Interventionsbeauftragter Peter Frings informierte in Recklinghausen

, Bistum Münster, Kreisdekanat Recklinghausen

Wie geht das Bistum mit dem Thema Missbrauch um? Was passiert, wenn Fälle bekannt werden? An wen kann man sich wenden, wenn man Hinweise hat oder selbst betroffen ist? Diese und zahlreiche weitere Fragen standen im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung, zu der die Pastoralkonferenz Recklinghausen kurzfristig eingeladen hatte. Gut 30 Interessierte waren am Montag, 8. Juli, dieser Einladung ins Pfarrheim St. Markus gefolgt. Hintergrund waren die vor zwei Wochen veröffentlichten Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen den 2011 verstorbenen Pfarrer W.. Der Priester war von 1969 bis 1975 Kaplan in der Gemeinde St. Antonius in Recklinghausen. Beim Bistum Münster hatte sich 2013 ein Betroffener und zuletzt im März 2019 ein weiterer Betroffener gemeldet. Öffentlich wurde der Fall durch ein anonymes Schreiben am Grab des Priesters.

Propst Jürgen Quante, Interventionsbeauftragter Peter Frings und Joachim van Eickels (von links) stehen nebeneinander und sprechen miteinander.

Propst Jürgen Quante, Interventionsbeauftragter Peter Frings und Joachim van Eickels (von links) setzten sich mit dem Thema Missbrauch auseinander.

© Bistum Münster

Rede und Antwort stand an diesem Abend Peter Frings. Der Jurist ist seit drei Monaten als Interventionsbeauftragter beim Bistum Münster tätig. Er koordiniert alles, was mit dem Thema Missbrauch zu tun hat und ist Ansprechpartner sowohl für Träger wie beispielsweise Pfarreien als auch für Betroffene. Frings gab den Zuhörern zahlreiche Hintergründe zum Umgang mit dem Thema seitens des Bistums. Angesprochen von Moderator Joachim van Eickels, warum das Bistum 2013 den Fall nicht schon öffentlich gemacht habe, ging Frings auf die Situation der Betroffenen ein. „Aus der Meldung in der Akte geht nicht hervor, ob der Betroffene es öffentlich machen wollte. Für Missbrauchsopfer ist es häufig schon ein großer Schritt, sich überhaupt zu melden. Viele können bis heute nicht darüber reden“, sagte Frings. Die öffentliche Diskussion trage vielleicht weiter dazu bei, dass sich der eine oder andere melde – seien es Betroffene oder Menschen, die Hinweise geben könnten. Jeder Fall werde vom Bistum zur Anzeige gebracht, doch nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg, denn „sie müssen das Verfahren durchlaufen“. Vielen ginge es darum, dass die Taten auf den Tisch kämen und ihnen endlich geglaubt werde, hat er erfahren. 

Die Zuhörer beschäftigte das Thema, warum die Kirche nicht reagiert habe, als der Pfarrer 1976 rechtskräftig verurteilt worden sei. „Wie sieht das heute aus? Wird immer noch vertuscht?“, fragte eine Anwesende. „In den Akten finden sich keine Hinweise, was die handelnden Personen damals bewegt hat. Aber heute gibt es eine klare Position beim Bistum Münster: Verdächtige Priester werden sofort vom Dienst freigestellt“, erklärte Frings. „Unser Ziel muss es sein, dass nichts mehr vertuscht und an die Seite geschoben wird“, betonte der Jurist.

Zurzeit werde eine externe Kommission aus Fachleuten zusammengestellt, die die Akten von Kriegsende an aufarbeiten wird. Sie soll im Oktober mit der Arbeit starten. „Nach zweieinhalb Jahren sollen sie ihre Ergebnisse präsentieren“, berichtete Frings. 

Zum Abschluss bat er Betroffene, sich bei den Ansprechpersonen für Verfahren bei Fällen sexuellen Missbrauchs zu melden: Bernadette Böcker-Kock, Telefon 0151/63404738, und Bardo Schaffner, Telefon 0151/43816695.

Michaela Kiepe