„Eine Katastrophe mit Ansage“

, Bistum Münster

Nachdem sich mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Schlachthof der Firma „Wiesenhof“ in Lohne mit dem Corona-Virus infiziert haben, erneuert der Lengericher Pfarrer Peter Kossen seine Forderung, die „moderne Sklaverei zu beenden“.

Pfarrer Peter Kossen

Pfarrer Peter Kossen kämpft seit Jahren für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen in der Fleischindustrie.

© Bistum Münster

In einem offenen Brief an den niedersächsischen Ministerpräsident Stephan Weil und NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann hatte Kossen bereits im April vor massenhaften Infektionen in der Fleischindustrie und anderen Branchen gewarnt: „Schritt für Schritt ist aus den Befürchtungen Wirklichkeit geworden – eine Katastrophe mit Ansage.“

Kossen zeigt kein Verständnis für das Verhalten der Politiker: „Will man einfach zusehen, wie Lücken wieder geschlossen werden und die Ausbeutungsmaschinerie für billiges Fleisch weiterläuft oder ist jetzt nicht der Zeitpunkt, die Räder anzuhalten und den Systemwechsel herbeizuführen?“ Das System einer Wertschöpfung, die weitgehend auf der Ausbeutung von Menschen, Tieren und Natur aufgebaut ist, sei krank und mache krank. „Die Abkehr von diesem System ist längst überfällig“, fordert er Konsequenzen. Achtsamkeit, Wachsamkeit und gesetzlich erzwungene Mindeststandards von Leben und Arbeiten in Würde und Gerechtigkeit könnten die Wende herbeiführen.

Der Pfarrer warnt davor, aktuelle Selbstverpflichtungserklärungen der Fleischindustrie als positive Entwicklung einzuschätzen: „Wenn jetzt zu hören ist, die Werkvertragsarbeiter würden demnächst von Tochtergesellschaften angestellt, dann ist das die gleiche Masche, mit der die Fleischindustrie schon lange Arbeitsmigranten ausgebeutet hat, indem sie nämlich als eigener Subunternehmer auftritt und damit Löhne und Sozialstandards drückt. Der Gesetzgeber darf sich hier nicht täuschen lassen.“

Birkenfeld, Oer-Erkenschwick, Coesfeld, Rheda-Wiedenbrück, Wildeshausen, Lohne – die Liste werde immer länger. „Solange die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitsmigranten nicht substanziell verbessert werden, ist kein Ende in Sicht“, appelliert Kossen an alle Verantwortlichen, endlich zu handeln.

Gudrun Niewöhner