Seit mehr als 1.000 Jahren verehren Gläubige in Freckenhorst ein Heiliges Kreuz, in dessen Sockel ein Splitter vom Kreuz Jesu Christi eingelassen ist. Die Entstehung des Freckenhorster Krüßingsfestes geht auf die Wiederauffindung des sogenannten Freckenhorster Kreuzes zurück. Jährlicher Höhepunkt der Festwoche ist die Prozession mit der Kreuztracht durch den geschmückten Ort, die auch in diesem Jahr wieder von Fahnenabordnungen zahlreicher Vereine, dem Orchesterverein Freckenhorst und den Erstkommunionkindern begleitet wurde. Auch Bischof Bätzing nahm an der Prozession durch die Stiftsstadt teil und feierte anschließend den Festgottesdienst, der musikalisch vom Pfarrcäcilienchor, vier Bläsern und der ehemaligen Stiftskantorin Agata Lichtscheidel an der Orgel gestaltet wurde.
Die Debatten um religiöse Symbole seien deutliche Hinweise darauf, dass die zunehmende Säkularisierung und die sinkende Zugehörigkeit zur christlichen Kirche gesellschaftliche Auswirkungen haben, führte Bätzing aus. „Mehr und mehr Mitbürgerinnen und Mitbürgern ist das Kreuz fremd geworden“, betonte er. Eine Tatsache, die den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz spürbar bewegt. „Nicht nur, weil das Kreuz für mich das zentrale Zeichen unseres christlichen Glaubens ist, sondern weil das Kreuz Christi und jede kostbare Kreuzreliquie wie diese hier in Freckenhorst ja tatsächlich einmal ein Staatssymbol gewesen sind“, begründete er.
Jesus habe sein Leben in den Dienst der Menschen gestellt. „Der Gekreuzigte und sein Kreuz stehen für die Menschheit insgesamt und für Menschlichkeit“, so Bätzing weiter. Er erkenne in dem Kreuz die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Hoffnung. „Darum mahnt das Kreuz unerbittlich an, Menschen zu ihrem Recht zu verhelfen und die zu unterstützen, die Unrecht erlitten haben.“ Die Ukrainerinnen und Ukrainer seien ein Beispiel dafür, ebenso die Bootflüchtlinge, die auf dem Mittelmeer ertrinken, die unzähligen Kindersoldaten in Afrika und die Geflüchteten aus vielen Ländern, die manchmal nicht wissen, wohin sie gehören. „Mit seinem Kreuz möchte Jesus diesen Menschen zeigen, dass es Freiheit und Freiwilligkeit auch in solchen ausweglosen Situationen geben kann“, erklärte Bätzing und ermutigte dazu, das Kreuz Jesu Christi „mit lebendigen Menschen, mit der Hoffnung und der ehrlich gelebten Solidarität“ zu füllen.
Ann-Christin Ladermann