Kunstinstallation in UKM-Klinikkirche

, Stadtdekanat Münster

Da ist die Hoffnung auf Heilung, aber auch die Einsicht oder das Verstehen, dass menschliches Leben endlich ist: Es sind konträre Gefühle, die den Alltag im Universitätsklinikum Münster (UKM) ausmachen. Diese Wirklichkeit soll am Freitag, 7. September, sowie in den folgenden zwei Wochen mit einer Kunstinstallation in der Klinikkirche „Maria Heil der Kranken“ mit allen Sinnen erfahrbar gemacht werden. Mit einer Laserinstallation, blauem Licht, einem riesigen Mosaik sowie einem Duft und leiser Musik wird die Klinikkirche an der Waldeyerstraße im Rahmen der „Langen Nacht der Universitätsmedizin Münster“ in einen mystisch-emotionalen Raum verwandelt. Initiatoren sind die Konzeptkünstler Rupert König und Marius Stelzer, die als Pastoralreferenten in Münster tätig sind und im vergangenen Jahr bereits die Kunstinstallation „Vitamorphose“ in der St.-Lamberti-Kirche umgesetzt haben.

Für Ulrich Laws, leitender Klinikpfarrer, schafft die Kunstinstallation mit dem Titel „Saluto Genesis“ („Werden von Gesundheit“) eine Verbindung zwischen Medizin, Wissenschaft und Glaube. „Wir begleiten nicht nur die Patienten, ihre Angehörigen und die Mitarbeitenden, sondern wir sind auch – abhängig von der Schwere der Erkrankung – an der Seite sterbender Menschen.“ Gemeinsam mit ihnen begebe man sich in Gesprächen auf die Suche nach der spirituellen Wirklichkeit. „Und Spiritualität geht über Religion hinaus“, betont Laws. Wie die Kunstinstallation auf die Besucher wirkt, hänge von der jeweiligen Situation ab: „Stehe ich mitten im prallen Leben oder befinde ich mich in einer Grenzsituation? Das wird sich auf das Erleben des umgestalteten Kirchenraums auswirken“, ist der Geistliche überzeugt.

Welche Elemente zum Erleben mit allen Sinnen beitragen, erklären die Künstler selbst. Schon draußen auf dem Kirchplatz treffen die Besucher auf einen „verdrehten Christus“. Mit Hilfe der Mitarbeiter in der Radiologie hat Rupert König einen alten Holzkorpus in der Computertomographie, kurz CT, eingescannt. Die Daten bildeten die Vorlage für 62 Körperscheiben, die auf Plexiglas gezogen und wieder zu einer Figur zusammengefügt wurden. „Theologisch wird der Betrachter im Sinne eines Leidensweges Christi auf die Installation eingestimmt“, erklärt König. 

Im Kircheninnern ist ein Seziertisch aus dem UKM platziert, auf dem eine hinterleuchtete Reproduktion des Grabtuches von Turin zu erkennen ist. Es wird bis heute als Totentuch Jesu verehrt, obwohl wissenschaftlich umstritten. „Auch hier wird die Spannung zwischen Kunst, Wissenschaft und Theologie spürbar“, erklärt Marius Stelzer. Durch einen blauen Lasertunnel gehend stößt der Besucher auf ein großes Mosaik, fünf Meter breit und mehr als sechs Meter hoch. „Wer das Transparent länger beobachtet, wird Konturen eines menschlichen Gesichts erkennen, das je nach Einstellung der farbigen Scheinwerfer als Auferstehungsdarstellung betrachtet werden kann“, ergänzt Rupert König. Das Erlebnis vervollständigen wird ein eigener Duft mit dem Titel „Incense 2.0 Sakral Smoke“, der schon 2016 im Kölner Dom und 2017 bei der Kunstinstallation „Vitamorphose“ in der St.-Lamberti-Kirche in Münster zum Einsatz kam. Entwickelt wurde der Duft, der medizinisch untersuchte Duftstoffe enthält, mit Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt, Zellphysiologe und Riechforscher an der Ruhr-Universität Bochum. 

„Im Uniklinikum werden Kunst und Wissenschaft angewandt, um Menschen zu heilen“, erklärt Marius Stelzer. „Diese Hoffnung, aber auch das Zulassen der Endlichkeit sollen in der Kunstinstallation zum Ausdruck kommen.“ Dabei stehe nicht nur der katholische Glauben im Mittelpunkt. „Sinnfragen in Grenzsituationen entstehen so oder so, unabhängig von der Religion“, fügt der Künstler hinzu. Darum sind alle Interessierten eingeladen, am Freitag, 7. September, von 16 bis 22 Uhr, sowie in den folgenden Tagen bis Freitag, 21. September, jeweils tagsüber die multisensuale Kunstinstallation zu besuchen.

Bei der „Langen Nacht der Universitätsmedizin Münster“ öffnen erstmals die Medizinische Fakultät der Universität Münster und das Universitätsklinikum Münster gemeinsam ihre Türen. Dabei wird das gesamte Leistungs- und Tätigkeitsspektrum gezeigt. 

Bildunterschrift: Rupert König, Markus Kortewille, der bei der technischen Umsetzung unterstützt, Marius Stelzer und Pfarrer Ulrich Laws (von links) freuen sich auf viele Besucher der Kunstinstallation in der Klinikkirche mit dem Titel „Saluto Genesis“.

Text und Foto: Ann-Christin Ladermann