Die Zeitreise zurück ins Jahr 1941 hat der Emsdettener Schulseelsorger Markus Hachmann konzipiert und diese mit Hilfe von Winfried Hachmann und Matthias Hecking umgesetzt. Letztgenannte sind selbstständige Escape-Room-Betreiber und der „Löwe von Münster“ ist ihr erstes portables Projekt. In seiner Predigt am 3. August 1941 sprach Bischof von Galen öffentlich über die systematische Tötung von Menschen mit Behinderungen durch die Nationalsozialisten. Wegen dieser und anderer mutiger Predigten gegen die menschenverachtenden Nazi-Gräueltaten wurde er auch „Löwe von Münster“ genannt.
Escape-Rooms hingegen sind ein neues Freizeit-Format, in dem Spielergruppen Rätselaufgaben lösen. Beim „Löwen von Münster“ haben die AJG-Schülerinnen und -Schüler eine Stunde lang Zeit, um in der Rolle einer fiktiven Jugendgruppe verbotene Kopien der Predigten des Bischofs aufzuspüren. Ihr imaginärer Gruppenleiter wurde dafür erst am Morgen von der Gestapo verhaftet, jetzt müssen sie die Predigten schnell aus seiner Wohnung verschwinden lassen. Doch es geht um mehr. Am Ende werden sie vor die Wahl gestellt: Hätten sie damals den Mut gehabt, die gefundenen Flugblätter zu verteilen? Das anonyme Gruppenergebnis führt schnell zu Diskussionen und kann später im Unterricht aufgegriffen werden.
Aus Theaterwänden und Original-Requisiten der damaligen Zeit haben Hachmann und Hecking eine mobile Raum-in-Raum-Installation geschaffen. Ob Wählscheibentelefon, Volksempfänger oder Schreibmaschine, alle Geräte funktionieren und sind wichtig, um die Rätsel zu lösen.
Zum Escape-Room gehört auch ein Kontrollraum, aus dem die beiden Spielleiter Hachmann und Hecking Bild und Ton verfolgen und bei Bedarf Hilfestellungen geben – natürlich als Charaktere der Handlung. Winfried Hachmann: „Wir können den Unterricht zwar nicht ersetzen, aber eine erlebte Geschichte bleibt ganz anders in Erinnerung.“
Das findet auch Maire Schnieders aus der Q1: „Wir waren so beschäftigt, die Hinweise zu finden, dass wir komplett die Zeit vergessen haben. Als wir dann Geräusche hörten, dachten wir, die Gestapo würde uns verhaften...“ Den AJG-Oberstufenschülern hat es gefallen, als Team zu arbeiten: „Das ist eine richtig gute Idee, die Stunden lebendiger zu gestalten und trotzdem Bedeutendes zu lernen.“
Der mobile Escape-Room „Löwe von Münster“ kann für eine Woche oder länger gebucht werden. Für einen kürzeren Zeitraum lohnt sich der Aufbau nicht. Der Raum ist ursprünglich für Schülergruppen ab der neunten Klasse gedacht. Er lässt sich aber auch von Familien, Leiterrunden, Freundeskreisen oder anderen Gruppen nutzen. Ideal sind Teams von vier bis acht Personen. „Gerade unterschiedliche Generationen ergänzen sich gut“, hat Hecking festgestellt. Aufgebaut werden kann der „Löwe von Münster“ überall dort, wo ein mindestens 15 bis 20 Quadratmeter großer Raum vorhanden ist sowie die Möglichkeit besteht, in räumlicher Nähe einen „Kontrollraum“ aufzubauen.
Wer Interesse hat, sich auf spannende Weise mit dem „Löwen von Münster“ auseinanderzusetzen, wendet sich per E-Mail an kontakt[at]loewevonmuenster.de.
Nachdem bei einem Brand in einem Escape-Room in Polen fünf Mädchen ums Leben gekommen sind, wurde auch in Deutschland viel über die Sicherheit in diesen Räumen diskutiert. In Escape-Room des Arnold-Janssen-Gymnasiums wird niemand eingeschlossen, versichern die Organisatoren. Es gibt lediglich einen Vorhang. Jeder kann zu jeder Zeit den Escape-Room verlassen.
Gudrun Niewöhner