Farbenfrohes Zeichen für Toleranz und Gastfreundschaft

Über 600 Menschen haben sich amSonntag, 11. Oktober, auf den Weg zum Xantener Marktplatz gemacht.

Mit einer Demonstration und einer Menschenkette setzten sie dort ein Zeichen für Toleranz, Gastfreundschaft, Weltoffenheit und gegen Fremdenfeindlichkeit am Niederrhein.

Die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) – Bezirk Niederrhein-Nord und Niederrhein-Süd – hatte dazu aufgerufen. Die Aktion war eine Reaktion auf den Brandanschlag auf die geplante Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Förderzentrum an der Johannes-Janssen-Straße.

Julian Thielmann, Benedikt Gesing und Christoph Fromont vom DPSG-Bezirksvorstand organisierten die Aktion. "Wir haben das sehr kurzfristig ins Leben gerufen, innerhalb von einer Woche", sagte Fromont, "es ist uns ein Anliegen, nach dem Brandanschlag das wahre Gesicht des Niederrheins zu zeigen." Der Bezirksvorstand habe befreundete Vereinigungen angesprochen und die Veranstaltung beim Ordnungsamt angemeldet. "Bürgermeister Thomas Görtz hat sich sofort bei uns gemeldet und seine Unterstützung zugesichert", erzählte Fromont.

Unter dem Motto ,Der Niederrhein ist bunt‘ waren alle Teilnehmer aufgerufen, sich bunt zu kleiden sowie Luftballons, Fahnen, Schals und farbige Stoffstücke mitzubringen. Das taten sie sehr kreativ, beispielsweise mit gelb-grünen Hüten, grellen Westen und Jacken, Hippie- und Clownshosen, bunten Pullovern. Ein Teilnehmer trug ein pinkfarbenes Rüschen-Seidenhemd, andere hatten Hawaii-Blütenkränze umgehängt.

"Ihr seid viele, und ihr seid bunt. Herzlich willkommen in Xanten, bunter Niederrhein", sagte Christoph Fromont zur Begrüßung, "auf jede neue Schreckensmeldung soll ein Vielfaches an guten Meldungen folgen, das haben wir in der vergangenen Woche erreicht. Darum haben wir diese Aktion ins Leben gerufen." Willkommenskultur am Niederrhein höre nicht mit bunten Flyern und Welcome-T-Shirts auf, sondern fange damit erst an. "Lasst uns Ängste abbauen und Begegnung schaffen", lud Fromont ein.

Rund 250 Teilnehmer hatten sich per Facebook angemeldet, die anderen kamen spontan. Darunter waren viele junge Leute, etliche von ihnen Pfadfinder. Ebenso beteiligten sich Bürger aus Xanten und Umgebung, Vertreter der Stadt und des Bistums Münster, Mitglieder von Jugendorganisationen und Vereinen – wie der ,Allgemeinen Konzert-Organisation Sonsbeck‘ und der ,Jugendkulturwerkstatt Exit‘ in Xanten – und viele Familien. Auch einige Flüchtlinge, die in Xanten leben, waren dabei.

Rund eineinviertel Stunden war Familie Bechatzek unterwegs, sie wohnt in Lüdinghausen. Dirk Bechatzek hatte einen alten bunten Pullover angezogen. "Wir sind für die Menschenrechte, und zwar für alle Menschen. Das wollen wir hier zeigen", sagte der Familienvater. Mit dabei waren seine Ehefrau Alexandra, die achtjährige Tochter Franka, die zehnjährige Käthe, die elfjährige Lotta und die 13-jährige Neele, alle in farbenfrohen Outfits. Begleitet wurden sie von Jan Houdek, Leiter der Pfadfinder in Lüdinghausen, bei denen die drei älteren Mädchen aktiv sind.

Miriam und Mareike Claßen gehören den Pfadfindern Wesel-Feldmark an. Sie kamen mit ihrem Vater Rainer. "Wir wollen Flagge zeigen", sagte er. Das Thema ,Flüchtlinge‘ werde schon mal in der Familie erörtert. Es sei wichtig, zu zeigen, dass sie hier willkommen sind.

Der Meinung waren auch Katrin Duda, Nicola Frericks und Pia Hagemann vom Pfadfinder-Stamm Phoenix St. Anna Rheinberg. "Es ist nicht richtig, was zurzeit teilweise hier passiert. Es kann nicht sein, dass Menschen, die so viel Schlimmes durchgemacht haben, hier noch mehr Leid erfahren", sagte die 24-jährige Katrin. Nikola, 21 Jahre, ergänzte: "Diese Aktion zeigt, warum wir Pfadfinder sind. Für Werte wie Solidarität, Menschlichkeit und Gastfreundschaft stehen wir auch öffentlich ein, und dafür setzen wir ein Zeichen." Ausgestattet mit bunter Hose und mit bunten Luftballons, gab Sarah Fraszczak vom Stamm Weeze-Kervernheim zu bedenken: "Uns geht es gut. Wir sollten immer offen sein für Menschen, denen es schlecht geht, und diese in unserem Land aufnehmen."

Gegen 15 Uhr setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung. Vorneweg trugen einige Pfadfinder ein Banner mit der Aufschrift ,Solidarität mit allen Geflüchteten‘. Andere zeigten Plakate, auf denen stand ,Ich will Farbe‘, ,Der Niederrhein ist bunt‘ und ,Nazis vertreiben, Flüchtlinge bleiben‘. Der Weg führte die Teilnehmer in einem langen Zug zum ehemaligen Förderzentrum, wo in den nächsten Wochen Flüchtlinge untergebracht werden.

"Als bunten Willkommensgruß befestigen wir die farbigen Stofffetzen am Zaun, dann stellen wir uns dort am Zaun rund um das Gebäude auf", erklärte Julian Thielmann. Bis zur Ankunft der Flüchtlinge sollen die farbenfrohen Botschaften hängenbleiben. Mit dem Pfadfinderlied "Flinke Hände – flinke Füße" umschloss eine mehrere hundert Meter lange Menschenkette das Förderzentrum. Spontan gab es zum Schluss dann noch eine La-Ola-Welle. Abschließend lud Christoph Fromont alle ein zu einem Begegnungsfest am Samstag, 24. Oktober, in Geldern, das die Pfadfinder organisieren.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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