Münsteraner Domschatz erlebt „Glänzende Begegnungen“

, Bistum Münster

Es sind seltene Kunst-Schätze, die über Jahrhunderte bis heute in Westfalen bewahrt wurden. Jetzt präsentiert sie das Erzbischöfliche Diözesanmuseum in Paderborn erstmals in einer Ausstellung: „Glänzende Begegnungen – Die Domschätze von Münster und Paderborn“. Zu sehen ist die Begegnung beider überregional bedeutenden Sammlungen in Paderborn vom 2. September 2023 bis 7. Januar 2024.

Mit der „Reliquienstatue der Thronenden Muttergottes“ aus dem 13. Jahrhundert vor einer Abbildung des Hochaltarretabels des Domes zu Münster aus dem 17. Jahrhundert: (von links) Holger Kempkens, Kuratorin Karin Wermert, Kuratorin Elisabeth Maas und Dompropst Monsignore Joachim Göbel.

© Benjamin Krysmann / Erzbistum Paderborn

Die erstmalige Begegnung der zwei kostbaren Kathedralschätze in einer gemeinsamen Ausstellung sei einzigartig, erklärt der Direktor des Erzbischöflichen Diözesanmuseums in Paderborn, Dr. Holger Kempkens. Bei der neuen Ausstellung, deren offizielle Eröffnung an diesem Freitag stattfindet, spanne sich der Bogen „von kostbaren Reliquiaren des 11. Jahrhunderts über wertvolle liturgische Geräte und Paramente des Mittelalters, der Renaissance bis zu Kostbarkeiten des Barock.“

Mit seinen einzigartigen Objekten aus rund 1.000 Jahren gehört der Domschatz aus Münster zu einer der bedeutendsten Schatzkammersammlungen Europas. Goldene und silberne Reliquiare, kostbare Textilien und andere Kunst- und Kultgegenstände der liturgischen Ausstattung des Münsteraner Domes zeugen von Frömmigkeit und künstlerischer Meisterschaft.

Zum Bestand gehört beispielsweise der sogenannte Pauluskopf aus dem 11. Jahrhundert – das älteste erhaltene Büstenreliquiar des Abendlands. Bemerkenswert ist außerdem die Anzahl mittelalterlicher Bergkristallschliffe aus dem islamischen Orient, die bei der Gestaltung kostbarer christlicher Gefäße wiederverwendet wurden. Auch eine Reihe aus Silber gearbeiteter Propheten- bzw. Heiligenfiguren des 14. bis 17. Jahrhunderts dokumentiert die einzigartige künstlerische und kulturhistorische Qualität der Sammlung.

„Neben den überwiegend aus Gold, Silber oder vergoldetem Silber gefertigten Kunstwerken stehen Steinskulpturen, Holzobjekte und Textilien für die Vielfalt der Sammlung“, berichtet Kempkens. Eine Besonderheit sei das vollständige Ensemble des Figurenzyklus des 1542 bis 1549 geschaffenen Lettners. Kriege und Fremdherrschaft hätten für den Münsteraner Domschatz zwar immer wieder den Verlust von Objekten mit sich gebracht. Jedoch bildeten die erhaltenen Werke „besonders aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit einen beeindruckend intakten Bestand“.

Bei der Präsentation im Diözesanmuseum Paderborn würden den Stücken aus Münster ausgewählte Werke aus dem Paderborner Domschatz gegenübergestellt. „So kommt es zu außergewöhnlichen Begegnungen und Vergleichen“, erklärt der Kunsthistoriker. Als markante Beispiele nennt der Museumsdirektor die „gotischen Statuettenreliquiare“, die es in beiden Domschätzen gebe, die „monumentalen barocken Werke aus Silber“, die Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg für beide Domkirchen bei demselben Goldschmied Jürgen Richels in Hamburg in Auftrag gegeben habe, oder die „spätgotischen Sitzfiguren“ aus der Werkstatt von Johann Brabender in Münster. Sie seien einst für den Domlettner in Münster und die Abteikirche in Marienfeld geschaffen worden.

Bis 2017 war der Münsteraner Domschatz in der Domkammer Münster ausgestellt, die aber wegen baulicher und technischer Mängel geschlossen werden musste. Der Domschatz und alle weiteren Exponate wurden ausgelagert. Damit wenigstens eine Auswahl von Kunstwerken weiterhin zu sehen ist, leihen andere Museen einige „Herzstücke“ für Sonderausstellungen. So das Museum Catharijneconvent Utrecht (Niederlande) 2019 und das Kunstmuseum Cleveland im US-Bundesstaat Ohio 2021.

Jetzt zeigt das Diözesanmuseum Paderborn 72 Objekte des Münsteraner Domschatzes. „Diese große Anzahl an Schatzstücken war bisher noch nie außerhalb von Münster zu sehen“, betont Dr. Kempkens. Damit sei ein „sehr umfangreicher logistischer und personeller Aufwand“ verbunden. „In absehbarer Zeit wird das wahrscheinlich nicht wiederholt“. Daher biete die jetzige Präsentation fast aller Teile aus dem Domschatz von Münster in Paderborn „für viele Jahre die letzte Gelegenheit, die hochrangigen Objekte in ihrer Gesamtheit zu erleben“.

Zur Sonderausstellung „Glänzende Begegnungen – Die Domschätze von Münster und Paderborn“ bietet das Diözesanmuseum ein umfangreiches Begleitprogramm an. Alle Veranstaltungen, Termine und Informationen auch unter dioezsanmuseum-paderborn.de .

Benjamin Krysmann / Erzbistum Paderborn