Infoabend zu Taten von Pfarrer O.

, Kreisdekanat Borken

Während seiner Zeit in Isselburg hat Pfarrer O., wie er von den unabhängigen Historikern in der Missbrauchsstudie fürs Bistum Münster genannt wird, zwischen 1994 und 2007 nachweislich mehrere Kinder in der Isselburger Pfarrei sexuell missbraucht. Zweimal wurde er zu Bewährungsstrafen verurteilt. Der damalige Pastoralreferent Josef Peters hatte sich mit seinen Beobachtungen 1999 und 2000 an die Bistumsleitung in Münster gewandt, wie er am 12. Dezember bei einem Informationsabend im Pfarrheim St. Bartholomäus vor mehr als 60 Zuhörenden berichtete. Vom früheren Weihbischof für die Region Borken-Steinfurt und heutigen emeritierten Erzbischof von Hamburg, Werner Thissen, habe er im Jahr 2000 lediglich den Hinweis bekommen, Pfarrer O. weiter im Blick zu behalten und ihn nach Möglichkeit mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Zuvor hatte er sich schon ratsuchend beim inzwischen verstorbenen Dompropst Josef Alfers gemeldet, der aber auch keine weiteren Schritte angegangen war.

Frings und Peters

Der Interventionsbeauftragte des Bistums, Peter Frings, war einer der Gäste bei einer Info-veranstaltung zum Missbrauch durch Pfarrer O. in Isselburg.

© Bistum Münster

Wie sehr Peters die Situation bis heute belastet, wurde bei seinen Schilderungen deutlich. Im Sommer 1995 sei Pfarrer O. erstmals ins Ferienlager gekommen, das der Pastoralreferent verantwortete. Nicht mit im Zimmer der männlichen Betreuer, sondern im Schlafsaal der Jungen übernachten zu wollen, über diese Distanzlosigkeit sei er entsetzt gewesen, erinnerte sich Peters. Ebenso darüber, dass der Pfarrer mit den Kindern duschte und wie er sich gegenüber den Kindern bei Spielen verhielt. Der Pastoralreferent bat O., frühzeitig wieder nach Hause zu fahren. Was dieser tat. Danach hat Pfarrer O. keine von Peters geleitete Freizeit für Kinder mehr besucht. Wie schwer ihm die Konfrontation mit Pfarrer O. gefallen ist, beschrieb Peters mit wenigen Worten: „Er war mein Chef, ich sein Mitarbeiter.“ Damit stand er in einem Zwiespalt, denn seine Verantwortung gegenüber Schutzbefohlenen ließ ihn nicht los.

Nachdem auf seine Beobachtungen hin niemand am Domplatz in Münster reagierte, wechselte der Pastoralreferent 2004 seine Stelle und wurde Gefängnisseelsorger in der JVA in Kleve. Mit 74 Jahren ist Josef Peters heute im Ruhestand.

Peter Frings, Interventionsbeauftragter des Bistums und ebenfalls als Gesprächsteilnehmer zu dem Infoabend eingeladen, bedankte sich ausdrücklich bei Josef Peters für seine bewegenden Worte: „Wir brauchen mehr Menschen mit ihrem Mut, die sagen, was sie gesehen haben. Viel zu wenige trauen sich nach wie vor, einen konkreten Verdacht zu äußern und zu dem zu stehen, was sie gesehen haben.“

Ob sich denn keine Eltern beim Bistum über den Pfarrer beschwert hätten, wollte eine Frau wissen. Frings verneinte, gab allerdings zu bedenken, dass Schreiben auch nicht mehr vorhanden sein könnten.

Pfarrer O. ist heute laisiert, also kein Priester mehr ist.

Von sexuellem Missbrauch betroffene Menschen, die mit ihrem Anliegen, ihren Sorgen und Nöten Hilfe vom Bistum Münster möchten, können sich an eine der Ansprechpersonen wenden: Hildegard Frieling-Heipel (Telefon 0173-1643969), Margret Nemann(Telefon 0152-57638541) sowie Bardo Schaffner (Telefon 0151-43816695). Die Ansprechpersonen sind unabhängig vom Bistum tätig und zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet. Sie geben Informationen nur mit dem Einverständnis der Betroffenen weiter.

Gudrun Niewöhner