Der Bischofsstab von Weihbischof Lohmann

Bischofsstab Rolf Lohmann

Der Bischofsstab weist auf das Amt des Bischofs als Hirte hin. Er besteht aus einem Schaft, an dessen oberes Ende sich eine Krümme anschließt. Daher heißt er auch Krummstab. Getragen wird der Bischofsstab in der Liturgie beim Ein- und Auszug, während des Vortrags des Evangeliums, bei der Predigt und zum Schlusssegen. Verstanden werden kann der Stab als symbolisches Werkzeug des Bischofs, um die Gemeinde nach Gottes Willen zu lenken und zu hüten.

Der Bischofsstab von Weihbischof Lohmann ist in drei Teile zerlegbar. Der Schaft ist aus leicht marmoriertem Ebenholz, die Krümme mit Kanthaken und Knauf besteht aus zum Teil dunkel patiniertem Silber, ebenso die Bünde, an denen der Stab zerlegt werden kann. Das Holz ist Zeichen der Bodenständigkeit und zeigt die Verwurzelung des Trägers im christlichen Glauben.

Die Krümme ist eine umfangreiche Erweiterung des „Pastor-Schüppchen“, das in einigen links- und rechtsrheinischen Pfarreien, so auch in St. Marien Kevelaer, Verwendung findet. Es steht für das Hirtenamt als Pastor, denn es symbolisiert die Schäferschaufel und weist auf Christus als Hirten hin. Lohmann: „Von Anfang an ging es mir um die pastorale Frage, also als Bischof Pastor und Hirte zu sein.“ Ein außen aus der Schaufel herausgeprägtes „Chi-Rho“-Monogramm weist auf Christus hin, es gehört zu den frühesten christlichen Symbolen. Die griechischen Buchstaben Chi und Rho sind die Abkürzung für Christus. Auf der Innenseite entwickelt sich aus dem Chi-Rho der massiv geschmiedete Kanthaken als Zeichen für Schutz und Hilfe.

Unterhalb der Schaufel befindet sich ein viereckiger Knauf, der sich einerseits wie eine Verstärkung zwischen Schaft und Schaufel einfügt, andererseits die fließenden Formen von Schaufel und Schaft unterbricht. Auf den vier Seiten ist je eine Leitfigur dargestellt. Jede wird mit drei Motiven beschrieben: einem Porträt, einem Objekt und einem Symbol aus dem Leben oder der Legende der dargestellten Person, die sich Lohmann als Vorbild genommen hat. Die Namen der Leitfiguren sind in den vier gerundeten Ecken, die sich säulenhaft absetzen, eingeschlagen.

Dargestellt sind:

Ludgerus, erster Bischof von Münster, der viel in der westfälischen Heimat Lohmanns gewirkt hat und so eine Verbindung in die Heimat von Weihbischof Lohmann darstellt. Zu sehen ist Ludgerus im bischöflichen Ornat mit Mitra nach dem Vorbild einer Reliquienbüste aus Billerbeck. Zwei Gänse weisen auf die Tiere hin, die an verschiedenen Stellen in der Heiligenlegende erwähnt und mit wundersamen Begebenheiten in Verbindung gebracht werden. Dargestellt ist zudem die Abtei Werden, als deren Begründer Ludgerus gilt und die zu den ersten großen christlichen Zentren im deutschen Raum gezählt wird.

Ida von Herzfeld, erste Heilige Westfalens. In der Pfarrei St. Ida wirkte Lohmann 14 Jahre lang als Pastor. Lohmann: „Sie steht für die Caritas, die den Glauben durch Liebe zu den Menschen brachte.“ Ihr Bild auf dem Stab ist das einer demütigen Frau in mittelalterlicher Ordenstracht nach einem freien Entwurf des Goldschmieds. Neben ihr weist der Hirsch auf Wehrhaftigkeit hin. Er wird oft mit Ida dargestellt und ist noch heute ein heraldisches Zeichen im Wappen von Herzfeld. Die Silhouette der Basilika von Herzfeld steht für den Kirchenbau durch Ida.

Kardinal Clemens August Graf von Galen, der zur Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1946 Bischof von Münster war. Lohmann: „Er hat mich immer fasziniert mit seinem unerschrockenem Einstehen für seine Überzeugungen, auch wenn es schwer wurde.“ Das Porträt ist einem Foto nachempfunden und zeigt den Bischof in Soutane. Ein Amboss weist auf eine seiner bekanntesten Predigten hin, die er während des 2. Weltkriegs in Münster hielt und in der er unter anderem Euthanasie und Glaubensverfolgung durch die Nationalsozialisten anprangerte. Der Dom zu Münster erinnert an seine Wirkungsstätte.

Karl Leisner, in Rees geborener und in Kleve aufgewachsener Märtyrer, der im Konzentrationslager Dachau heimlich zum Priester geweiht wurde und an den Folgen der Lagerhaft starb. Sein Porträt ist nach einem bekannten Foto gestaltet, betende Hände in Ketten sind das Symbol für Leisners Glaubensstärke trotz Gewalt und Gefangenschaft. Das Zeichen seiner Priesterweihe im Konzentrationslager ist die Silhouette seines Primizkelches. Dieser Kelch wird in der Pfarrei St. Marien in Kevelaer aufbewahrt, „am zweiten Weihnachtstag habe ich jedes Jahr mit diesem Kelch die Messe gefeiert“, sagt Lohmann. Leisner ist für ihn ein wichtiges Vorbild.

Fotos: Markus van Oorschot