Auf dem elterlichen Hof in Roxel aufgewachsen, wurde Kückmann schon früh von dem Gedanken ergriffen, Menschen in fernen Ländern zu helfen. Als Neunjähriger saß er in der Sonntagsmesse und lauschte den Erzählungen eines Missionspaters. Da machte es „klick“: „Ich wusste plötzlich: Das möchte ich auch. Ich möchte in die Mission gehen, Gott dienen und Menschen helfen.“ Nie habe ihn dieser Gedanke losgelassen. Doch es kam anders. Als Kückmann 15 Jahre alt war, starb sein Vater, dem er kurz zuvor das Versprechen gegeben hatte, den Hof in Nordwalde, ebenfalls im Familienbesitz, zu übernehmen. Der junge Mann ließ sich zum Landwirt ausbilden. „Doch selbst in den Jahren ist der Wille, etwas anderes zu machen, nicht erloschen. Ich habe nur den richtigen Moment abgewartet.“
Der kam einige Jahre später, als sein jüngerer Bruder anbot, den Hof weiterzuführen. Am Klausenhof in Dingden erhielt Josef Kückmann schließlich das Rüstzeug für die Arbeit als Entwicklungshelfer. 1967 führte ihn sein Weg ins indische Nashik, etwa 200 Kilometer nord-östlich von Bombay. Neun Jahre lang arbeitete er dort mit großer Schaffenskraft und einer Fülle von Ideen und bescherte so der Region Straßen und Dämme, Brunnen, Bäume und grüne Hügel. Alles mit Hilfe der Einheimischen, denn „Hilfe zur Selbsthilfe ist bei der Umsetzung das Wichtigste“, weiß Kückmann. Wer seinen Erzählungen lauscht, merkt schnell, dass das Herz des 81-Jährige bis heute an Indien hängt. Nicht zuletzt deshalb, weil er dort seine Frau kennenlernte, die damals das dortige Lepra-Krankenhaus leitete. Am Tag der Ordensverleihung feiert das Ehepaar übrigens seinen 45. Hochzeitstag.
Weil ihr ältester Sohn das tropische Klima nicht vertrug, zog die Familie zurück nach Münster. Kückmanns Engagement ließ damit aber nicht nach: Viele Jahre war er der Sprecher des 1986 gegründeten ökumenischen Zusammenschlusses christlicher Eine-Welt-Gruppen in Münster. Mehr als 20 Ausstellungen organisierte er in teils prominenten Räumen wie der Bürgerhalle oder dem Foyer der Bezirksregierung, scheute nicht davor zurück, auch unbequeme Themen wie Kinderarbeit oder die Auslandsverschuldung der Dritten Welt anzupacken. „Man muss versuchen Aufmerksamkeit zu erregen, um Menschen für eine Sache zu sensibilisieren“, weiß Kückmann, der mit seinem Team schon eine Slumhütte in einer Ausstellung nachbaute und Banner an die Brücke über einer Bundesstraße hängte. Außerdem ein markantes Beispiel für seine Initiative: die Präsentation aller Misereor-Hungertücher in der münsterischen Dominikanerkirche, die großes Interesse erfuhr und noch heute von Pfarreien, Verbänden und Organisationen ausgeliehen werden kann.
Auch seine mehr als 30-jährige ehrenamtliche Tätigkeit in der Rolle des münsterländischen Kiepenkerls im Freilichtmuseum Mühlenhof passt ins Bild: „Ich habe dabei nicht nur unterhalten, sondern auch Traditionen und Werte vermittelt“, sagt Kückmann und fügt hinzu: „Werte, die unserer Zeit manchmal verloren zu gehen drohen.“ Bis heute engagiert sich der 81-Jährige im Arbeitskreis „Eine Welt & Mission“ der Pfarrei St. Gottfried. Motivation für sein Engagement ist der christliche Glaube: „Zögernden möchte ich Mut machen, auch aktiv zu werden, für eine gerechtere und bessere Welt. Die Welt wäre ärmer ohne den Einsatz Ehrenamtlicher.“
Informationen
Der Gregorius-Orden wurde 1834 von Papst Gregor XVI. gestiftet und nach Papst Gregor dem Großen benannt. Er ist einer von fünf Päpstlichen Ritterorden, die vom Papst für Verdienste in Gesellschaft und Kirche in verschiedenen Klassen und Stufen verliehen werden.
Ann-Christin Ladermann