Gerlever Altabt Pius Engelbert verstorben

, Kreisdekanat Coesfeld

Im Alter von 87 Jahren ist am Sonntag, 6. Oktober, der Altabt der Benediktinerabtei Gerleve, Pius Engelbert, in der Pflegestation des Klosters Annenthal verstorben. Der gebürtige Kölner trat 1946 nach dem Abitur in die Benediktinerabtei Gerleve ein, wo er am 4. August 1957 die Mönchsprofess feierte. Er studierte Philosophie und Theologie in Gerleve und Rom, wo ihn Professoren wie Jean Leclercq und Kassius Hallinger prägten. 1962 empfing Pius Engelbert die Priesterweihe. Anschließend absolvierte er den  zweijährigen Ausbildungskurs der Vatikanischen Archivschule und wurde 1966 an Sant’Anselmo zum Doktor der Theologie promoviert. Seine Dissertation über Eigil von Fulda ist von bleibendem Wert. 

Sieben Jahre - von 1999 bis 2006 - stand Abt Pius Engelbert der Benediktiner Abtei Gerleve vor.

© Benediktinerabtei Gerleve

In seinem Heimatkloster beteiligte er sich an der Seelsorge und Kursarbeit, konnte sich aber auch der kirchengeschichtlichen Forschung widmen und wirkte von 1967 bis 1976 als Subprior. 1981 führte ihn der Weg zurück nach Sant‘Anselmo, wo er den Lehrstuhl für mittelalterliche und neuere Kirchengeschichte erhielt. Zusätzlich übernahm er 1995 einen Lehrauftrag an der Päpstlichen Universität Gregoriana. 1988 wurde er Mitglied der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie. Von dem 1990 verstorbenen Pater Kassius Hallinger übernahm er die Leitung des Corpus Consuetudinum monasticarum-Projekts, die er kurz vor seinem Tod in jüngere Hände legte. 

Die römische Zeit endete, als ihn die Gemeinschaft der Gerlever Mönche am 5. Juli 1999 zu ihrem Abt wählte. Höhepunkt seiner siebenjährigen Amtszeit war 2004 die Renovierung der Abteikirche durch den Aachener Architekten Ulrich Hahn mit dem Erwerb der aus Spanien stammenden Kreuzigungsgruppe aus dem 13. Jahrhundert. Im selben Jahr feierte Gerleve den 100. Jahrestag der Erhebung zur Abtei. 2005 folgte das Bistumsjubiläum, in dessen Verlauf die Reliquien des heiligen Liudgers, erster Bischof von Münster, für kurze Zeit auch nach Gerleve kamen. 

2006 vollendete Abt Pius Engelbert sein 70. Lebensjahr. Damit endete auch seine Amtszeit. Er ging ein drittes Mal nach Sant’Anselmo und wirkte dort bis 2013 als Archivar des Abtprimas. Nach der Rückkehr in sein Heimatkloster war er weiterhin wissenschaftlich tätig. Zahlreiche Veröffentlichungen zur benediktinischen Ordensgeschichte und zur lateinischen Paläographie stammen aus seiner Feder und verschafften ihm bei den Fachleuten hohes Ansehen. 

Abt Pius Engelbert war vieles zugleich: ein gründlicher Historiker und Liebhaber der lateinischen Sprache, ein humorvoller und manchmal auch gefühlvoller Kölner, eine meinungs- und entscheidungsfreudige Führungspersönlichkeit, durch und durch Professor, Priester und Mönch.

Text: Benediktinerabtei Gerleve/Pater Marcel Albert