Engagierte tauschen sich über neue Pastorale Räume aus

Sie haben in ihren Themengruppen nachgedacht, manchmal kontrovers diskutiert – und am Ende wollen sie spätestens bis Ende des Jahres eine Empfehlung zu Papier gebracht haben. Um sich über den Stand des Prozesses zur Entwicklung pastoraler Strukturen im Bistum Münster zu vergewissern, haben sich die Mitglieder der insgesamt 14 Themengruppen des Prozesses mit Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp, dem Geschäftsführer des Prozesses, Daniel Gewand, und untereinander ausgetauscht. Immer vor Augen, dass die 207 Pfarreien im Bistum Münster mit kirchenrechtlicher Inkraftsetzung ab Januar 45 Pastorale Räume zugeordnet werden.

Um sich über den Stand des Prozesses zur Entwicklung pastoraler Strukturen im Bistum Münster zu vergewissern, haben sich die Mitglieder der insgesamt 14 Themengruppen des Prozesses mit Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp (zweiter von rechts), dem Geschäftsführer des Prozesses, Daniel Gewand (links), und untereinander ausgetauscht. Zu Gast war Prof. Dr. Hans Hobelsberger von der Katholischen Hochschule NRW (rechts).

© Bischöfliche Pressestelle / Gudrun Niewöhner

Welche Herausforderungen, aber vor allem welche Chancen die Neustrukturierung mit sich bringt, das betonte Winterkamp am Anfang des Tages noch einmal. Prof. Dr. Hans Hobelsberger von der Katholischen Hochschule NRW lieferte in einem Impulsvortrag Denkanstöße für die finale Phase der Themengruppenarbeit.

Chance für neue Formen von Kirche-sein

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Conny Grasshoff, die sich ehrenamtlich in verschiedenen kirchlichen Gremien engagiert, und Generalvikar Winterkamp ermutigte Hobelsberger die Themengruppenmitglieder, im Prozess der Neustrukturierung auf Gott zu vertrauen und gelassen zu bleiben. Für die Menschen im neugegründeten Pastoralen Raum da zu sein, einander zu begegnen, nannte Hobelsberger als wesentliche Ziele unter dem Stichwort Existenz und Evangelium in Resonanz zu bringen.

Aus Sicht einer Pfarreiratsvorsitzenden berichtete Conny Grasshoff von einem enormen Veränderungsdruck, der vor Ort in den Gemeinden zu spüren sei. Sie warnte davor, den Kopf in den Sand zu stecken und warb dafür, die Situation anzunehmen und Neues anzupacken.

Generalvikar Winterkamp zeigte sich ebenfalls zuversichtlich, dass die Pfarreien im Bistum Münster lernen werden, mit den veränderten Rahmenbedingungen umzugehen.

Ihm war zudem wichtig, noch einmal deutlich zu machen, warum neue pastorale Strukturen zwingend erforderlich sind: „Die Rahmenbedingungen in und für die Pfarreien werden sich in den nächsten Jahren weiter radikal verändern.“ Gründe seien die schwindenden finanziellen Ressourcen und die weniger werdenden Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie die zurückgehende Zahl an Ehrenamtlichen. Darauf müsse reagiert werden, sagte Winterkamp und betonte: „Wir befinden uns in einem Beteiligungsprozess. Noch haben wir die Möglichkeit, zusammen ein Konzept für die Zukunft zu entwickeln.“

Pfarreiübergreifendes seelsorgliches Handeln gemeinsam gestalten

Entwickelt wurde im Rahmen des Prozesses ein konkreteres Bild, was der Pastorale Raum ist und was er nicht ist. Der Pastorale Raum ist keine Fusion. Er bietet die Möglichkeit, pfarreiübergreifendes seelsorgliches Handeln gemeinsam zu gestalten, vor allem dort, wo es allein nicht mehr möglich ist. Den Pastoralen Raum kennzeichnen fünf Merkmale, die zugleich die Aufgaben der Pastoralen Räume beschreiben. Diese werden in fünf Raumbegriffen beschrieben, die von Winterkamp vorgestellt wurden: Der Pastorale Raum ist ein Verwirklichungsraum des Evangeliums unter in Zukunft deutlich veränderten gesellschaftlich-kirchlichen Rahmenbedingungen. Der Pastorale Raum ist ein Sendungsraum. Die Seelsorge hat alle Menschen des Sozialraums mit ihrer Freude und Hoffnung, Trauer und Angst im Blick. Darin verwirklicht sich der Grundauftrag der Kirche, die Gesellschaft im Sinne des Evangeliums mitzugestalten. Der Schlüsselbegriff des Pastoralen Raums ist der Kooperationsraum. Ziel ist eine verbindlichere Zusammenarbeit in unterschiedlichen Zuständigkeiten für pastorale Felder auf lokaler und regionaler Ebene. Des weiteren ist der Pastorale Raum  ein Engagementraum, in dem das Pastoralteam eingesetzt wird. Im Pastoralen Raum sind vielfältige Formen von Leitung, Engagement und Delegation möglich. Der Pastorale Raum bindet Engagierte an verschiedenen pastoralen Orten, Einrichtungen und pastoralen Feldern sowie nichtkirchliche Akteure mit ein. Schließlich  ist der Pastorale Raum auch ein Möglichkeitsraum für zukunftsfähige Formen des Kirche-Seins, in dem das Evangelium auf unterschiedliche Weise gelebt wird. Verschiedene Formen des Kirche-Seins sind nebeneinander möglich: bewährt und innovativ, zeitlich befristet und dauerhaft, territorial und personal.

Die knapp 80 Teilnehmenden des Treffens trugen die Sachstände aus den Themengruppen anhand der fünf Raumbegriffe zusammen.

Empfehlungen und Zeitplan

Zum Abschluss stellte Generalvikar Winterkamp die schon entschiedenen Empfehlungen zu den Koordinierungsteams und dem Kirchengemeindeverband (KGV) vor. Geschäftsführer Gewand nannte den Zeitplan für die nächsten Schritte und lud alle Prozess- und Themengruppenmitglieder zum Dank- und Abschlusstreffen am 25. Mai nach Münster ein. Dabei soll den Beteiligten in den Gruppen des Prozesses gedankt und deren Engagement gewürdigt werden. Auch Bischof Dr. Felix Genn wird an diesem Treffen teilnehmen.

Aber zunächst werden die Empfehlungen in den Themengruppen nun finalisiert und über die Prozessgruppen in die Steuerungsgruppe gegeben. Am 16. und 17. Februar wird im Diözesanrat darüber beraten. Anschließend wird der Bischof entscheiden.

Prozess zur Entwicklung pastoraler Strukturen