Kirche in großen pastoralen Räumen gestalten

, Stadtdekanat Münster

Was es heißt, Kirche in großen pastoralen Räumen zu gestalten, wissen Erzbischof Leonardo Steiner aus dem brasilianischen Manaus und Padre Miguel Angel aus dem mexikanischen Tula nur allzu gut. Die lateinamerikanischen Geistlichen, die anlässlich der Eröffnung der Adveniat-Weihnachtsaktion derzeit im Bistum Münster zu Gast sind, kennen es nicht anders – so wie auch in anderen Teilen der Weltkirche. Was können die Menschen im Bistum Münster mit Blick auf den derzeitigen Prozess zur Entwicklung der pastoralen Strukturen von den Experten lernen? Erzbischof Steiner und Padre Miguel standen Interessierten im Priesterseminar Borromaeum in Münster Rede und Antwort. Organisiert wurde der Austausch von der Fachstelle Weltkirche und dem Referat Pastoralberatung im Bistum Münster in Zusammenarbeit mit Adveniat. 

Leonardo Steiner ist Erzbischof von Manaus im Nordwesten Brasiliens. Das Erzbistum hat eine Fläche von 65.146 Quadratkilometern und ist damit mehr als viermal so groß wie das Bistum Münster.

© Bistum Münster

Das Erzbistum Manaus im Nordwesten Brasiliens hat eine Fläche von 65.146 Quadratkilometern und ist damit mehr als viermal so groß wie das Bistum Münster. Von den rund zwei Millionen Einwohnern sind etwa 1,4 Millionen katholisch. „Wir stehen vor vielen Herausforderungen“, brachte es der Erzbischof auf den Punkt. Sorgen bereiten ihm vor allem die vielen kleinen, weit entfernten Gemeinden im Amazonasgebiet, in denen nur einmal im Jahr ein Gottesdienst mit einem Priester gefeiert werden kann und in denen Laien die Gemeinden leiten. „Es ist wichtig, dass diese Gemeinden sich als Kirchen verstehen und sich nicht allein gelassen fühlen“, verdeutlichte Steiner. Ein neues Konzept, das die Pfarreien durch eine Strukturform sogenannter Missionsbezirke ablöst, hebt besonders die Bedeutung der Gemeinden hervor: „Dort finden sich Biotope des Glaubens, es muss ein Netzwerk sein, das nahe an den Menschen ist“. 

In Mexiko steht die Kirche vor der Herausforderung, dass die indigene Bevölkerung aus den ländlichen Regionen in die Städte zieht und dadurch einen Lebenswandel erfährt, berichtete Padre Miguel aus Tula.

© Bistum Münster

In Mexiko steht die Kirche vor der Herausforderung, dass die indigene Bevölkerung aus den ländlichen Regionen in die Städte zieht und dadurch einen Lebenswandel erfährt. „Das vertraute Umfeld verändert sich, Identitätsfragen stellen sich – das kann eine Chance sein, aber auch Abgründe wie Einsamkeit und Armut eröffnen“, erklärte Padre Miguel. Die Nachfrage nach den Sakramenten wie der Taufe sei ungebrochen, „aber wir möchten auch danach noch eine Verbindung zu den Menschen haben und sie nicht erst bei der nächsten Taufe wiedersehen“, beschrieb er. Es seien deshalb viele Glaubensschulen für Kinder eingerichtet worden, die diese bis zur Erstkommunion begleiten. Für die Eltern seien kleine Hausgemeinschaften gegründet worden. „In ihnen teilen die Menschen nicht nur die Bibel, sondern auch das Leben“, verdeutlichte Padre Miguel. Der Ordensmann hat eine Botschaft im Gepäck: „Wir müssen Zeugen des Evangeliums sein, indem wir den Menschen zuhören, ihre Lebenswelt zu verstehen versuchen und ihre Religiosität ernstnehmen. Dafür braucht es keine theologische Ausbildung.“ 

Ann-Christin Ladermann