Bundesweite Adveniat-Weihnachtsaktion in Münster feierlich eröffnet

, Bistum Münster

„In der Adventszeit öffnet Gott uns Tore – lasst uns Tore öffnen für jene auf der Welt, denen so viel verschlossen bleibt“: Dazu hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn im feierlichen Gottesdienst zum bundesweiten Auftakt der Weihnachtsaktion des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat am ersten Advent, 28. November, im St. Paulus-Dom Münster aufgerufen. Konzelebranten waren Adveniat-Partner Erzbischof Dr. Leonardo Steiner aus der brasilianischen Amazonas-Metropole Manaus, Adveniat-Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Weihbischof Dr. Stefan Zekorn und Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Dr. Martin Maier. Die diesjährige Weihnachtsaktion steht unter dem Motto „ÜberLeben in der Stadt“.

Erzbischof Leonardo Steiner dankte Spenderinnen und Spendern aus dem Bistum Münster und aus Deutschland.

© Bistum Münster

Zum Tagesevangelium, in dem Jesus angesichts eines Katastrophenszenarios die nahe Erlösung zusagt, unterstrich Genn in seiner Predigt, diese Zusage sei „kein blanker Zynismus, sondern Ermutigung: Ihr könnt euch darauf ausrichten, dass euer Leben eine Perspektive hat, die größer ist.“ Diese Perspektive werde schon heute deutlich in denen, „deren Engagement dazu beiträgt, dass Gottes Reich jetzt schon ankommt: dort, wo Menschen der Not Gegenwehr leisten.“

Durch Adveniat geschehe genau das. Es sei kaum zu überschauen, was in den 60 Jahren seit Gründung des Lateinamerika-Hilfswerks Gutes bewirkt worden ist. Genn verwies beispielhaft auf die Arbeit von Erzbischof Steiner insbesondere angesichts der Corona-Pandemie. „Adveniat will deutlich machen, dass es eine Gerechtigkeit gibt, die größer ist als unsere und die Maß nimmt an der Liebe zu allen Menschen“, sagte Genn. So sei die Pandemie bei aller Schrecklichkeit eine Herausforderung, „ob wir nur auf uns selbst schauen oder ob wir bereit sind, über uns zu wachsen, indem wir uns impfen lassen und die Impfstoffe mit anderen Völkern teilen.“

Die Weihnachtsaktion sei „keine Bettelaktion, sondern eine Aktion gelebter Solidarität, die zuerst darin besteht, dass wir überhaupt einen Blick füreinander haben“, sagte der Bischof. Auch das Gebet sei wichtig, denn es gehe „um innere Solidarität auf den hin, der allen nahe sein will.“

 

Adveniat-Weihnachtsaktion 2021 "ÜberLeben in der Stadt"

80 Prozent der Menschen in Lateinamerika und der Karibik leben bereits heute in den Städten. Und die Landflucht hält weiter an. Doch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wird häufig enttäuscht. Das Leben der Indigenen, Kleinbauern und Klimaflüchtlinge am Stadtrand ist geprägt von Armut, Gewalt und fehlender Gesundheitsversorgung. Und wer arm ist, kann für seine Kinder keine gute Ausbildung bezahlen. Mit seinen Projektpartnern, wie zum Beispiel Ordensleuten und pastoralen Mitarbeitern, durchbricht das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat die Spirale der Armut: durch Bildungsprojekte in Pfarrgemeinden insbesondere auch für Frauen und Kinder, Menschenrechtsarbeit und den Einsatz für faire Arbeitsbedingungen. Unter dem Motto „ÜberLeben in der Stadt“ rückt Adveniat mit seiner diesjährigen Weihnachtsaktion die Sorgen und Nöte der armen Stadtbevölkerung in den Blickpunkt. Schwerpunktländer sind Mexiko, Paraguay und Brasilien. Die Eröffnung der bundesweiten Adveniat-Weihnachtsaktion fand am 1. Advent, 28. November, im Bistum Münster statt. Die Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember in allen katholischen Kirchen Deutschlands ist für Adveniat und die Hilfe für die Menschen in Lateinamerika und der Karibik bestimmt. Spendenkonto bei der Bank im Bistum Essen, IBAN: DE03 3606 0295 0000 0173 45 oder unter www.adveniat.de.

„Die Corona-Pandemie hat Manaus schwer getroffen. Die Bilder der überfüllten Kliniken und der vielen offenen Gräber gingen um die Welt. Bis zu 500 Menschen starben täglich allein in Manaus an den Folgen der Infektion“, schilderte Erzbischof Steiner. Es mangelte an Sauerstoffgeräten und Krankenbetten. „Dank Ihrer Hilfe konnten wir Leben retten“, unterstrich er, „wir brachten Sauerstoffgeräte zu den Kranken. Die Hospitalschiffe, die die Kirche auf dem Amazonas unterhält, leisten großartige Hilfe.“ Corona habe das Land in einer ohnehin schwierigen Situation getroffen, zudem kämen viele Flüchtlinge beispielsweise aus Venezuela und Haiti.

Gerade in den Großstädten zeigten sich Ausgrenzung, Ausbeutung und Not überdeutlich. Acht von zehn Lateinamerikanern lebten in der Stadt. Ein Großteil schlage sich mit Handlangerdiensten oder Gelegenheitsjobs durch. Die Kirche tue viel, um die Situation der Menschen in den Armenvierteln an den Stadträndern zu verbessern. „In der Gemeinschaft der Gemeinden wachsen Hoffnung und Perspektiven. Adveniat unterstützt uns in dieser Arbeit“, sagte Steiner und betonte: „Unsere Kirche ist weiblich, denn die Hoffnungsträgerinnen sind vor allem die Frauen, die in vielen kleinen Gemeinschaften und Projekten den Armen Chancen eröffnen.“

Der Erzbischof fügte an, dass ohne die Adveniat-Hilfe die Seelsorge gerade in den Gemeinschaften der Indigenen und der Flussrandbewohner, der Ribeirinhos, kaum möglich wäre. Er zeigte sich beeindruckt vom weltkirchlichen Engagement im Bistum Münster. „Die Kirche in Lateinamerika verdankt Euch viel“, betonte er gegenüber Adveniat-Spenderinnen und Spendern, „Euer Beitrag – vor allem in der Weihnachtskollekte, die ja an Adveniat geht –  ist eine konkrete Geste lebendiger Solidarität mit der Kirche in Lateinamerika und der Karibik.“

Getreu dem Motto „ÜberLeben in der Stadt“ waren die Fürbitten von Menschen in unterschiedlichen Zusammenhängen in der Stadt Münster vorab formuliert worden. So bat etwa Thomas Mühlenbauer vor dem Haus der Wohnungslosen für Menschen ohne festen Wohnsitz oder Barbara Loy als Fahrradfahrerin für Engagement gegen die Auswirkungen des Klimawandels.

Den Dom schmückten zwei große Leinwände mit münsterischen und lateinamerikanischen Motiven. Diese hatten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Wolbeck zum Thema „ÜberLeben in der Stadt“ gestaltet.

Unter der musikalischen Leitung von Domkapellmeister Alexander Lauer und Domkantorin Verena Schürmann begleiteten die Gruppe Rodrigo Tobar aus Köln und der Jugendchor der Dommusik Münster den Festgottesdienst.

Im Anschluss trafen sich Gäste und Gastgeber unter coronakonformen Bedingungen auf dem AndersAdvent des Bistums Münster zu dessen Eröffnung. Der AndersAdvent findet zur Adveniat-Aktions-Eröffnung vom 1. bis 12. Dezember jeweils von 17 bis 20 Uhr im Innenhof des Liudgerhauses am Überwasserkirchplatz statt. Dort können sich die Besucher über Eine-Welt-Arbeit informieren, fair gehandelte Waren erwerben, Gäste aus Brasilien und Mexiko kennen lernen, beim Kerzen ziehen kreativ werden und internationale Spezialitäten genießen.. Für einen Besuch des AndersAdvent gilt die 2G-Regel und Maskenpflicht.

Carolin Kronenburg / Anke Lucht

Bildunterschrift: Die Gruppe Rodrigo tobar gestaltete den Gottesdienst mit lateinamerikanischer Musik mit. 

Fotos: Bischöfliche Pressestelle / Achim Pohl