Marketingforscher: Bistum und Bischof sind relevante Größen für Vertrauen

, Bistum Münster

„Die kirchliche Verkündigung wird moderne Marketingstrukturen als Lernfeld der Kommunikation zu entdecken haben.“ Davon ist Wolfgang Beck überzeugt, Theologieprofessor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt. Dabei sei Kommunikation nicht allein als Transport von Wissen zu verstehen, sondern vor allem als Beziehungspflege, sagte er auf der Tagung „Kirche im Web“, die am 14. und 15. März in Münster stattfand. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland waren in die Akademie Franz-Hitze-Haus gekommen, um sich über kirchliche Angebote im Internet und Trends in der digitalen Kommunikation auszutauschen.

Beck war der Hauptredner der Tagung, die in diesem Jahr unter dem Motto „God is the key – Kirche als Marke“ stand. Er warnte vor einem vereinfachten und oberflächlichen Verständnis von Marketing für die Kirche: Dies verstärke die Tendenz zu theologischen Populismen: „Wer das Evangelium verkündet, kann sich nicht als Marke verstehen, die sich bloß profilierend von anderen abgrenzt.“ Im Gegenteil müsse Kirche den Menschen Beziehungen anbieten, zu Gott ebenso wie unter den Menschen.

Für die Qualität einer Beziehung sei Vertrauen der zentrale Begriff, argumentierte Prof. Peter Kenning, Professor für Marketing an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität. Gemeinsam mit zwei weiteren Wissenschaftlern hat Kenning in den vergangenen Jahren das Bistum Münster bei einem Markenbildungsprozess unterstützt. Er verdeutlichte, dass es derzeit um das Vertrauen in die Kirche nicht zum Besten bestellt sei. Das sei allerdings schon ein Ergebnis einer groß angelegten Zufriedenheitsstudie gewesen, deren Ergebnisse das Bistum Münster im Frühjahr 2015 vorgestellt hatte.

Ein Ergebnis dieser Studie sei gewesen, dass die meisten Befragten der Meinung waren, Bistum und Bischof seien relevante Größen für Vertrauen. „Die Bischöfe geben der Marke Kirche ein Gesicht“, erläuterte Kenning. Weiter führte er aus: „Vertrauen ist immer abhängig von Sympathie und Sympathie abhängig von Begegnungen.“ So finde auch bei einem Gespräch in der Fußgängerzone zwischen einem Seelsorger und einem Gemeindemitglied unbewusst ein Beitrag zur Markenbildung statt.

Für das Bistum Münster gehe es im Prozess der Markenbildung darum, die Beziehungsqualität zu verbessern. Gleichzeitig rücke man die positiven Aspekte der Beziehungsarbeit in den Vordergrund, zum Beispiel das Engagement der Kirche in der Familienberatung oder in Kindertagesstätten. „Ich glaube, dass das Bistum Münster einen sehr guten Weg geht“, fasste Kenning zusammen.

Thomas Mollen