Isabel Hövels fand Herkunftsfamilie - und dankt Bischof Genn

, Bistum Münster

Versöhnliches Ende einer langen Suche und zugleich ein Neubeginn: Nachdem sie als Baby von einem deutschen Ehepaar adoptiert worden war, lernte Isabel Hövels mehr als ein Vierteljahrhundert später ihre leibliche Mutter, Geschwister und Verwandten in Indien kennen. Und weil an dieser Familienzusammenführung auch Bischof Dr. Felix Genn mitwirkte, hat ihn die 29-Jährige am 17. Januar in Münster besucht. Dort überreichte sie dem Bischof ihr Buch „Dhanyavaad Mama: Eine deutsch-indische Adoptionsbiografie“.

Zum Dank überreichte Isabel Hövels Bischof Felix Genn ein Exemplar des Buchs, das sie über ihre Geschichte geschrieben hat.

Zum Dank überreichte Isabel Hövels Bischof Felix Genn ein Exemplar des Buchs, das sie über ihre Geschichte geschrieben hat.

Hövels kam in Begleitung ihres Partners Mike Schiffer und ihres Onkels Bernd Litmeyer. Beide hatten sie, ebenso wie ihre ganze deutsche Familie und Verwandtschaft, bei ihrer Suche nach und der Kontaktaufnahme zu ihrer Herkunftsfamilie unterstützt. Das war umso wertvoller, als die Emsdettenerin einen langen Weg gehen musste. „Mein Leben lang habe ich über meine Herkunft nachgedacht“, erzählt sie, „je älter ich wurde, desto wichtiger wurde es mir, alles darüber zu erfahren.“ Sie habe das kaum erklären können, aber es habe ihr keine Ruhe gelassen.

Mit 18 Jahren reiste Hövels, die in Rheine-Elte in behüteten Verhältnissen aufwuchs, erstmals nach Indien. Nach Schulabschluss und Ausbildung ging sie das Thema erneut an – zunächst ohne Erfolg. Zwar wusste sie, dass sie im Alter von sechs Monaten aus einem Kinderheim der Missionarinnen der Nächstenliebe adoptiert wurde. Doch von der Ordensgemeinschaft erhielt die Friseur-Meisterin und Make-Up-Fachfrau auf ihre Briefe Segenswünsche statt Informationen. „Die Schwestern schrieben, dass ich es doch gut habe und mich damit zufrieden geben solle“, erinnert sie sich. Einmal wurde ihr sogar mitgeteilt, ihre leibliche Mutter sei tot. „Ich kann nicht nachvollziehen, dass man mir auch die kleinste Info vorenthalten hat“, sagt Hövels.

Parallel machte sich Bernd Litmeyer mit den damaligen Adoptionsverfahren vertraut. „Es gab  eine Vermittlungsstelle, die Kontakt zu kirchlichen und staatlichen Heimen in Indien hielt“, sagt er, „diese ging auf adoptionswillige deutsche Paare zu und fragte, ob sie ein indisches Kind aufnehmen würden.“ Eine Einverständniserklärung der leiblichen Eltern lag nicht vor.

Über Litmeyer bestand Kontakt zu Theo Paul, Generalvikar des Bistums Osnabrück. Dieser riet, Bischof Genn einzuschalten. Genn schrieb seinerseits an die Generaloberin der indischen Schwestern, Mary Prema Pierick, die aus dem westfälischen Reken stammt.

Und dann endlich, nur ein paar Wochen später, kam der Brief: ein umfangreiches Schreiben des Ordens, mit Namen und Fotos ihrer leiblichen Familie. „Diesen Tag wird unsere ganze Familie nie vergessen“, sagt Litmeyer. Unverzüglich nahm Isabel Hövels Kontakt zu ihrer indischen Familie auf. Wenig später reiste sie mit dem indischen Pater Theo Kindo, der damals in Borghorst arbeitete und als Vermittler und Übersetzer half, und ihrem Freund in ihren Geburtsort Raigarh im Bundesstaat Chattisgarh. Dort erwartete sie die gesamte Großfamilie inklusive Nachbarschaft. „Meine Augen haben meine Mutter gesucht“, schildert sie, „sie kam als letzte in den Raum. Wir haben uns einfach umarmt und geweint. Sie war sehr glücklich, dass ich so gut aufgewachsen war.“ Ein weiterer Besuch folgte. Zwischendurch hielt und hält die 29-Jährige mit der Unterstützung von Übersetzern und über soziale Medien Kontakt.

Bischof Genn freute sich, „dass ich helfen konnte, dass dieser Kontakt zustande kommt.“ Aus seiner Erfahrung als Priester wisse er, „wie viel Leid eine solche unbekannte Herkunft verurusachen, wieviel Energie sie aber auch freisetzen kann.“ Energie, die Hövels aufgebracht hat.

Über das Erlebte hat sie das Buch geschrieben, das sie als Dank Bischof Genn überreichte. Es ist als gebundene Ausgabe im Buchhandel sowie in gebundener Form, als Taschenbuch und E-Book bei Amazon erhältlich. Hövels stellt es bei Lesungen vor: am Mittwoch, 6. Februar, um 19 Uhr bei Brockmann & Sons in Rheine, am Freitag, 22. Februar, um 19 Uhr im Parkhotel Wienburg in Münster, am Freitag, 15. März, im Rahmen der NRW-„Nacht der Bibliotheken“ NRW in Rheine, am Mittwoch, 20. März, um 19.30 Uhr in der Villa Winkel in der VHS Ochtrup sowie am Mittwoch, 27. März, um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek Emsdetten.

Anke Lucht