Gelebter Gottesdienst am Krankenbett

, Kreisdekanat Borken

Sie kennt die Eindrücke und Gerüche, weiß, was es bedeutet, wenn plötzlich ein Gerät auf der Intensivstation piept. Selbst der Tod hat für Ulla von Raesfeld nichts Befremdliches. 31 Jahre war die Stadtlohnerin Krankenschwester in verschiedenen Krankenhäusern, in unterschiedlichen Pflegeeinrichtungen, zuletzt im Elisabeth-Hospiz in Stadtlohn, immer im unmittelbaren Kontakt mit kranken, alten und sterbenden Menschen. Künftig wird die 52-jährige verheiratete Mutter von drei erwachsenen Kindern als Krankenhauspastoralreferentin die Seelsorge im St.-Marien-Krankenhaus in Ahaus übernehmen. Offiziell beauftragt für ihren Dienst wird sie am 24. September von Bischof Dr. Felix Genn im St.-Paulus-Dom.

Ulla von Raesfeld

Ulla von Raesfeld bleibt nach ihrer Assistenzzeit im St.-Marien-Krankenhaus in Ahaus und verstärkt so das Seelsorgeteam der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt.

© Bistum Münster

Ulla von Raesfeld kennt ihren künftigen Einsatzort, nicht nur, weil sie dort in den vier vergangenen Jahren ihre Assistenzzeit absolviert hat. Vielmehr hat sie dort von 1988 bis 1991 ihre erste Ausbildung als Krankenschwester gemacht und später auch dort gearbeitet. Vieles ist ihr aus dieser Zeit vertraut.

Dass sie mit Ende 40 beruflich Neues wagte, damit folgt Ulla von Raesfeld einer inneren Sehnsucht, wie sie es selbst beschreibt. Zwar kirchlich sozialisiert in Stadtlohn groß geworden, hatte sie lange wenig Kontakt zur katholischen Kirche: „Ich hatte kein Fundament, das getragen hat“, erinnert sie sich.

Erst durch die Erstkommunionvorbereitung der Kinder änderte sich das: „Ich habe gespürt: Da ist etwas, das mich berührt.“ Sie sei im Glauben gewachsen, habe in der Stadtlohner Pfarrei vieles kennengelernt, eigene Erfahrungen gesammelt. Viel Zeit, dem nachzugehen, hatte die junge Mutter nicht. Die Familie stand an erster Stelle.

Doch die Sehnsucht – verbunden mit einer inneren Unruhe – sie blieb. Und sie wuchs, je älter die Kinder wurden.

„Dann habe ich im Internet recherchiert – und geschaut, welche Möglichkeiten es im Bistum gibt.“ Ulla von Raesfeld stieß auf die Ausbildung zur Krankenhauspastoralreferentin im Institut für Diakonat und pastorale Dienste (IDP) in Münster. Der Kontakt dorthin war schnell aufgenommen. „Und dann nahm alles Fahrt auf“, schaut die Stadtlohnerin auf eine spannende Zeit zurück. Bald wurde beim ersten Bewerbungsgespräch im IDP klar, dass ihr seelsorglicher Schwerpunkt im Krankenhaus liegen soll: „Ich bringe dafür eben viel Potenzial mit.“ Ihr berufliches Vorleben möchte Ulla von Raesfeld auch nicht ausklammern: „Meine vielfältigen, beruflichen Vorerfahrungen und mein Fachwissen daraus helfen mir, in der Begegnung und seelsorglichen Begleitung von Kranken, Angehörigen und Mitarbeitenden.“

Neben der praktischen Ausbildung im Krankenhaus paukte sie sich durch das theologische Fachwissen im Würzburger Fernkursus. „Das war manchmal schon eine Herausforderung“, sagt sie. Ohne die Unterstützung der Familie wäre der Berufswechsel nicht möglich gewesen. Dafür ist sie dankbar.

Wie sie die Aufgaben ihres künftigen Berufslebens angeht, dazu hat sich die neue Pastoralreferentin Gedanken gemacht: „Man kann die Situation selten umkehren, aber man kann dem anderen zeigen, du bist nicht allein, da ist wer, der die Situation mit aushält.“ Wichtig sei, Menschen gut zu begleiten, die sich mit ganz unterschiedlich schwierigen Erfahrungen konfrontiert sehen und die ihr Leben als belastet empfinden und verunsichert sind. Gemeint sind damit nicht nur die Patientinnen und Patienten, betont Ulla von Raesfeld. Sie kümmert sich ebenso um deren Angehörige und um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im St.-Marien-Krankenhaus. Für alle hat die 52-Jährige ein offenes Ohr – und eine offene Bürotür. Die Krankenhausseelsorge ist für die Seelsorgerin ein essenzieller Auftrag der Kirche: „Es ist gelebter Gottesdienst“, sagt Ulla von Raesfeld.

Gudrun Niewöhner