Haus der Familie bietet ‚offenen Elternstart‘ für Flüchtlingsfamilien an

Mit großen Augen schaut Ajni auf das blaue Seidentuch vor ihm auf der Luftmatratze. Mit seinen kleinen Händchen greift er danach – und jauchzt fröhlich. Bäuchlings liegt der knapp einjährige Junge vor seiner Mutter.

So wie Martin, Megi und Ibrahim auch. Die Babys und ihre Mütter sind zum ‚offenen Elternstart NRW für Flüchtlingsfamilien‘ gekommen.

Jeden Dienstag und Donnerstag findet das Angebot in Kooperation zwischen dem Haus der Familie Münster – katholisches Bildungsforum im Stadtdekanat Münster und dem Sozialdienst für Flüchtlinge der Stadt Münster in der Unterkunft an der Von-Esmach-Straße statt. ‚Elternstart NRW‘ ist ein ursprünglich kostenloses Familienbildungsangebot für Mütter und Väter in Nordrhein-Westfalen mit einem Kind im ersten Lebensjahr. Das Angebot gibt den Eltern die Möglichkeit, andere Familien kennenzulernen und sich über den Alltag mit Kind auszutauschen. Die Finanzierung übernimmt das Familienministerium NRW. Seit Anfang des Jahres wird in Münster ‚Elternstart NRW‘ auch speziell für Flüchtlingsfamilien angeboten. Hier wird die Altersgrenze der Kinder bis zu 3 Jahren angehoben, im Einzelfall auch darüber hinaus.

"Wir haben gerade in dieser Straße den Bedarf für ein solches Angebot gesehen, weil in den umliegenden Häusern derzeit 21 Flüchtlingsfamilien aus unterschiedlichen Ländern mit Kindern im ersten Lebensjahr leben", erklärt Ingrid Kortenbreer, pädagogische Mitarbeiterin im Haus der Familie. Durch den Kurs erlebten die Mütter eine Wertschätzung ihrer Familie und ihrer Kultur und bekämen die Möglichkeit, Fragen zu stellen und voneinander zu lernen.

Singen kommt bei den Babys und auch den Müttern besonders gut an. Das haben die Kursleiterinnen Johanna Glahn und Anna Stöckmann schnell erkannt. Nach einer kurzen Gesprächsrunde zu den Alltagsanliegen der Teilnehmenden, beginnt der Kurs darum immer mit einem Lied. Gleiches gilt für den Schluss. "Eine feste Struktur und wiederkehrende Elemente sind gerade für die Mütter wichtig, die ein solches Angebot aus ihren Heimatländern oft gar nicht kennen", erklärt Sozialpädagogin Johanna Glahn. "Und mittlerweile summen die Mütter auch schon fröhlich mit", fügt Stöckmann hinzu. Die Sprach- und Kulturmittlerin hat selbst eine Migrationsgeschichte und spricht fließend russisch – für die Verständigung so manches Mal ein Vorteil.

"Wir setzen aber gezielt deutsche Spiele und Bewegungslieder ein, damit die Eltern die Sprache lernen", sagt Glahn. Während der Fördereinheiten verwenden die Kursleiterinnen meistens einfaches Spielmaterial wie Haushalts- oder Naturmaterial. "Lockenwickler sind der Hit", sagt Anna Stöckmann lachend. Mit denen könnten sich manche Kinder stundenlang beschäftigen, weil sie überall haften blieben.

Immer regelmäßiger und pünktlicher kommen die Mütter mit ihren Babys mittlerweile zum ‚offenen Elternstart‘. "Es entwickelt sich mehr und mehr eine Verbindlichkeit, die die Mütter in ihrer Heimat vielleicht nie erlebt haben", sagt Johanna Glahn. Dies sei ein wichtiger Schritt, der viel mit Vertrauen zu tun habe. "Wir müssen ein gegenseitiges Vertrauen aufbauen und das funktioniert nur, wenn sich die Eltern angenommen fühlen", erklärt die Kursleiterin. Auch Melanie Kerkeling vom Sozialdienst für Flüchtlinge freut sich, dass der Raum der Stadt Münster vom Haus der Familie für ein solches Angebot genutzt wird. "Die Bewohner leben in ihren Unterkünften auf sehr beengtem Raum, da ist es wichtig, dass es solche Angebote für sie gibt."

Zufrieden liegt der kleine Martin auf der weichen Matte. Das Lied mit den bunten Tüchern scheint er am liebsten zu mögen. Er strahlt, wenn er die Tücher erblickt. "Schön ist es hier immer", sagt seine Mutter in gebrochenem Deutsch. Sie zeigt auf ihren Sohn: "Er hat Spaß." Und wie ihr Sohn, lacht auch seine Mutter dabei.

Bildunterschrift: Jedes Treffen beginnt und endet mit dem gleichen Lied, damit die Mütter mit ihren Kindern sich dieses einprägen können

Text: Bischöfliche Pressestelle / 11.03.16
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