Katholische Kirche will sich im Kreisdekanat Kleve neu aufstellen

, Bistum Münster, Kreisdekanat Kleve

Vorschläge für sechs pastorale Räume im Kreisdekanat Kleve haben Weihbischof Rolf Lohmann und Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp im Petrus-Canisius-Haus in Kevelaer vorgestellt. Rund 100 hauptamtlich Mitarbeitende und ehrenamtlich Engagierte aus den Pfarreien des Kreisdekanats waren in den Wallfahrtsort gekommen, um sich über den Prozess zur Weiterentwicklung pastoraler Strukturen zu informieren. Sowohl Lohmann als auch Winterkamp machten deutlich, dass es sich bei den vorgestellten Ideen lediglich um Vorschläge handelt, die in den kommenden Wochen und Monaten mit den Beteiligten besprochen und weiter geplant werden. 

Als Kirche zukunftsfähig bleiben

An der Auftaktveranstaltung nahmen (von links) Kreisdechant Johannes Mecking, Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp, Pastoralreferentin Irmgard Heimbach, Weihbischof Rolf Lohmann und Personaldezernent Karl Render teil.

© Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer

„Pastorale Strukturen müssen so gestaltet sein, dass die Verkündigung des Evangeliums unter veränderten Rahmenbedingungen weiter gut möglich sein wird“, betonte Weihbischof Lohmann. Dieser Prozess könne nicht losgelöst von inhaltlichen und pastoralen Fragestellungen stattfinden. „Entscheidend ist, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen und Strukturen entwickeln, die den Menschen helfen, den Reichtum des Glaubens für ihr Leben zu finden“, verdeutlichte der Weihbischof weiter. 

Er machte im Gespräch mit Moderatorin Eva-Maria Jazdzejewski deutlich, dass sich die katholische Kirche den offensichtlichen Herausforderungen stellen müsse: „Was bedeuten die massiven Veränderungsprozesse für uns? – Wie können christliche Gemeinschaft und kirchliches Leben unter den sich wandelnden Rahmenbedingungen dennoch wachsen? – Welche Gestalt von Kirche wird zukunftsfähig sein?“ Beim Bemühen, Antworten zu finden, schließt der Prozess an die pastoralen Orientierungen an, die im Bistum bereits entwickelt worden sind – an den Diözesanpastoralplan, die lokalen Pastoralpläne sowie die Überlegungen zur „Sendung der Kirche“ und zu den Notwendigkeiten, stärker eine Kirche zu sein, die Beziehung stiftet. Zudem werde es eine enge Verknüpfung mit weiteren Veränderungsprozessen geben. Der Weihbischof nannte den Spar- und Strategieprozess, das angedachte Klimaschutzkonzept sowie die Modernisierung der Bistumsverwaltung. 

Generalvikar Winterkamp betonte, dass es von Bischof Dr. Felix Genn drei Vorgaben für den Strukturprozess gibt:

Weihbischof Rolf Lohmann stellte in Kleve die Vorschläge für pastorale Räume in Kreisdekanat Kleve vor.

© Bischöfliche Pressestelle / Christian Breue

Das Verhältnis der Diözesanpriester im aktiven Dienst zu den Priestern der Weltkirche in unserem Bistum soll dauerhaft zwei Drittel zu einem Drittel sein. Und es braucht mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien sowie zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen.“

Der Generalvikar erläuterte Zahlen, Fakten und Prognosen, die den Prozess zur strukturellen Entwicklung notwendig machen: So wird die Katholikenzahl im Bistum bis 2040 von derzeit knapp 1,8 Millionen auf weniger als 1,4 Millionen zurückgehen. Sind es heute im Kreisdekanat Warendorf noch rund 188.000 Katholiken, so werden es in 20 Jahren wahrscheinlich nur noch knapp 120.000 sein. Im kirchlichen Leben, etwa bei den Gottesdienstbesuchern, Taufen oder Eheschließungen, hat es in den vergangenen Jahren deutliche Rückgänge gegeben. Und die finanziellen Mittel, die dem Bistum insbesondere über Einnahmen aus der Kirchensteuer zur Verfügung stehen, werden in Zukunft spürbar geringer ausfallen. Besonders gravierend sind die Einbrüche beim seelsorglichen Personal: Gibt es derzeit noch rund 1.370 Seelsorgerinnen und Seelsorger – 380 Diözesanpriester im aktiven Dienst, 165 Priester der Weltkirche, 600 Pastoralreferentinnen, Pastoralreferenten und Diakone im Hauptamt sowie 225 Diakone mit Zivilberuf – ,wird diese Zahl bis 2040 auf 500 bis 550 zurückgehen. 

„Und bei den Menschen, die freiwillig in der Kirche aktiv sind, sehen wir eine Veränderung hin zu einem zeitlich befristeten, projektbezogenen, klar beschriebenen und nachhaltig sinnstiftenden Engagement“, sagte der Generalvikar. Allgemeine Megatrends verschärften die Notwendigkeit für Veränderungen, ebenso innerkirchliche Missstände und Entwicklungen. Vor allen diesen Hintergründen sei die Überzeugung gewachsen, dass es im Bistum neue sogenannte „Pastorale Räume“ geben müsse. Bistumsleitung und -verwaltung hätten für jedes Kreisdekanat Vorschläge entwickelt. „Das sind ausdrücklich nur Vorschläge. In einem partizipativen Prozess wollen wir von Ihnen hören, was Sie davon halten“, wandte er sich an die Teilnehmenden. Auch inhaltliche Fragen, die damit verbunden sind, seien noch nicht geklärt. Die Beratungs- und Entscheidungsphase im Prozess soll bis April oder Mai 2023 abgeschlossen sein.

Die pastoralen Räume werden nicht Pfarreien, Gemeinden, Einrichtungen oder Verbände ersetzen, versprach der Generalvikar. Die Präsenz der pastoralen Arbeit in der Fläche solle gewährleistet bleiben. Zugleich werde die Seelsorge in größeren Einheiten gestaltet werden müssen. Dabei erfordere ein pastoraler Raum die Bildung größerer Teams, eine Weiterentwicklung der Rollenklärung des pastoralen Personals, mehr Teamarbeit und ein verstärktes Engagement der Freiwilligen. Ziel sei es, die Verantwortung für die Entwicklung der Pastoral vor Ort zu belassen sowie genauer zu schauen, wie dabei eine gute Zusammenarbeit zwischen lokaler und regionaler Ebene gewährleistet werden kann. Zu prüfen sei außerdem, wie verschiedene pastorale Orte, Einrichtungen und kategoriale Felder der Seelsorge, etwa im Krankenhaus, in der Schule, bei der Caritas und in der Beratung, eingebunden werden können. Bei der Identifizierung der pastoralen Räume würden in der Regel die Kreis- und Kommunalgrenzen ebenso berücksichtigt wie der Stand und die Entwicklung der Katholikenzahl, aber auch regionale Realitäten.

Um im Prozess die Verbindung zwischen den Menschen vor Ort und der Bistumsebene sicherzustellen, gibt es für jedes Kreisdekanat ein Regional-Team. Dieses ist der erste Ansprechpartner für Fragen in der Region. Für das Kreisdekanat Kleve bilden Weihbischof Lohmann, Personaldezernent Karl Render und Pastoralreferentin Irmgard Heimbach das Regionalteam. In bistumsweit arbeitenden Prozessgruppen werden zudem zentrale Themen bearbeitet, bei denen es um die strategische Ausrichtung des Bistums in den kommenden Jahren geht: von der Weiterentwicklung der Pastoralkonzepte, über Leitungsfragen und die Frage, um welche Rechtsfigur es sich beim pastoralen Raum handelt, bis hin zu Themen wie Freiwilligenengagement, Immobilienkonzepte oder Digitalisierung.

Für das Kreisdekanat Kleve stellte Weihbischof Lohmann die Vorschläge für die sechs künftigen pastoralen Räume vor: Kleve-Kranenburg-Bedburg-Hau; Emmerich-Rees-Kalkar; Goch-Uedem; Kevelaer-Weeze; Geldern-Issum sowie Straelen-Wachtendonk-Kerken-Rheurdt. Nach der Präsentation diskutierten die Teilnehmenden mit den Prozessverantwortlichen über die inhaltlichen Ausführungen und strukturellen Vorschläge. Propst Johannes Mecking etwas erklärte, dass es im Dekanat Kleve schon jetzt eine gute Zusammenarbeit gebe und er zuversichtlich sei, dass dies auch im Rahmen des Strukturprozesses gelinge. Diskutiert wurde auch über die Herausforderungen, Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern, ohne sie mit zu vielen Aufgaben zu überlasten. 

Wer Fragen und Anregungen zum Gesamtprozess hat, kann sich auch per Mail melden: strukturprozess@bistum-muenster.de. Fragen zum Prozess im Kreisdekanat Kleve können gerichtet werden an: .

Weitere Informationen zur Veranstaltung in Kevelaer und zum Gesamtprozess gibt es im Internet auf: www.bistum-muenster.de/strukturprozess.