Glaubwürdig Hoffnung schenken

, Stadtdekanat Münster

„Trauer wird oft unterschätzt“, weiß Christin Meider. „Sie darf gezeigt werden und benötigt Raum. Und das von Anfang an.“ Diesen Anfang, dem das Lebensende eines geliebten Menschen vorausgeht, möchte die 34-Jährige begleiten. Sie unterstützt das Seelsorgeteam der Pfarrei Heilig Kreuz in Münster künftig beim Beerdigungsdienst und wird eigenständig Trauerfeiern und Begräbnisse leiten. Seit November hat Christin Meider den Ausbildungskurs „Trauer- und Begräbnisdienst durch Freiwillige“ besucht. Zum zweiten Mal hat das Bistum Münster diesen angeboten, um neue Wege in der Seelsorge zu gehen.

Christin Meider

Christin Meider (34) unterstützt künftig das Seelsorgeteam der Pfarrei Heilig Kreuz in Münster beim Beerdigungsdienst.

© Bistum Münster

Zunächst spielt der christliche Glaube im Leben der jungen Frau, die gebürtig aus Sachsen-Anhalt stammt, keine Rolle. „Wir sind nicht christlich erzogen worden“, blickt Christin Meider auf ihre Kindheit und Jugend zurück. Erst als sie im Jahr 2000 mit ihrer Zwillingsschwester für die Ausbildung nach Werne zog, kam sie mit Kirche und Glaube in Berührung. Immer und immer wieder, bis in ihr der Wunsch aufkam, dazuzugehören. 2013 ließ sie sich taufen. 

Seitdem engagiert sie sich auf vielfältige Weise im Pfarreileben: als Lektorin und Kommunionhelferin, bei Familien- und Kindergottesdiensten, im Pfarreirat. In dieser Funktion ist sie regelmäßig bei Taufen dabei, um die Kinder in ihrer Gemeinde zu begrüßen. Mit ihrer neuen Aufgabe schließt sich für Christin Meider ein Kreis: „Ich darf am Anfang dabei sein und genauso am Ende, auf dem letzten Weg, und sogar darüber hinaus“, erklärt sie. Ihr Dienst gilt dabei, das ist der 34-Jährigen wichtig, vor allem den Verstorbenen, aber auch den Hinterbliebenen. 

Vieles weiß Christin Meider über das Abschiednehmen und die Trauer. Seit drei Jahren setzt sie sich intensiv damit auseinander. Ihr Bruder verunglückte im Alter von 24 Jahren tödlich. Die katholische Beerdigung hat sie trotz der Tragik als stimmig empfunden – ein Gefühl, das sie an Angehörige weitergeben möchte. „Ich möchte sie dort abholen, wo sie mich brauchen, für sie da sein und dazu beitragen, dass sie sich in dieser Situation gestärkt, beschützt und geborgen fühlen“, verdeutlicht Christin Meider und ergänzt: „Und glaubwürdig die Hoffnung vermitteln, von der wir Christen uns getragen wissen dürfen: Dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern wir bei Gott aufgehoben sind.“

Die gut halbjährige Zeit der Ausbildung hat sie als große Bereicherung erfahren. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben, rechtliche Grundlagen zur Beerdigung und das kirchliche Verständnis von Tod und Auferstehen wurden den zwölf Teilnehmern vermittelt. In praktischen Übungen wie Rollenspielen haben sie sich beispielsweise auf ein Trauergespräch vorbereitet oder auf dem Zentralfriedhof die Abläufe einer Beerdigung geübt. Auch während einer Hospitation, bei der die junge Frau einen Seelsorger zu Trauergespräch und Begräbnis begleiten durfte, hat sie viel gelernt: da sein, zuhören, herausfinden, was der Verstorbene den Hinterbliebenen bedeutet hat. 
Das möchte Christin Meider künftig versuchen. Eine Herausforderung, davon ist sie überzeugt: „Ich habe großen Respekt vor diesem Amt, freue mich aber total, dass ich auf diese Weise für Menschen da sein darf und damit auch Gesicht in meiner Gemeinde zeigen kann.“

Text/Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann