Mit Mut - und Gottvertrauen

, Kreisdekanat Borken

Mechtild Sicking ist eine mutige Frau. Nicht nur wegen der knallroten Kurzhaarfrisur. Die 56-Jährige hat ihr Leben immer wieder umgekrempelt, ist einen neuen, völlig unerwarteten Weg gegangen. „Ich weiß nicht, ob das etwas mit Mut zu tun hat“, sagt sie, „aber mit ganz viel Gottvertrauen.“ Dass dieses Gottvertrauen Kraft gibt und gerade in schwierigen Zeiten trägt, diese Zuversicht möchte sie gerne an andere weitergeben. Seit dem 1. August ist die Schöppingerin Pastoralreferentin in der katholischen Pfarrei Heilig Kreuz in Heek und verstärkt das Seelsorgeteam.

Pastoralreferentin Mechtild Sicking

Mechtild Sicking ist neue Pastoralreferentin in der Pfarrei Heilig Kreuz in Heek.

© Bistum Münster

Sich mit 52 Jahren beruflich umorientieren, Theologie im Fernkursus studieren, Praxiserfahrungen in Schule und Pfarrei sammeln:  Wenn Mechtild Sicking gewusst hätte, was in der Ausbildung alles auf sie zukommen würde... „Mit 50 ist man eben keine 20 mehr“, musste sie zwischendurch feststellen – und trotzdem: Bereut hat sie nichts. „Die unterschiedliche Arbeit mit den verschiedenen Menschen macht mir Freude. Große Freude.“

Nach einer kaufmännischen Ausbildung hat Mechtild Sicking Betriebswirtschaftslehre studiert. Viele Jahre war sie für das Marketing bei einem niederländischen Strumpfhersteller verantwortlich, viel unterwegs , besuchte Messen. Andere Messen als heute.

Doch dann gab das Unternehmen den Firmensitz in Deutschland auf, siedelte ins Ausland um: „Ich wollte auf keinen Fall mit“, erinnert sich Mechtild Sicking. Die Kinder waren noch zu klein. Sie machte eine Ausbildung zur Integrationshelferin für autistische Kinder und arbeitete unter anderem im Gymnasium Arnoldinum in Steinfurt.

Zwischendurch gab es in Mechtild Sickings Leben eine Phase, in der sie weniger mit der Kirche zu tun hatte: „Meine Bindung zur Institution war verloren gegangen, aber nicht die Bindung zu Gott“, schaut sie zurück. Durch die Kinder wurde der Kontakt zur Pfarrei intensiver: „Ich habe Familiengottesdienste mitvorbereitet, mich in der Kommunion- und Firmkatechese eingebracht.“ Der damalige Pfarrer habe die Ehrenamtlichen sehr unterstützt, ihnen Fortbildungsmöglichkeiten angeboten. Bei einer Veranstaltung erfuhr Mechtild Sicking eher zufällig, dass die Altersbegrenzung für die Ausbildung zur Pastoralreferentin aufgehoben worden sei. Der Gedanke, Neues zu wagen, ließ die mittlerweile über Fünzigjährige nicht los: „Auch, weil ich das Gefühl hatte, mir fehlt in meinem Leben etwas.“

Ihr Mann, der als Bäcker nachmittags zu Hause ist, die Eltern, die mit im Haus wohnen, und auch die Kinder, die damals fast, aber noch nicht ganz aus dem Gröbsten raus waren, sie alle redeten Mechtild Sicking gut zu und versprachen, ihr den Rücken freizuhalten.

Drei Jahre arbeitete sie als Pastoralassistentin in der Rosendahler Pfarrei Ss. Fabian und Sebastian mit. Nebenbei paukte sie zu Hause am Schreibtisch theologisches Wissen.

Ihre Bürotür am Kirchplatz wird immer offenstehen, verspricht Mechtild Sicking, die bei gutem Wetter morgens von Schöppingen mit dem Fahrrad kommt. Besucher sind jederzeit willkommen. Und wenn es nur für ein kurzes Hallo ist. Um die Menschen in ihrer neuen Pfarrei schnell kennenzulernen, will sie nicht nur in Heek arbeiten und die Gottesdienste mitfeiern: „Ich werde auch vor Ort einkaufen.“ Sie mag Gespräche an der Supermarktkasse. Gerne lässt sich die 56-Jährige ansprechen.

Künftig wird sie sich vor allem in der Jugendarbeit engagieren, die Erstkommunion- und Firmvorbereitung übernehmen. Aber auch sonst wird sich Mechtild Sicking im Gemeindealltag sehen lassen. Dass die Neue platt sprechen kann, hat sich bei den Senioren schon herumgesprochen.

Am kommenden Wochenende, 1./2. September, wird sich Sicking in den Gottesdiensten vorstellen und eine Statio halten. Diese muss für alle Gottesdienstbesucher verständlich und darf nicht zu lang sein. Die neue Pastoralreferentin hat einen hohen Anspruch an sich selbst. Um sicher zu sein, dass sie diesen erfüllen kann, müssen ihre Mutter und die Kinder als Testpersonen herhalten...

Gudrun Niewöhner