Experten und Beschäftigte aus Altenhilfe bei Fachtagung im Hitze-Haus

Der Wandel ist dramatisch: Bis zum Jahr 2030 wird es in Deutschland 50 Prozent mehr über 65-Jährige geben als 2009. Und: Jeder dritte 85-Jährige erkrankt an Demenz.

„Wir dürfen nicht in Panik verfallen. Wir müssen mit der Entwicklung konstruktiv umgehen“, kommentierte Prof. Dr. Jörn Dumman von der Fachhochschule Münster die Zahlen, die er am Dienstag (28. Mai) in einem Vortrag auf der Fachtagung „Demenz“ in Münster vorstellte.

Um Betroffenen zu mehr Lebensqualität zu verhelfen, sollen sie mit jungen Menschen zusammenkommen – wie das in einigen Kooperationsprojekten von Kindertagesstätten und Altenheimen bereits passiert. Wie lassen sich diese Begegnungen gestalten? So lautete die Frage, der im münsterischen Franz-Hitze-Haus Experten und Beschäftigte aus Altenhilfe, Pflege, sozialer und Bildungsarbeit in Vorträgen und Workshops nachgingen.

Aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen sind ältere Menschen hilfebedürftig und können nicht für sich selber sorgen. „Das Bild vom Alter ist negativ geprägt“, erläuterte Dumman. Auch hätte heutzutage nur vier Prozent der 15- bis 20-Jährigen außerhalb ihrer Familie Kontakt zu einem über 60-Jährigen. „Das Geben und Nehmen ist aber unabhängig vom Alter, vieles kann man generationenübergreifend lernen“, machte sich der Wissenschaftler für die intergenerative Pädagogik stark.

Ziel der Behandlung einer Demenz sei eine bessere Hirnleistung und die Stärkung von Alltagskompetenzen. „In nicht-medikamentöse Ansätze kann man Kinder integrieren“, berichtete Stefanie Oberfeld vom Gerontopsychiatrischen Zentrum der Alexianer in Münster. Das könnten Erzählkreise, Spiele, gemeinsames Essen, Malen, Backen, Musizieren oder Tanzen sein. „Kinder dürfen aber keine therapeutische Verantwortung haben – das ist eine Last, die man ihnen nicht aufbürden sollte“, so die Oberärztin. Auf keiner Seite sollte Überforderung oder Angst aufkommen. Auch wenn es bislang keine medizinischen Studien gebe, Effekte für die Kranken seien sicherlich die Stärkung der kognitiven Fähigkeiten und mehr Selbstwertgefühl. „Jeder lernt die Welt des anderen kennen. Hier haben wir die Chance zu prägen, auch was das Altersbild betrifft.“

Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung kämen der Jugendarbeit und der Schule Schlüsselrollen zu, stellte Wilma Dirksen von der Gerontopsychiatrischen Beratung der Alexianer heraus. „Diverse kreative Projekte gibt es bereits bundesweit“, berichtete sie und verwies auch auf die Einrichtung „sozialgenial“ in Münster, die bei Interesse Kontakte herstelle. „Nach und nach hält das Thema Demenz auch Einzug in die Lehrpläne.“

Weitere Beispiele wurden bei der Tagung in Workshops vorgestellt: So bietet die Familienbildungsstätte Dülmen 10- bis 13-Klässlern unter dem Titel „Jugendliche begleiten Menschen mit Demenz“ eine Qualifizierungsmaßname für späteres ehrenamtliches Engagement in Altenheimen an. Gerade aus der Taufe gehoben wurde vom Demenz-Servicezentrum Münsterland in Ahlen eine Reihe für Drei- bis Sechsjährige: „Kidzeln: Kindern Demenz erklären“.

Text: Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
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