Das Fairkaufhaus der Caritas steht allen Bürgern offen
Die Preisspanne könnte kaum größer sein: dort eine Kinderjacke für 1,80 Euro, in der Vitrine daneben ein Rosenthal-Service für 650 Euro.
Wer im Gelderner ,Fairkaufhaus‘ die Waren durchstöbert, wird immer wieder überrascht.
Hervorgegangen aus einer Kleiderkammer, ist für das Geschäft am Ostwall 3-5 ein neues Konzept entwickelt worden. Leiterin Resi Appel erklärt: "Jeder kann und soll hier einkaufen, wir sind nicht speziell für Bedürftige da. Die Menschen sollen nicht als Bittsteller kommen, sondern als Kunden, die auch so behandelt werden."
Der Warenbestand des Hauses, das von der Caritas betrieben wird, stammt aus Spenden. Es gibt Kleidung, Haushaltswaren, Spielzeug und Möbel, die in einer großen Halle aufgestellt sind. Fast sieht es wie in einem Möbelmarkt aus – auch das gehört zum Konzept, erklärt Falk Hübinger vom Leitungsteam: "Wir haben den Anspruch, alles richtig zu präsentieren. Dazu gehört, dass die Möbel aufgebaut sind und jeder sich in Ruhe umschauen kann." Mehrere Touren fahren einige der rund 30 Mitarbeiter täglich, um Spenden zu sammeln und Möbel zu transportieren. "Wir schauen uns alles an, was angeboten wird. Wenn wir allerdings wissen, dass etwas nicht verkäuflich ist, dann müssen wir in seltenen Fällen auch ablehnen. Wenn wir den Menschen das erklären, verstehen sie es", sagt Hübinger.
Insgesamt sei die Spendenbereitschaft sehr hoch – besonders, seit durch die vielen Flüchtlinge auch im Fairkaufhaus ein erhöhter Bedarf an günstiger Kleidung besteht. Allerdings, sagt Appel, werde oft auch Müll unter dem Deckmantel der Spende entsorgt. "Von den 80 Tonnen Textilien, die uns gespendet wurden, waren 65 Tonnen in einem unzumutbaren Zustand. Ich spreche hier nicht von kleinen Löchern oder Flecken, die beim Waschen nicht herausgegangen sind, sondern von vollkommen verdreckten Lumpen. Es wäre unzumutbar, diese Sachen an jemanden weiterzugeben." Daher gilt, dass jedes gespendete Kleidungsstück bei der Sortierung genau begutachtet und aufbereitet wird, bevor es seinen Weg in den Laden findet. Dort hängen die Sachen ordentlich auf Kleiderbügeln oder liegen zusammengefaltet im Regal.
Immer wieder sind Stücke von bekannten Marken darunter, sie sind teurer als die meisten anderen Waren. Tobias Kleinebrahm, Pressesprecher des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer, erklärt: "Diese teureren Stücke sind nichts, das man unbedingt zum Leben braucht. Die Kunden, die solche Markenprodukte bei uns kaufen, unterstützen die Idee des Hauses. Denn durch den höheren Preis tragen sie dazu bei, dass wir die Artikel für Bedürftige günstiger anbieten können." Weil alle Waren bunt gemischt sind, müsse sich niemand schämen, bei den günstigen Produkten zuzugreifen. An der Kasse werde nicht gefragt, warum sich wer für welchen Artikel entschieden habe. "Hier muss niemand nachweisen, ob er bedürftig ist oder nicht. Wir wollen allen unseren Kunden auf Augenhöhe begegnen und niemandem das Gefühl vermitteln, dass er arm ist", sagt Kleinebrahm.
Rund 400 Menschen besuchen jeden Tag das Fairkaufhaus. Geöffnet ist montags bis freitags von 10 Uhr bis 18 Uhr, samstags von 10 Uhr bis 14 Uhr. Mehr Informationen gibt es auf der Seite www.fairkaufhaus-geldern.de im Internet.
Für die katholische Kirche hat Papst Franziskus ein "Jahr der Barmherzigkeit" ausgerufen, das am 8. Dezember 2015 begonnen hat und am 20. November 2016 – dem letzten Sonntag im kirchlichen Jahreskreis – enden wird. Dieses Jahr richtet den Blick unter anderem auf die "Werke der Barmherzigkeit", die das Christentum aus der Bibel ableitet: "Hungrige speisen", "Durstige tränken", "Fremde beherbergen", "Nackte bekleiden", "Kranke besuchen", "Gefangene besuchen" und "Tote bestatten".
Alle Aktivitäten im Bistum Münster zum "Jahr der Barmherzigkeit" finden sich im Internet unter www.bistum-muenster.de/Barmherzigkeit.
Bild: Manuela Kremers und Maria Koppers (v.l.) beraten die Kunden im Gelderner Fairkaufhaus.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 04.03.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de