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„Geist der Wallfahrt strahlt über das Radio aus“

, Kreisdekanat Warendorf

25 Seiten umfasst das Drehbuch. 59 Minuten, keine Sekunde länger oder kürzer, darf es dauern. „Planung ist alles“, sagt Pfarrer Jochen Kosmann und atmet tief durch. Noch müssen letzte Absprachen getroffen werden, bis es am Sonntag, 11. Februar, soweit ist: Dann überträgt der Westdeutsche Rundfunk (WDR) einen Gottesdienst aus der Wallfahrtsbasilika St. Ida in Lippetal-Herzfeld. Um 10 Uhr beginnt die Radio-Übertragung und ist auf den Sendern WDR5 und NDR Info zu hören.

Pfarrer Kosmann und sein Team freuen sich über diese Gelegenheit: „Wir sehen es als Dienst an den Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr selbst einen Gottesdienst besuchen können, denen das aber wichtig ist.“ Rund 200.000 Zuhörerinnen und Zuhörer erreicht eine Gottesdienstübertragung im Durchschnitt, für den Wallfahrtsrektor liegt darin eine Chance: „Menschen erfahren auf diese Weise etwas über den kleinen Wallfahrtsort Herzfeld und die Heilige Ida.“ Bedeute eine Wallfahrt normalerweise, dass sich Menschen auf den Weg zu einer Pilgerstätte machen, werde dieser Gedanke durch eine Übertragung umgedreht: „Der Geist der Wallfahrt strahlt über das Medium Radio aus“, sagt Kosmann.

Ohne zu zögern habe er darum vor einem halben Jahr zugesagt, als die Anfrage der Rundfunkabteilung des Bistums Münster kam: „Erst danach ist mir aufgefallen, dass es sich bei dem Termin um den Karnevalssonntag handelt.“ Doch der Geistliche blieb dabei: Am Ende der Predigt werde es sogar etwas karnevalistisch, verrät er augenzwinkernd. 

Schon vor Wochen hat Kosmann in Zusammenarbeit mit dem Bistum, den Verantwortlichen des WDR und den am Gottesdienst Beteiligten das Drehbuch, also den genauen Ablauf, erarbeitet. Neben der Lektorin, den Messdienern und den Kommunionhelfern haben vor allem die Musiker um Basilikaorganist Jörg Bücker eine wichtige Rolle. „Sie müssen flexibel sein und – falls es zeitlich eng wird – schnell reagieren können, indem sie Strophen kürzen oder hinzufügen“, setzt Kosmann auch aufs Improvisieren. Die Schola Cantorum, bestehend aus Mitgliedern des Männergesangsvereins Herzfeld-Hovestadt sowie das Blechbläserensemble an St. Ida gestalten den Gottesdienst mit. 

Für jedes Lied hat Organist Bücker die genaue Länge bestimmt. Auch Pfarrer Kosmann hat sich vorbereitet: „Ich habe am Schreibtisch gesessen und zweimal das Evangelium und die Lesungen laut vorgelesen, um zu schauen, wie viel Zeit dafür benötigt wird“, sagt er. Geprobt werden müssten vor allem die Übergänge zwischen den einzelnen Elementen, denn: „Stille funktioniert im Radio nicht“, sagt er. 

Auch ein Technikerteam des WDR war bereits vor Ort und hat den Kirchenraum unter die Lupe genommen. Wo können Kabel verlegt, Mikrophone positioniert und Satellitenwagen geparkt werden? Diese und weitere Fragen sind geklärt. Am Samstag, 10. Februar, reist das Team schon morgens an. Die Vorabendmesse um 17 Uhr mit gleicher Besetzung wie am nächsten Morgen nutzen die Beteiligten als Generalprobe. „Wenn wir dann feststellen, dass etwas nicht passt, können wir noch Änderungen vornehmen“, erklärt Kosmann. „Herzfeld im Radio“ – auch wenn dies für Viele etwas Besonders sei, lädt er ausdrücklich dazu ein, den Gottesdienst am Sonntagmorgen zu besuchen. „Es wäre schade, wenn alle vor dem Radio und nur wenige in der Kirche sitzen“, sagt er und weist auf die geänderte Uhrzeit hin: Ausnahmsweise findet der Gottesdienst bereits um 10 Uhr statt. 

Ann-Christin Ladermann