Junge Gäste aus Brasilien im Gespräch mit Weihbischof Dr. Zekorn

Den "großen Reichtum", als den Weihbischof Dr. Stefan Zekorn einen Austausch wie den der Pfarrei St. Franziskus mit Christen aus dem brasilianischen Timbiras sieht, konnte man beim Begegnungsabend am Donnerstag (9. Oktober 2014) in der Thomas-Morus-Kirche spüren:

Da flogen portugiesische wie deutsche Wortfetzen durch den Raum, da wurde gesungen und ein geistliches Lied auch vertanzt. "Über alle Kulturen hinweg verbindet uns der Glaube an Jesus Christus", umschrieb das Weihbischof Zekorn.

Die zwölf Gäste aus dem Norden Brasiliens – sieben Jugendliche und fünf Erzieherinnen – wohnen derzeit in Familien in der Pfarrei. Sie sind nicht die ersten, die Münster als Ziel einer Partnerschaftsreise erleben. Denn der Austausch, so berichtete Pastoralreferent Andreas Rehm, besteht bereits seit 2004 und erwuchs aus persönlichen Kontakten des früheren Gemeindepfarrers Klaus Honermann nach Timbiras. "Aus einem ersten Firmprojekt ist inzwischen ein regelmäßiger gegenseitiger Austausch geworden", sagte Rehm. Viele junge Münsteraner haben im Laufe der Begegnungen 18 Flugstunden entfernt Freundschaften geschlossen, ein wenig Portugiesisch gelernt und nicht zuletzt eben jenen kulturellen Reichtum und die Toleranz erlebt, von der Bischof Zekorn in seiner Begrüßung sprach.

Zu ihnen gehört Tanja Panning. Sie ist gefragte Dolmetscherin, während die jungen Brasilianer tagsüber im Familienzentrum St. Norbert in Coerde in den Außenanlagen tatkräftig werkeln und die Erwachsenen in der Einrichtung eine praktische Fortbildung zu Fragen von Förderung und Lernprogrammen erleben. Denn das Projekt in Brasilien, das der eigens gegründete Verein rund um Marita Dransfeld, Jochen Katthöfer und Raphael Davids begleitet, ist ein "Förderhaus", in dem nachmittags drei Gruppen von Kindern besondere Unterstützung erfahren. Mit Lernspielen, Klängen und anderen Methoden helfen die Frauen zum Teil ehrenamtlich, Lernstoff aufzuholen, und erleichtern behinderten Kindern die Integration.

Bei dem vielgestaltigen Programm, das Verein und Pfarrei für die Gäste in den drei Wochen zusammengestellt haben, sollte neben politischen, landeskundlichen und freundschaftlichen Begegnungen aber auch der Austausch über den eigenen Glauben und die Erfahrungen mit Kirche nicht zu kurz kommen. Und so luden abends Andreas Rehm und der Weihbischof ein, frank und frei zu berichten, was die jungen Menschen in ihren Gemeinden gut finden, was sie vermissen oder verändern möchten. Trotz der zwischengeschalteten Übersetzungsrunden, von Tanja Panning auch am Ende eines stressigen Tages noch geduldig übernommen, hörten alle gespannt zu: hier der Wunsch der deutschen Jugendlichen nach mehr Beteiligung an Entscheidungen, nach mehr Angeboten für ihre Altersgruppe oder das Gefühl von mangelnder Einheit innerhalb der fusionierten Pfarrei, dort bei den brasilianischen Jugendlichen Berichte über charismatische Gebetsgruppen mit geistlichen Liedern und Tänzen, aber auch über einen mutigen "Messdienerstreik", von dem eine zierliche junge Frau berichtete.

Ob die Brasilianer nun frommer sind als die Deutschen, darüber wurde nach einem offenen Glaubenszeugnis von Edelson Barros, der einige Zeit in Münster studiert hat, zum Abschluss noch einmal heiß diskutiert. Aber es wurde kein Wettstreit, wer mehr betet oder öfter in die Kirche geht. Es war vielmehr ein Austausch über die verschiedenen Lebenswirklichkeiten und den Wunsch nach zeit- und altersgemäßer Beheimatung im Glauben. Ob hier beim Taizégebet oder einem jugendgerecht gestalteten Gottesdienst oder jenseits des Ozeans bei einer Gruppe, die mit dem ganzen Körper singend und tanzend betet: "Wer die Kulturen anderer Menschen kennenlernt, der versteht auch seine eigene besser", so sagte Weihbischof Zekorn. Und dem stimmten an diesem Begegnungs-Abend alle zu.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de