JVA Geldern
Von der Arbeit der Menschen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Geldern-Pont sei er sehr beeindruckt. Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn nach seinem Besuch der Gefängnisanstalt am 30. Oktober 2013 betont.
Auf Einladung des Gefängnisseelsorgers, Pfarrer Hans-Gerd Paus, war Bischof Genn in die JVA nach Geldern-Pont gekommen. Er wolle alle Bereiche der Seelsorge im Bistum kennen lernen, nicht nur die Arbeit in den Pfarreien, sagte der Bischof. Gerade die Seelsorge in Einrichtungen wie einer JVA sei wichtig und notwendig, betonte er nach seinem Rundgang.
Er besuche nicht zum ersten Mal eine JVA, sagte Genn. Er sei schon in Einrichtungen in Essen, Bochum und im Saarland gewesen. Und wenn er eine Erkenntnis aus diesen Besuchen mitnehme, dann die, dafür dankbar zu sein, dass er in seinem Leben einen anderen Weg habe einschlagen dürfen. Der Bischof besichtigte die Anstalt gemeinsam mit dem Leiter Karl Schwers, mit Pfarrer Paus und Pastoralreferent Matthias Überfeld, der sich um die Personen kümmert, die kurz vor ihrer Entlassung stehen.
Im Mittelpunkt des Rundgangs standen die Ausbildungsstätten. Denn in der JVA Geldern-Pont ist eines der größten Ausbildungszentren innerhalb des Justizvollzugs in Deutschland untergebracht. Die Verurteilten können während ihrer Haftzeit beispielsweise Berufe als Drucker und Buchbinder, als Schweißer, Maurer, Schreiner sowie Maler und Lackierer erlernen. Stellt die JVA die Infrastruktur im Haus wie beispielsweise Gebäude und Material zur Verfügung, so vermittelt die Berufsfortbildung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DBG) das entsprechende Know-How. "Wir sind keine Moralapostel und arbeiten nicht mit dem erhobenen Zeigefinger", erläuterte JVA-Leiter Karl Schwers die Resozialisierung. "Wir wollen den Männern helfen, einen neuen Weg in ihrem Leben einzuschlagen." Das gilt für 700 Männer, die in der JVA Geldern-Pont inhaftiert sind. Neben den Gefangenen, die für eine kurze Gefängnisstrafe aus der Region in der JVA untergebracht sind, sind auch Männer in Geldern eingesperrt, die für eine längere Haftstrafe verurteilt wurden, bis hin zu einer lebenslänglichen Strafe. Es gebe Personen, die schon länger als 30 Jahre in der JVA eingesperrt seien und diese voraussichtlich nicht mehr verlassen würden. Das stelle besondere Ansprüche an den Strafvollzug, meinte Schwers.
Gerade die Seelsorge sei für die Arbeit im Vollzug von ganz besonderer Bedeutung, sagte der JVA-Leiter. Die Gespräche mit dem Seelsorger nähmen viel Druck aus dem Leben im Vollzug. Die Seelsorger seien wichtige Gesprächspartner für die Häftlinge wie für die 320 Mitarbeiter der Anstalt. Denn sie seien ja Gesprächspartner außerhalb des Systems, meinte Schwers. Das, was mit den Seelsorgern besprochen werde, finde keinen Niederschlag in einer Akte. Durch die Schweigeverpflichtung werde eine besondere Vertrauensebene hergestellt. "Viele Häftlinge sprechen es direkt aus: ‚Sie, Herr Pfarrer, sagen ja nichts weiter. Bei Ihnen ist der Ort, wo ich etwas sagen kann’, berichtete Paus, was die Häftlinge ihm sagen: "Das hat einen hohen Stellenwert", unterstrich der Pfarrer.
Aus der Zelle herauszukommen und einen Tapetenwechsel zu erleben, auch das sei für viele Häftlinge ein wichtiger Grund für die Gespräche mit dem Seelsorger, sagte Pfarrer Paus weiter. Manche kämen wöchentlich, andere monatlich. Menschen, die selbstmordgefährdet seien, spreche er auch täglich. Zentrales Thema bei diesen Gesprächen sei die Resozialisierung: Wie wird es sein, wenn ich die Strafe abgesessen habe? Was ist mit der Familie, mit der Freundin? Werden sie zu mir stehen? Besonders hart treffe es die Männer bei der Entlassung, wenn jegliches soziale Umfeld weggebrochen sei. Aber auch Männer, die eine sehr lange Strafe abzusitzen hätten, kämen zu ihm. Gemeinsam versuchten sie, einen Berg von Fragen abzuarbeiten. Am Ende stehe manchmal ein Gebet, deshalb nenne er die Seelsorge auch Miniaturgottesdienste.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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