„Heute feiern wir die Wende der Geschichte“

, Bistum Münster

„Heute feiern wir das Patent des Christentums: Die gewaltlose Liebe, für die Gott selbst mit Fleisch und Blut einsteht.“ Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am 25. Dezember im Weihnachtshochamt im St.-Paulus-Dom in Münster betont. Es sei nicht einfach ein moralischer Appell, einander anzunehmen und nicht abzustempeln, sondern das Programm Gottes selbst. „Heute feiern wir tatsächlich die Wende der Geschichte, die durch Gottes Einsatz bewirkt worden ist“, sagte der Bischof.

Angesichts der aktuellen Weltsituation wäre es auch heute sehr willkommen, „wenn Frieden allgemein für die Welt und ohne jegliche atomare Einsatzmöglichkeiten verkündigt würde“, betonte Bischof Genn. In den Worten der Weihnachtsbotschaft liege ein Drama: „Einerseits eine Welt, in der es so viele Trümmerlandschaften gibt, so viele Ängste und Nöte, die gerade an einem solchen Fest wie Weihnachten in besonderer Stärke spürbar werden, wenn irgendwo in der Welt oder im eigenen Umkreis etwas Böses und Schlimmes passiert. Und andererseits diese Botschaft, dass es ein Wort gibt, von dem alles abhängt, in dem alles, was es an Erlösung und Gnade, an Heil und Wahrheit gibt, zusammengefasst wird.“

Ungeachtet dieser Spannung sei es jedoch die Aufgabe, Jahr für Jahr die Botschaft von der Herrlichkeit Gottes zu verkünden. Sie sei das einzige Wort, in dem so viel Friedenspotential enthalten sei, dass tatsächlich real die Möglichkeit bestehe, dass die Vision des Propheten Jesaja Wahrheit werde, dass Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet würden. Weihnachten, so sagte Bischof Genn, sei „das große Gegenüber, ein Gegenüber der gesamten Macht, was sich an Bosheit auftürmt.“ Bischof Genn: „Es ist die Macht der Gnade und Wahrheit, dass die Wahrheit in der umsonst geschenkten Liebe besteht; und wer sich ihr aussetzt, wer sich unerschütterlich davon prägen lässt und daran festhält, setzt sich gewaltlos durch und eröffnet Wege, die staunen lassen. Denken wir nur an die vielen Christinnen und Christen, die bis heute in unterschiedlichen Initiativen viele kleine Schritte setzen, um Frieden zu ermöglichen.“

Der Bischof betonte, dass es eine Herausforderung bleibe, sich Weihnachten als die große Wende anzueignen, „für das eigene Leben, für die Gestaltung der Welt, für die Bereitschaft, zu den Boten der Freude zu zählen, die Frieden ankündigen und die Frohe Botschaft verkünden und zu allen Völkern sagen: Gott ist König – in diesem kleinen Kind, das zum Gekreuzigten heranwachsen wird. Gott ist König, der mit dem Wort seiner gewaltlosen Liebe einzig und allein, ohne irgendeine Waffe, die durch Bosheit zu töten vermag, dafür aber er umso mehr geschafft hat, Menschen zu sammeln, die es Ihm gleichtun.“ Als Beispiel nannte der Bischof den Einsatz für die Kirche in Lateinamerika und in Afrika. Manchmal wirkend wie ein kleiner Tropfen auf einen heißen Stein, gelinge es doch durch Wort und Tat in unterschiedlichen Initiativen sozialer und pastoraler Arbeit, „kleine Lichtblicke der Hoffnung zu setzen“.