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Magnificat und Musical: „Wir teilen hier die gleiche Leidenschaft“

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Als die letzte Töne verklingen, bleibt in der Münsteraner Martini-Kirche nur einer stoisch sitzen: Juka – ein Stoff-Panda und Maskottchen der Jungen Kantorei St. Maria aus Kaiserslautern ist überall dabei, wo die jungen Sängerinnen und Sänger auftreten. Doch Juka ist der einzige, der am Ende des Friedensgebetes in der Jugendkirche nicht applaudiert. Ein Applaus, der sich den ganzen Samstag über an vielen Stellen in Münster wiederholt und in den nicht nur die Chöre selber, sondern auch zahlreiche Menschen einstimmen, die zufällig einen der Auftritte erleben und sich für eine kurze Zeit von der Musik verzaubern lassen.

Stoff-Panda "Juka" darf bei den Auftritten nicht fehlen.

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Das ist besonders häufig an der Offenen Bühne an der Überwasserkirche der Fall, die in schnellem Wechsel von immer neuen Chören übernommen wird. Doch auch die Schiebetür der Lambertikirche öffnet sich oft während der Begegnungskonzerte. Bei denen ist der Name Programm. Im Wechsel treffen dort einige der teilnehmenden Chöre aufeinander – 55 sind insgesamt aus ganz Deutschland nach Münster gekommen, um gemeinsam zu singen und für den Frieden zu beten. Dazu hatte zum Beispiel der Geistlichen Beirat von Pueri Cantores, Pfarrer Dr. Marius Linnenborn, die Mädchen und Jungen in St. Martini eingeladen. Ungewöhnlich: Auf die Frage, ob jemand die Lesung oder Fürbitten vortragen wolle, herrschte nicht betretenes Schweigen, sondern viele Finger schnellten in die Luft.

Für zufällige Gäste ebenso spannend wie für die Jugendlichen selbst ist die Vielfalt der dargebotenen Lieder. Ist gerade noch das eher getragene Marienlob „Magnificat“ erklungen, wird im nächsten Moment eine beschwingte Musical-Melodie angestimmt. Teils treten die Chöre für sich als Gruppe auf, viele Lieder werden aber auch gemeinsam gesungen. Für Katharina (16) und Balthasar (18) aus Aachen macht das einen Reiz des Chorfestivals aus. „Singen ist etwas sehr Persönliches, mit dem man Emotionen transportiert. Und dennoch schaffen wir mit dem persönlichen Gesang etwas zusammen“, sagt Balthasar kurz vor dem Aufritt des Jugendchors St. Katharina aus Aachen-Forst in der Aegidiikirche. Katharina nickt zustimmend: „Wir bilden hier eine große Gemeinschaft und teilen die gleiche Leidenschaft, die uns hier zusammenführt“, lobt sie.

Während in den teilnehmenden Kirchen und auf der Offenen Bühne ein ums andere Mal Lieder erklingen, genießen einige der Jugendlichen während einer wohl verdienten Pause die Sonne an einem der vielleicht letzte Spätsommertage des Jahres. Da werden Erdbeeren vom Markt miteinander geteilt, ein kühles Eis genossen oder einfach nur für ein paar Minuten die Augen geschlossen. Kraft tanken für den nächsten Auftritt oder die große Party am Abend. In der Martinikirche haben sie die Möglichkeit, ihre Gedanken, Wünschen und Eindrücke auf Karten zu schreiben und an eine Wand zu kleben. Eine Karte fasst das zusammen, was offensichtlich viele der angereisten Sängerinnen und Sänger empfinden: „Beim Singen kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen und meinen Glauben äußern. Ich bin glücklich, hier zu sein!“

Christian Breuer