Große Prozession diesmal als reiner Freiluftgottesdienst

, Stadtdekanat Münster

Die Große Prozession durch die Stadt Münster hat eine lange Tradition – die in diesem Jahr abgewandelt werden muss. Wegen der Corona-Pandemie findet am Sonntag, 5. Juli, statt der althergebrachten Prozession durch Münsters Innenstadt ein feierlicher Gottesdienst mit Bischof Dr. Felix Genn auf dem Domplatz statt.

Die Feier steht unter dem diesjährigen Wallfahrtsmotto „Ich bin da, wo du bist!“ (nach Ex 3,14). Sie beginnt um 11 Uhr. Bischof Genn und Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe werden dazu von der Lamberti-Kirche aus mit dem historischen Pestkreuz auf den Domplatz ziehen.

Auf dem Domplatz ist Platz für etwas mehr als 400 Gottesdienstbesucherinnen und -besucher. Wegen der besonderen Hygieneanforderungen bittet das Domkapitel als Veranstalter sie, die Sitzplätze rechtzeitig einzunehmen.

Der Brauch der Großen Prozession reicht zurück bis ins Jahr 1382 und lässt sich ebenfalls auf eine Pandemie zurückführen: Damals starben in Münster mehr als 8.000 Menschen an der Pest. Im Jahr darauf verwüstete ein Großbrand weite Stadtgebiete. Seitdem ziehen aufgrund eines damaligen Gelöbnisses jedes Jahr Gläubige mit dem Allerheiligsten zu einer überpfarrlichen Buß- und Bittprozession durch die Altstadt. Aufgrund dieses Ursprungs wird eine Nachbildung des historischen Pestkreuzes, dessen Original im Stephanschor des Doms hängt, üblicherweise der Prozession vorausgetragen.

Unter dem Einfluss der religiösen Barockkultur des 17. Jahrhunderts wandelte Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1650 bis 1678) die schlichte Buß- und Bittprozession in eine triumphale Sakramentsprozession, ohne die Buß- und Bittgebete in den Stationskirchen anzutasten. Im Nationalsozialismus unter dem seligen Bischof Clemens August Kardinal von Galen galt die Prozession mit nie zuvor und nie nachher erreichten Teilnehmerzahlen als überwältigende Demonstration der Katholiken Münsters für den christlichen Glauben und seine Werte – bis heute.

Das Bistum Münster überträgt den Freiluftgottesdienst anlässlich der Großen Prozession live auf seiner Interneseite sowie auf seinem Facebook- und seinem Youtube-Kanal.

Anke Lucht

Bildunterschrift: Die Spitze der Großen Prozession bildeten bisher Messdiener mit dem Pestkreuz und Bannerabordnungen. In diesem Jahr wird es dieses Bild so nicht geben.