynode im März dieses Jahres formal bestätigen. 

Im Gespräch mit seinem Amtsbruder Zekorn berichtete der Gast von seiner fünf Monate zurückliegenden Amtseinführung ebenso wie von seinen Stationen auf dem Weg zum Bischofsamt. So war er unter anderem lange Pfarrer der koptisch-katholischen Pfarreien in Melbourne und Sydney (Australien) sowie verantwortlich für die Caritasarbeit in der Region um die mittelägyptische Stadt Assiud. 

Die Situation der koptischen Katholiken in Ägypten beschrieb Bischof Akhnoukh als „Minderheit unter Minderheiten“. Denn von den 110 Millionen Ägyptern seien etwa 18 Millionen Christen und darunter wiederum 250.000 koptische Katholiken. 

Bischof Akhnoukh wies darauf hin, dass Minderheiten immer besonders gefährdet seien, von Armut und Benachteiligung betroffen zu werden. In Ägypten mache den Menschen zurzeit insbesondere eine enorme Inflation zu schaffen, was er an Beispielen verdeutlichte. Vor allem Lebensmittel und Baumaterialien verteuerten sich rasant, was immense Lebenshaltungskosten und wachsende Arbeitslosigkeit bei Beschäftigten des Bausektors mit sich bringe. „Das Rad der Inflation stoppt noch nicht, sodass die Menschen keine Sicherheit haben, was wiederum zu Gewalt und Kriminalität führt“, sagte der Bischof. 

Nachteilig wirke sich außerdem der starke Zentralismus mit der Konzentration auf die Hauptstadt aus. „Ägypten ist nicht gleichzusetzen mit Kairo“, betonte er. Besser steuern müsse sein Heimatland außerdem den Flächenverbrauch, zu viele Bauten würden auf den vergleichsweise wenigen fruchtbaren Böden errichtet. 

Positiv hob Akhnoukh hervor, dass Ägypten dank seiner landwirtschaftlichen Tradition auf Werte wie Geduld und Solidarität bauen könne. Diese Werte ermöglichten es, „in der Gesellschaft Brücken statt Mauern zu bauen.“ Sehr eindeutig beschrieb er seine Zielgruppe als Bischof: „Ich befasse mich mit Menschen, nicht mit Mächtigen, mit der Straße, nicht mit den Parlamenten.“ 

Zum Zusammenleben der Religionen stellte Akhnoukh fest, traditionell sei der Islam, dem mit 90 Prozent die überwiegende Mehrheit der Ägypter anhängt, in dem Land eher gemäßigt. Gemeinsam habe man die Together Association for Development and Environment (TAD) gegründet. Die Organisation setze sich für bessere Lebensbedingungen vor allem der Armen ein. „Wie Jesus arbeiten wir mit dem, was wir haben, denn das ist unsere Realität, für die wir Lösungen finden möchten“, sagte der Gast. Als konkretes Beispiel eines Projekts schilderte er, wie ehrenamtliche Studierende als Paten Schülerinnen und Schüler begleiten und unterstützen.

Auf Zekorns Nachfrage ging Bischof Akhnoukh auf die Herausforderung ein, dass in Folge der Hamas-Angriffe auf Israel und der israelischen Gegenmaßnahmen mit Flüchtlingen aus dem Gaza-Streifen in Ägypten zu rechnen sei. „Sie sind unsere Nachbarn, und wir sind Christen“, sagte er, „das Wenige, das wir haben, werden wir teilen.“ Die koptisch-katholische Kirche schaue auf die Armen und damit auch auf Flüchtlinge. Schließlich sei Jesus selbst schon kurz nach seiner Geburt von seinen Eltern auf der Flucht vor Herodes in Ägypten in Sicherheit gebracht worden. Schon heute lebten neun Millionen Geflüchtete aus anderen Krisenregionen im Land. 

Am Ende ihres Austauschs vereinbarten die Bischöfe, in Kontakt zu bleiben. Weihbischof Zekorn versicherte seinem Gast, bei konkreten Hilfsanfragen jederzeit eine sinnvolle Unterstützung durch das Bistum Münster zu prüfen. 

Anke Lucht