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Fünf pastorale Räume im Kreisdekanat Wesel vorgeschlagen

, Bistum Münster, Kreisdekanat Wesel

Vorschläge für fünf pastorale Räume im Kreisdekanat Wesel haben Weihbischof Rolf Lohmann und Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp in Wesel vorgestellt. Rund 100 hauptamtlich Mitarbeitende und ehrenamtlich Engagierte aus den Pfarreien des Kreisdekanats waren in die Kreisstadt gekommen, um sich über den Prozess zur Weiterentwicklung pastoraler Strukturen zu informieren.  Für das Kreisdekanat Wesel stellte der Weihbischof Vorschläge für die fünf künftigen pastoralen Räume vor: Xanten/Sonsbeck/Alpen; Wesel/Hamminkeln/Schermbeck; Voerde/Hünxe/Dinslaken/Duisburg-Walsum; Moers-/Kamp-Lintfort/Neukirchen-Vluyn; Duisburg-Homberg/Duisburg-Rheinhausen/Duisburg-Friemersheim.

„Pastorale Strukturen müssen so gestaltet sein, dass die Verkündigung des Evangeliums unter veränderten Rahmenbedingungen weiter gut möglich sein wird“, betonte Weihbischof Lohmann. Dieser Prozess könne nicht losgelöst von inhaltlichen und pastoralen Fragestellungen stattfinden. „Entscheidend ist, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen und Strukturen entwickeln, die den Menschen helfen, den Reichtum des Glaubens für ihr Leben zu finden“, verdeutlichte der Weihbischof weiter.  Es handele bei den gezeigten Gebieten ausdrücklich im Vorschläge, betonte er.

Er machte im Gespräch mit Moderatorin Eva-Maria Jazdzejewski deutlich, dass sich die katholische Kirche den offensichtlichen Herausforderungen stellen müsse: „Was bedeuten die massiven Veränderungsprozesse für uns? – Wie können christliche Gemeinschaft und kirchliches Leben unter den sich wandelnden Rahmenbedingungen dennoch wachsen? – Welche Gestalt von Kirche wird zukunftsfähig sein?“ Beim Bemühen, Antworten zu finden, schließt der Prozess an die pastoralen Orientierungen an, die im Bistum bereits entwickelt worden sind – an den Diözesanpastoralplan, die lokalen Pastoralpläne sowie die Überlegungen zur „Sendung der Kirche“ und zu den Notwendigkeiten, stärker eine Kirche zu sein, die Beziehung stiftet. Zudem werde es eine enge Verknüpfung mit weiteren Veränderungsprozessen geben. Der Weihbischof nannte den Spar- und Strategieprozess, das angedachte Klimaschutzkonzept sowie die Modernisierung der Bistumsverwaltung. 

Generalvikar Winterkamp betonte, dass es von Bischof Dr. Felix Genn drei Vorgaben für den Strukturprozess gibt: „Es wird keine weiteren, von Bischof Genn verordneten Zusammenlegungen von Pfarreien geben. Das Verhältnis der Diözesanpriester im aktiven Dienst zu den Priestern der Weltkirche in unserem Bistum soll dauerhaft zwei Drittel zu einem Drittel sein. Und es braucht mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien sowie zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen.“

Der Generalvikar erläuterte Zahlen, Fakten und Prognosen, die den Prozess zur strukturellen Entwicklung notwendig machen: So wird die Katholikenzahl im Bistum bis 2040 von derzeit knapp 1,8 Millionen auf weniger als 1,4 Millionen zurückgehen. Sind es heute im Kreisdekanat Warendorf noch rund 188.000 Katholiken, so werden es in 20 Jahren wahrscheinlich nur noch knapp 120.000 sein. Im kirchlichen Leben, etwa bei den Gottesdienstbesuchern, Taufen oder Eheschließungen, hat es in den vergangenen Jahren deutliche Rückgänge gegeben. Und die finanziellen Mittel, die dem Bistum insbesondere über Einnahmen aus der Kirchensteuer zur Verfügung stehen, werden in Zukunft spürbar geringer ausfallen. Besonders gravierend sind die Einbrüche beim seelsorglichen Personal: Gibt es derzeit noch rund 1.370 Seelsorgerinnen und Seelsorger – 380 Diözesanpriester im aktiven Dienst, 165 Priester der Weltkirche, 600 Pastoralreferentinnen, Pastoralreferenten und Diakone im Hauptamt sowie 225 Diakone mit Zivilberuf – ,wird diese Zahl bis 2040 auf 500 bis 550 zurückgehen. 

„Und bei den Menschen, die freiwillig in der Kirche aktiv sind, sehen wir eine Veränderung hin zu einem zeitlich befristeten, projektbezogenen, klar beschriebenen und nachhaltig sinnstiftenden Engagement“, sagte der Generalvikar. Allgemeine Megatrends verschärften die Notwendigkeit für Veränderungen, ebenso innerkirchliche Missstände und Entwicklungen. Vor allen diesen Hintergründen sei die Überzeugung gewachsen, dass es im Bistum neue sogenannte „Pastorale Räume“ geben müsse. Bistumsleitung und -verwaltung hätten für jedes Kreisdekanat Vorschläge entwickelt. „Das sind ausdrücklich nur Vorschläge. In einem partizipativen Prozess wollen wir von Ihnen hören, was Sie davon halten“, wandte er sich an die Teilnehmenden. Auch inhaltliche Fragen, die damit verbunden sind, seien noch nicht geklärt. Die Beratungs- und Entscheidungsphase im Prozess soll bis April oder Mai 2023 abgeschlossen sein.

Die pastoralen Räume werden nicht Pfarreien, Gemeinden, Einrichtungen oder Verbände ersetzen, versprach der Generalvikar. Die Präsenz der pastoralen Arbeit in der Fläche solle gewährleistet bleiben. Zugleich werde die Seelsorge in größeren Einheiten gestaltet werden müssen. Dabei erfordere ein pastoraler Raum die Bildung größerer Teams, eine Weiterentwicklung der Rollenklärung des pastoralen Personals, mehr Teamarbeit und ein verstärktes Engagement der Freiwilligen. Ziel sei es, die Verantwortung für die Entwicklung der Pastoral vor Ort zu belassen sowie genauer zu schauen, wie dabei eine gute Zusammenarbeit zwischen lokaler und regionaler Ebene gewährleistet werden kann. Zu prüfen sei außerdem, wie verschiedene pastorale Orte, Einrichtungen und kategoriale Felder der Seelsorge, etwa im Krankenhaus, in der Schule, bei der Caritas und in der Beratung, eingebunden werden können. Bei der Identifizierung der pastoralen Räume würden in der Regel die Kreis- und Kommunalgrenzen ebenso berücksichtigt wie der Stand und die Entwicklung der Katholikenzahl, aber auch regionale Realitäten.

Um im Prozess die Verbindung zwischen den Menschen vor Ort und der Bistumsebene sicherzustellen, gibt es für jedes Kreisdekanat ein Regional-Team. Dieses ist der erste Ansprechpartner für Fragen in der Region. Für das Kreisdekanat Kleve bilden Weihbischof Lohmann, Personaldezernent Karl Render und Pastoralreferentin Irmgard Heimbach das Regionalteam. In bistumsweit arbeitenden Prozessgruppen werden zudem zentrale Themen bearbeitet, bei denen es um die strategische Ausrichtung des Bistums in den kommenden Jahren geht: von der Weiterentwicklung der Pastoralkonzepte, über Leitungsfragen und die Frage, um welche Rechtsfigur es sich beim pastoralen Raum handelt, bis hin zu Themen wie Freiwilligenengagement, Immobilienkonzepte oder Digitalisierung.

Nach der Präsentation diskutierten die Teilnehmenden mit den Prozessverantwortlichen über die inhaltlichen Ausführungen und strukturellen Vorschläge. So fragte der Pastoralreferent Thomas Riedel aus Kamp-Lintfort etwa, wie lange der Prozess Gültigkeit habe. Zunächst, erläuterte der Generalvikar, gebe es nun die Beratungs- und Entscheidungsphase, die bis April oder Mai 2023 geplant ist. Die dann getroffenen Vereinbarungen sollen bis 2040 gültig bleiben, „alles darüber hinaus ist nicht prognostizierbar“, betonte Winterkamp. Weihbischof Lohmann erklärte auf Nachfrage, dass es kein „flächendeckendes Einheitsmodell“ für die Leitung der neuen Räume geben wird, zu unterschiedlich seien die einzelnen Regionen geprägt.

Wer Fragen und Anregungen zum Gesamtprozess hat, kann sich auch per Mail melden: strukturprozess@bistum-muenster.de. Fragen zum Prozess im Kreisdekanat Kleve können gerichtet werden an: strukturprozess-wes@bistum-muenster.de. Weitere Informationen zur Veranstaltung in Wesel und zum Gesamtprozess gibt es im Internet auf: www.bistum-muenster.de/strukturprozess.