Kevelaer sei, das habe er in den vergangenen Tagen erfahren können, ein schöner Ort. Besonders, betonte Tencer, gefalle ihm die „heimische Atmosphäre“. Es sei immer gut, nach Hause zu kommen und „mit der viel geliebten Mutter zu sprechen“. Das sei der Grund, warum die Menschen nach Kevelaer kommen, „dafür sind wir alle hier“, erklärte Tencer, der gebürtig aus der Slowakei stammt und vor knapp sieben Jahren von Papst Franziskus zum Bischof von Reykjavik ernannt wurde.
In seiner Predigt betonte er, dass es in Kevelaer zwar herrliche und prachtvolle Bauten wie die Marienbasilika und die Gnadenkapelle gebe, „aber im Zentrum steht die einfache Magd des Herrn“, sagte er mit Bezug auf das Gnadenbild. Es sei das Wichtigste, diese Einfachheit vor Augen zu haben, unterstrich Tencer. „Auf der Welt regieren die Machtvollen und die Reichen“, sagte er, doch gehe Macht immer mit dem Kampf um noch mehr Macht einher. „Von Maria lernen wir, dass die Niedrigen überleben“, erklärte der Bischof. Gott wähle jene, die in den Augen der Welt schwach und machtlos sind: Von Maria habe niemand erwartet, dass sie diejenige sein werde, die den Gottessohn zur Welt bringt.
Sie habe viele Namen, wie etwa „Trösterin der Betrübten“ in Kevelaer: „Jeder, der zweifelt, kann Rat suchen bei Maria, wir alle finden einen Namen für sie, der zu uns passt.“ Maria habe sich selbst nicht sichtbar gemacht und keine Ehrung gesucht, gerade deshalb könne man heute ihr zu Ehren feiern: „Wenn wir auf Maria blicken, dann können wir ein demütiges Mädchen sehen, das von Gott auserwählt wurde, die Mutter des Erlösers der Welt zu sein, ohne dass sie sagen würde, es sei ihr Verdienst“, schloss Tencer seine Predigt. Im Anschluss an den Gottesdienst spendete er den Gläubigen den Päpstlichen Segen.
Christian Breuer