EFL-Beratungsstellen im Kreis Warendorf geben Tipps für die Zeit zu Hause

, Kreisdekanat Warendorf

Entschleunigung oder Belastung? Fest steht: Die Einschränkungen durch die Corona-Krise stellen die Geduld vieler Menschen auf die Probe. Viel Zeit zu Hause, das bringt Herausforderungen mit sich, wissen die Leiterinnen der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen (EFL) des Bistums im Kreis Warendorf, Sandra Middendorf (Ahlen und Beckum), und Petra Häder (Oelde und Warendorf). Die Diplom-Psychologin und die Systemische Therapeutin erklären, welche Situationen ein besonders hohes Konfliktpotenzial bergen und geben Tipps, wie die Zeit in den eigenen vier Wänden kurzweilig gestaltet werden kann.

EFL-Leiterin Petra Häder während einer Beratung

Petra Häder (Bild), EFL-Leiterin in Oelde und Warendorf, und ihre Kollegin Sandra Middendorf (Ahlen und Beckum) geben Tipps für den Aufenthalt zu Hause.

© Bistum Münster

Konflikte sind vorprogrammiert, wenn mehrere Familienmitglieder über eine längere Zeit zu Hause sind und gegebenenfalls von dort aus arbeiten, sagt Petra Häder. „Nähe und Distanz müssen neu definiert werden, das heißt, es müssen Rückzugsorte geschaffen werden oder Zeitfenster, die jeder für sich allein nutzt.“ Auch verändere sich die Rollenverteilung beispielsweise in Familien, wenn beide Elternteile zu Hause sind. Häufiger miteinander reden und stärker aufeinander Rücksicht nehmen – dazu rät die EFL-Leiterin. 

Wie beschäftige ich meine Kinder sinnvoll über mehrere Wochen? Diese Frage stellt sich vor allem Eltern derzeit. Aus Sicht von Sandra Middendorf ist es ratsam, die bisherige Tagesstruktur beizubehalten und beispielsweise Zeit für die Schulaufgaben am Vormittag einzuräumen. Mehr Zeit als Familie – das könne auch eine Chance sein. So gebe es Zeit, um gemeinsame Projekte zu verwirklichen: Ein Fotoalbum gestalten, ein Baumhaus bauen, oder ein Gartenbeet anlegen seien nur Beispiele. 
Wichtig, um Stress abzubauen, sei außerdem Bewegung. „Wenn möglich können die Kinder im Garten spielen oder mit den Eltern Spaziergänge im Wald unternehmen“, sagt Petra Häder. Müsse sich Bewegung auf die Wohnung oder das Haus beschränken, könne vielleicht eine Hängematte aufgehangen oder eine Bewegungslandschaft aus Matratzen gebaut werden. Auch die Kreativität der Kinder möchte in diesen Zeiten anregt werden, weiß die EFL-Beraterin. „Es können Bilder und Briefe für die Großeltern gemalt und geschrieben werden, Instrumente gebaut und damit musiziert werden oder eine feste Vorlesestunde eingerichtet werden“, rät Petra Häder. 

Zu einer innerlichen Zerreißprobe kann die Situation auch für Singles und ältere Menschen werden. „Wenn Abstand gehalten und Kontakte eingeschränkt werden müssen, drohen insbesondere, aber nicht nur, Senioren und Alleinstehende zu vereinsamen“, sagt Sandra Middendorf. Verunsicherungen und Ängste können verstärkt werden, dazu können finanzielle Sorgen kommen, die zu existenziellen Nöten führen können. „Darum ist es für diese Menschen besonders wichtig, Kontakte zu halten – telefonisch oder über Onlinedienste wie Skype“, sagt die Psychologin. Neben größeren Projekten wie die eigene Wohnung verschönern, könne Sport als Ausgleich getrieben werden. „Anleitungen für Workouts zu Hause gibt es im Internet“, empfiehlt Sandra Middendorf. Nicht vergessen sollte man auch, sich selbst etwas Gutes zu tun. „Für Entspannung sorgen kann die Lieblingsmusik, ein heißes Bad oder ein gutes Buch“, sagt sie. 

Und natürlich sind auch die EFL-Beraterinnen und -Berater im Kreis Warendorf weiterhin als Ansprechpersonen da. Zwar sind Gruppenangebote und Veranstaltungen zum Schutz der Ratsuchenden bistumsweit bis zum 19. April abgesagt, telefonische Beratung, Telefonsprechstunden und Online-Beratungen laufen aber weiter. Alle Informationen dazu gibt es im Internet unter www.ehefamilieleben.de.

Ann-Christin Ladermann