Hildegardisschüler sammeln 200 Handys für missio-Aktion

, Stadtdekanat Münster

16. Januar, 9:45 Uhr, Hildegardisschule Münster. Ein hoher, quietschiger Ton quält sich durch die Schullautsprecher, bevor eine weibliche Stimme das Gebäude bis in die letzte Ecke ausfüllt: „Ein großes Dankeschön für eure Handyspenden! Wir gratulieren der Gewinnerklasse AhR-13A. Ihr habt die meisten Handys gesammelt.“ Lauter Jubel dringt durch die Klassentür der Sieger in den Flur. Ganz aufgeregt warten die 18 Schüler und Schülerinnen der Klasse SoA O1, die den Handy-Wettbewerb Rahmen der missio-Aktion „Schutzengel“ ausgerichtet haben, darauf, den eifrigen Sammlern den Gewinn zu überreichen: selbstgestaltete Jutebeutel gefüllt mit Schokolade und missio-Give-aways für jeden sowie einen 125 Euro-Gutschein für einen Besuch einer nahen Kaffeebar.

„Das Thema Schöpfungstheologie stand auf dem Stundenplan“, erzählt Religionslehrerin Karolin Kramer, „und in der Cafeteria steht eine Schutzengel-Aktionsbox, mit der das Internationale Katholische Missionswerk missio alte Handys sammelt. Die Box-Aktion war etwas eingeschlafen, die wollten wir aufwecken.“ Direkt in der Unterrichtsstunde stand für die Schüler fest: „Wir müssen einen Wettbewerb daraus machen. Die Klasse, die die meisten Handys sammelt, bekommt einen Preis.“

Statt klassischem Religionsunterricht war nun Projektarbeit gefragt. „Alle hatten Bock drauf, das Projekt auf die Beine zu stellen, und haben super mitgemacht“, freut sich der Schüler Can Glük, „das lief praktisch von alleine.“ Mitschülerin Mia Teuper ergänzt: „Anfangs wollten wir ein paar Plakate aufhängen, vielleicht noch eine Durchsage in der Schule machen und das war es dann. Aber Frau Kramer hat uns angespornt, größer zu denken. Jetzt ist dabei ein Kurzfilm entstanden, wir haben Sponsoren gefunden und konnten einen Preis ausloben.“

„Wir haben uns gedacht, dass zu Weihnachten wahrscheinlich viele ein neues Handy bekommen“, erklärt Glük die Idee zu dem anderthalbminütigen Werbespot. Darin werden die Schüler der Hildegardisschule auf charmante Art aufgefordert, ihr altes Handy nicht wegzuwerfen, sondern für die Schutzengel-Aktion zu spenden. Während des Kinotags der Schule am vorletzten Tag vor Weihnachten wurde der Spot in der Pause ausgestrahlt.

Kramer ist stolz auf ihre Klasse: „Die haben unfassbar selbstständig während der Projektphase gearbeitet und auch eigenständig das Storyboard entwickelt.“ Ihr Plan ist aufgegangen, über das „Projekt als Hilfsmittel tiefer in die Materie Schöpfungstheologie einzusteigen als über die reine Theorie“. Glük erklärt:„Wir haben über die Schutzengel-Aktion von missio natürlich auch gesprochen und darüber, was alles in den Handys verbaut ist.“ Dass in Handys seltene Erden wie Coltan, aber auch Gold, Silber und Kupfer verarbeitet sind, war bekannt. Aber nicht, dass darum Kriege geführt würden wie in der Demokratischen Republik Kongo.

„Oder unter welch erniedrigenden Arbeitsbedingungen diese Rohstoffe gewonnen und gleichzeitig die Schöpfung, die Menschen ausgebeutet werden – das hat uns erschreckt. Handys sind teuer, aber wenn man sieht, wie viel Gewalt, Ausbeutung, Krieg dahintersteckt, dann ist der Preis noch zu niedrig“, erklärt der Schüler ernst. Umso mehr freut er sich, dass die Aktion so gut angekommen ist. Über 200 Handys wurden gespendet und können jetzt recycelt werden. Selbst Eltern engagierten sich, wie Christoph Rammrath. Er war so begeistert, dass er einen 125-Euro-Gutschein der Münsteraner Roestbar für den Gewinner aussetzte, „weil meine Frau und ich die Aktion einfach toll fanden und gerne unterstützen wollten“.

Auch Hans-Georg Hollenhorst, missio-Referent des Bistums Münster, freute sich über das Engagement: „ Es ist ein absoluter Glücksfall, wenn eine Aktion so aufgegriffen wird. Besser kann man es sich nicht wünschen. Davon lebt das Projekt, und das weitet gleichzeitig den eigenen Horizont.“ Neben einem „ganz großen Dankeschön für euer Engagement“ überreichte Hollenhorst der Klasse eine Schutzengelplakette und eine Urkunde, die der Münsteraner Weihbischof und missio-Diözesandirektor Dr. Stefan Zekorn ausgestellt hat. 

87.000 Handys wurden deutschlandweit gespendet. Knapp 20.000 kamen alleine aus dem Bistum Münster – plus die 200 aus der Hildegardisschule.

Jürgen Flatken

Bildunterschrift: „Das weitet den Horizont“: Hans-Georg Hollenhorst (rechts) im Gespräch mit der Klasse SoA-01, die die HandyAktion initiiert hat.                                              Fotos: Bischöfliche Pressestelle / Jürgen Flatken