Bistum startet Pilotprojekt für Priester der Weltkirche

, Bistum Münster

Sie kommen aus Indien, Rumänien oder vom afrikanischen Kontinent – und unterstützen die Seelsorgenden in der katholischen Kirche in Deutschland. Ein Drittel machen die sogenannten Priester der Weltkirche unter den Priestern im Bistum Münster aus – ein Verhältnis, das mittelfristig bleiben soll. Damit sich die internationalen Geistlichen gut im Bistum einleben und integrieren, ist im September ein Pilotprojekt gestartet. Renate Brunnett, Referentin für die Priester der Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat, und Dr. Florian Kleeberg, Referent für Fortbildungsfragen, haben einen „Willkommenskurs deutsche Kultur – Pastoral – Sprache“ konzipiert. 

Im September sind neun Priester in Münster angekommen, einer aus Rumänien, zwei aus Nigeria, sechs aus Indien. Bereits im Januar werden weitere neun erwartet. Sie sind die ersten, die am Willkommenskurs teilnehmen. Die ersten vier Monate verbringen sie im Priesterseminar Borromaeum in Münster. „Ein Priesterseminar ist ihnen aus der Heimat vertraut, das Zusammenleben mit anderen Priestern kennen sie“, erklärt Renate Brunnett. Weitere Vorteile bringe der Standort mit sich: „Die zentrale Lage am Domplatz ermöglicht das Kennenlernen der deutschen Kultur nicht nur in der Theorie, sondern auch auf dem Wochenmarkt, in der Fußgängerzone oder beim Lambertussingen auf dem Mühlenhof“, fügt die Referentin hinzu.

Ankommen in Etappen

Ein Ankommen in Etappen: Dafür greift das Bistum Münster auf erfahrene Priester der Weltkirche zurück, die einst in der gleichen Situation wie die Neuankömmlinge waren. Jene bekommen einen Partner an die Seite gestellt, der aus demselben Land sowie Bistum oder Ordensprovinz kommt, aber schon mehrere Jahre im Bistum Münster lebt. Schon vor der Einreise unterstützt er den Neuen bei organisatorischen Fragen. Die ersten Tage nach der Ankunft in Deutschland verbringen sie dann gemeinsam. „Der Pate ist nicht nur erster Ansprechpartner für den neu angekommenen Priester, sondern bei anfänglichen Verständigungsproblemen auch für uns“, sagt Renate Brunnett. Denn Sprachbarrieren sind ganz natürlich, weiß sie, auch wenn alle Priester der Weltkirche schon einen sechsmonatigen Vollzeit-Deutschkurs am Goethe-Institut in ihrer Heimat absolviert haben. 

Ein Gefühl für die deutsche Kultur bekommen – das ist eines der Hauptanliegen des Willkommenskurses, der sich thematisch in drei Blöcke gliedert: Kultur, Pastoral und Sprache. „Mit ihrem eigenen kulturellen Hintergrund bereichern die Priester der Weltkirche unsere Pfarreien und schaffen eine Verbindung in die Welt hinein“, sagt Renate Brunnett. „Dafür brauchen sie ein grundlegendes Verständnis für die deutsche Kultur.“ Wie ticken Menschen in Deutschland? Wie leben Familien, Paare und Singles? Wie gelingt Kommunikation? Solche und ähnliche Fragen rund um die deutsche Kultur besprechen die Neuankömmlinge in den ersten vier Monaten zusammen mit Astrid Quick, die die Neuen als interkulturelle Trainerin, Theologin und Sprachlehrerin begleitet. Ergänzt von Pastoralreferentinnen und -referenten, die – ausgehend von ihren Einsatzorten – erläutern, wie ein Krankenhaus, eine Schule oder ein Kindergarten hierzulande funktioniert. 

"Die Priester der Weltkirche sind uns herzlich willkommen"

Dann geht es für ein Jahr als Praktikant in eine Pfarrei. „Sie sind dann Priester im Praktikum, finden sich in die deutsche Pastoral hinein, übernehmen aber noch keine Verantwortung“, betont Renate Brunnett. Mitgehen und wahrnehmen, so lautet zunächst die Devise. „Die Priester der Weltkirche werden vieles hören und sehen, was sie noch nicht verstehen“, weiß die Referentin. Ein Mentor aus dem Seelsorgeteam vor Ort begleitet sie und arbeitet das Erlebte gemeinsam mit seinem neuen Kollegen auf. Einmal pro Monat werden die Erfahrungen aus der pastoralen Praxis in einer Kurswoche in Münster vertieft. In Rollenspielen werden die Priester auf Trauergespräche vorbereitet und lernen beispielsweise die Vokabeln für seelsorgliche Gespräche. „Parallel zu den Informationen über die deutsche Kultur und über das Pfarreileben lernen sie Redewendungen und die Grammatik.“ Am Ende der eineinhalb Jahre steht die Prüfung „Fachsprache Pastoraltheologie“. 

„Die Priester der Weltkirche sind uns herzlich willkommen“, fasst Renate Brunnett zusammen, was mit dem Konzept zum Ausdruck kommen soll. Um den Kulturschock abzumildern und einer Überforderung vorzubeugen, gebe man den Neuankömmlingen bewusst Zeit, sich zurechtzufinden. „Der Priester muss die Chance haben, unsere Kultur, Pastoral und Sprache zu lernen. Es ist unsere Aufgabe als Bistum, ihn zu fördern und zu fordern und dafür gute Rahmenbedingungen zu schaffen.“ 

Bildunterschrift: Bischof Dr. Felix Genn haben die neuen Priester der Weltkirche schon kennengelernt: (von links) Pfr. Cristian Ignat, Astrid Quick (interkulturelle Trainerin), Pfr. Dr. John Polnedi, Pfr. Emmanuel Ibeke, Pfr. Stephen Okwor, Bischof Genn, Renate Brunnett, P. Seemon Fredy, O. Praem, P. Deepak Dhurwey, O.Praem, P. Joji Sebastian, MSFS. 

Foto: Bischöfliche Pressestelle/Julia Geppert 
Text: Ann-Christin Ladermann