Gemeinsam für eine "Kultur der Achtsamkeit"

, Bistum Münster

Um Machtmissbrauch in Form sexualisierter Gewalt künftig in der katholischen Kirche und ihren Einrichtungen zu verhindern, haben die fünf Bistümer in Nordrhein-Westfalen ein Präventionskonzept für die Gesundheits- und Altenhilfe aufgelegt. Für das Bistum Münster arbeitete daran die Präventionsbeauftragte Beate Meintrup mit.

Bei einem Fachtag in Essen würdigte der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, Beauftragter der Deutschen Bischöfe für Missbrauchsfragen, das konzertierte Vorgehen der NRW-Bistümer. Zugleich rief er zu einer „Kultur der Achtsamkeit gegenüber der schutzbedürftigen Personengruppe der Erwachsenen in Behinderten-, Alten- und Gesundheitshilfe sowie Psychiatrie, die wir bislang nicht im Blick hatten“ auf.

Das Präventionskonzept benennt die Schritte, die Einrichtungen der Alten- und Gesundheitspflege bei der Entwicklung eines eigenen Schutzkonzeptes gehen müssen. Dazu gehört nicht nur, die „blinden Flecken“ in der eigenen Einrichtung auszumachen, sondern auch, das Personal mit Bedacht auszuwählen, ein Beschwerdemanagement zu installieren, Führungszeugnisse einzuholen und vor allem die Mitarbeitenden zu sensibilisieren, Nähe und Distanz in der Pflege wahrzunehmen. Denn, erklärte Martina de Maizière Ausbildungsreferentin für die (Erz-)Bistümer NRW, „bei Übergriffen geht es in der Regel um Machtmissbrauch, der in sexualisierter Gewalt ausgelebt wird“. Für den Ernstfall sollen die Einrichtungen ihren Fachkräften Handlungssicherheit auch in rechtlichen Fragen vermitteln, etwa: Wer entscheidet bei einem Übergriff auf einen mündigen, erwachsenen Menschen, ob der Täter angezeigt werden soll?

Das Anliegen stößt nicht in allen Einrichtungen auf Zustimmung. „Wir haben Personalknappheit, müssen viele andere Themen schultern und sind im Übrigen nicht zuständig dafür, das Image der Kirche in Fragen des sexuellen Missbrauchs wieder aufzupolieren“, heißt es auf Seiten der Skeptiker. Die Befürworter des Schutzkonzepts erkennen auch in Pflegeeinrichtungen durchaus Möglichkeiten, übergriffig zu werden – etwa allein im Zimmer bei der Pflege oder im Nachtdienst. „Regelmäßige, nachhaltige Präventionsmaßnahmen verschaffen unseren Einrichtungen ein gutes Image“, hieß es beim Fachtag in Essen.

Bischof Ackermann gab dazu zu bedenken, dass die Träger von Alten- und Krankenpflegeeinrichtungen rechtlich selbstständig seien. Deshalb müssten sie eigenverantwortlich ein Schutzkonzept für ihre Häuser entwickeln und umsetzen. In den Augen der Öffentlichkeit würden kirchliche Träger aber zunehmend als zusammengehörend wahrgenommen. Deshalb sei ein gemeinsames Vorgehen im Sinne einer „Verantwortungsgemeinschaft“ angezeigt.

Bildunterschrift: Als Beauftragter der Deutschen Bischöfe für Missbrauchsfragen sprach der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Text und Bild: Bistum Essen