Die Europäische Union sei in Bezug auf die Flüchtlingspolitik zerstritten. „Es ist keine Einigung in Sicht“, kritisierte er. Nach Meinung des Flüchtlingsbeauftragten sei es notwendig, dass Staaten, die bereit seien, Geflüchtete aufzunehmen, eine Vorreiterrolle einnehmen. „Das ist möglich, das gibt es in anderen Bereichen der EU-Politik auch“, verdeutlichte Flötotto. Kein Land werde gezwungen, Hilfe zu leisten, wenn dies seine Kräfte übersteige. „Aber alle sind zur möglichen Hilfe aufgerufen und da ist in der EU und erst recht in Deutschland noch viel Luft nach oben.“
Wenig überrascht zeigt er sich in dem halbstündigen Podcast-Format des Bistums Münster von der Entwicklung im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Rund 13.000 Menschen sind vor drei Wochen durch einen Brand obdachlos geworden. „Es war klar, dass das Pulverfass irgendwann explodiert“, erklärte der Flüchtlingsbeauftragte mit Blick auf das Lager, das ursprünglich für 3.000 Flüchtlinge konzipiert worden war, aber von mehr als der vierfachen Anzahl bewohnt wurde: „Darum war es eine Katastrophe mit Ansage, die man lange nicht hat hören wollen.“ Aus Sicht von Flötotto werden die Lager gezielt „so unmenschlich wie möglich“ gestaltet, um die Flüchtlinge abzuschrecken. Für ihn steht aber fest: „Sie machen sich auf den Weg und sie werden sich auch weiterhin auf den Weg machen, weil die Lage in ihren Herkunftsländern zum Teil unerträglich ist.“
Die Episode des Bistums-Podcast „kannste glauben“ mit dem Flüchtlingsbeauftragten Helmut Flötotto ist über die Podcast-Homepage www.kannste-glauben.de abrufbar. Zudem können alle Episoden der Reihe bei Spotify, podcaster.de, Deezer, Google Play und Itunes kostenfrei angehört und abonniert werden.
Ann-Christin Ladermann