"Das Thema Suizid aus der Tabu-Zone geholt"

, Kreisdekanat Warendorf

Die inhaltliche Ausrichtung war anspruchsvoll: „Leben schützen. Menschen begleiten. Suizide verhindern“ hieß das Leitwort der diesjährigen „Woche für das Leben“. Sie findet deutschlandweit jeweils als gemeinsame Aktion von katholischer und evangelischer Kirche statt. In Ahlen hatten rund 20 Kooperationspartner im Mai gemeinsam eine Reihe von Angeboten dazu gemacht. Jetzt wurde eine rundum positive Bilanz gezogen: „Mit unseren Veranstaltungen haben wir rund 300 Menschen direkt erreicht. Es ist uns gelungen, das Gespräch zum Thema Suizid aus der Tabu-Zone zu holen“, betonte Jürgen Ribbert-Elias vom beteiligten St. Franziskus-Hospital.

Auftakt der Angebotsreihe war ein Nachmittag der Information und Begegnung im Hospiz- und Palliativzentrum Ahlen, der von Pfarrer Willi Stroband eröffnet wurde. Rund 40 Interessierte nahmen teil, darunter Angehörige von Menschen, die in Ahlen und Hamm in diesem Jahr durch Suizid verstorben sind. Wenige Tage später zeigte das CinemAhlen in einer Sondervorstellung den US-Spielfilm „Veronika beschließt zu sterben“, der auf dem gleichnamigen Roman des brasilianischen Schriftstellers Paulo Coelho basiert. Etwa 150 Zuschauer sahen die berührende Geschichte einer jungen Frau, die nach dem Versuch, ihr Leben mit einer Überdosis an Medikamenten zu beenden, gerettet wird. 

„Depression – Suizid – Suizidverhinderung“ war ein Informationsabend in der Cafeteria des Ahlener Krankenhauses überschrieben, an dem rund 60 Interessierte teilnahmen. Der Psychiater Dr. Achim Allroggen, Leiter der Tagesklinik Ahlen des St. Rochus-Hospitals Telgte, und Petra Schimmel, Leiterin der Telefonseelsorge Hamm, gaben Impulse und standen zur Diskussion und für Fragen bereit - unter anderem dazu, wie Suizidabsichten frühzeitig erkannt und Gefährdete gerettet werden können. Bis auf den letzten Platz ausgebucht war am Tag danach die „Tour de Chance“, eine Rallye für Jungen und Mädchen von elf bis 14 Jahren. Sie führte zu Unterstützungsangeboten für Kinder und Jugendliche in Ahlen. Organisiert wurde sie vom Lunch-Club e.V., dem Restaurant für Kids.

Die Woche endete mit einer Andacht, die Pfarrerin Katrin Naechster in der Kapelle des St. Franziskus-Hospitals hielt. Sie schloss ein Gedenken an Menschen ein, die durch Suizid verstorben sind. Auch hier waren akut betroffene Angehörige unter den Teilnehmern. „Niemand muss sich selbst Vorwürfe machen, dann können Gefühle von Trauer und Wut in Versöhnlichkeit münden“, lautete die zentrale Botschaft.

„Mit unseren niedrigschwelligen Angeboten haben wir einen offensichtlich vorhandenen Bedarf aufgegriffen, gerade auch bei Betroffenen, in deren familiärem oder persönlichem Umfeld sich ein Suizid ereignet hat“, sagte Jürgen Ribbert-Elias. „Im Kreis der Kooperationspartner werden wir uns im kommenden Jahr wiederum zu dem Thema engagieren, unter dem die ‚Woche für das Leben‘ dann steht.“ Zu den Mitwirkenden zählen das St. Franziskus-Hospital, Christliche Krankenhaushilfe, Tagesklinik für Psychiatrie des St. Rochus-Hospitals, Notfallseelsorge, Telefonseelsorge, Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Caritasverband für das Dekanat Ahlen, Lunch Club/ Das Restaurant für Kids, Hospiz- und Palliativzentrum, Sternenland e.V., Familienbildungsstätte, Kita-Einrichtungen und Kirchengemeinden.

Bildunterschrift: Ermutigende Bilanz nach anspruchsvoller Aufgabe: 20 Kooperationspartner haben in Ahlen gemeinsam Angebote in der Woche für das Leben gemacht.
Text/Foto: St. Franziskus-Stiftung Münster