Armut und Gewalt bestimmen den Alltag in El Salvador. Um aus dieser Spirale herauszukommen, sei es wichtig, erklärte der Bischof, den Jugendlichen in seiner Heimat eine Perspektive zu bieten. Für das katholische Hilfswerk Misereor war Rivera einige Tage im Bistum Münster unterwegs. El Salvador steht im Mittelpunkt der diesjährigen Fastenaktion. Begleitet wurde er von Pater Hans-Michael Hürter aus der Fachstelle Weltkirche des Bistums Münster.
Vielen Kindern und Jugendlichen fehle der Zugang zu Bildung, beschrieb der Bischof die Situation in seinem Land. Viele Eltern ließen ihre Kinder arbeiten, um die Familie ernähren zu können. Die meisten Schulen seien zudem in einem schlechten Zustand: „Manche haben keine Toiletten.“ Unvorstellbar für seine jungen Tecklenburger Zuhörer. Oftmals müssten die Schüler weite, teils unwegsame Strecken zurücklegen: „Fünf Kilometer bis zur Schule sind keine Seltenheit.“
Die katholische Kirche, betonte Rivera, bemühe sich, Eltern durch Projekte zu sensibilisieren, ihnen zu erklären, dass Bildung ein kostbares Gut für eine bessere Zukunft ist. So hätten schon einige Familien ihre Lage verbessert.
Schulleiterin Evelyn Futterknecht wollte wissen, wie das Graf-Adolf-Gymnasium Bischof Rivera, der vor seiner Priesterweihe selbst Mathematik- und Physiklehrer war, in seiner Arbeit unterstützen könne. Didaktisches Material sei immer Mangelware, lautete die Antwort. Außerdem fehlten Instrumente für den Musikunterricht. „Wir müssen den jungen Menschen Optionen geben, was sie mit ihrem Leben anfangen können“, erklärte Rivera sein Bemühen, Möglichkeiten der Freizeitgestaltung anzubieten. Ansonsten sei die Versuchung für die Jugendlichen groß, Teil der Banden und damit der Drogenmafia zu werden: „Das wollen wir verhindern.“
Die Brutalität der Banden sei erschreckend. Auch einige Priester seien bereits von Clanmitgliedern ermordet worden. Doch all dies hindere die Kirche nicht, weiterhin eigentlich staatliche Aufgaben zu übernehmen. Denn staatliche Ebenen seien oft korrupt: „Das Geld, das dadurch versickert, bräuchten die Menschen zum Leben“, kritisierte der Bischof das System. Dieses System zu durchbrechen, dessen ist er sich bei allen Versprechungen der gerade gewählten neuen Regierung bewusst, werde nicht einfach sein. „Und so lange der Staat sich beispielsweise nicht um die Bildung der Menschen kümmert, werden wir es als Kirche tun: weil jeder ein Recht auf Bildung hat.“
Gudrun Niewöhner