Neue Ausstellung im Museum Religio in Telgte eröffnet

75 Päpste in Fischdosen, ein Altar für einen toten Popstar, barocke Kreuzigungen und ihre zeitgenössischen Gegenstücke zeigt die neue Ausstellung "Vom Allmächtigen zum Leibhaftigen – Religiöse Motive in der Sammlung SØR Rusche Oelde/Berlin" im Westfälischen Museum für religiöse Kultur "Religio".

Am Freitag, 22. April, wurde sie in Telgte eröffnet. 120 Werke aus dem holländischen Barock des 17. Jahrhunderts werden in der Schau dem Schaffen zeitgenössischer Künstler gegenübergestellt.

"Religiöse Themen scheinen in der Luft zu liegen", sagten die Kuratoren Tom Beege und Dr. Andrea Fromm zur Ausstellungseröffnung. "Papst Franziskus hat das ‚Jahr der Barmherzigkeit‘ ausgerufen, die protestantische Kirche bereitet sich auf das Lutherjubiläum im kommenden Jahr vor. Und die neue Ausstellung widmet sich der Religion in der Kunst im Spannungsfeld zwischen Gestern und Heute."

Werke internationaler Künstler träfen auf Meister des holländischen Barock. Zwar hätten sich die künstlerischen Auffassungen des Themas im Lauf der Jahrhunderte stark geändert, doch böten die biblischen Überlieferungen und die Auseinandersetzung mit dem Christentum auch heute eine starke Inspirationsquelle für Künstler. "Kunst und Religion sind zwei Bereiche der Kultur, die eng miteinander verknüpft sind und in einem steten Spannungsfeld miteinander stehen", erklärten die Kuratoren.

Sämtliche Werke der Ausstellung stammen aus der SØR Rusche Sammlung Oelde/Berlin und wurden von Dr. Dr. Thomas Rusche zur Verfügung gestellt. Die Sammlung des Unternehmers, Philosophen und bekennenden Katholiken verbindet schwerpunktmäßig 400 Jahre Kultur-, Kunst-, und Religionsgeschichte und geht der Frage nach der zeitübergreifenden Verbindung von Leben und Glauben in ihrem dialogischen Charakter nach.

"Was feiern wir eigentlich in der Osternacht?", fragte der Kunstsammler Rusche die zahlreichen Kunstinteressierten, die zur Ausstellungseröffnung ins Museum "Religio" gekommen waren. Es werde alles gut, habe man ihm in der Auferstehungsmesse gesagt. "Nein, es ist schon alles gut", bekräftigte er. "Weil es ihn gibt. Aber wer ist er?", fragte der Kunstsammler weiter. Seine Antwort: "Jesus Christus." Gleichzeitig verwies er auf das Gemälde des Künstlers Carsten Fock, das – in dunklen Farben gemalt – eine moderne Darstellung des gekreuzigten Jesus zeige. Obwohl klar erkennbar sei, wen das Bild darstelle, habe Fock es nicht betitelt. Nach dem Grund dafür gefragt habe der Künstler geantwortet: "Man kann heute doch kein Bild ‚Christus‘ nennen!"

Für Rusche ist die Erklärung einleuchtend, weil "wir im 21. Jahrhundert als Christen implodieren. Wir trauen uns nicht mehr, unseren Glauben offen zu leben." Dabei sei die Frage nach Gott, nach einer spirituellen Heimat im Menschen angelegt, ob er sich dessen bewusst sei oder nicht. "Der Weg zu Gott ist uns durch Christus auf wundervolle Art erschlossen worden", erklärte der überzeugte Katholik und forderte die Zuhörer auf, die Ausstellung nicht zu ernst zu nehmen. "Das brauchen Sie auch gar nicht. Denn – es ist schon alles gut."

"Unser Haus lebt vom Dialog" griff "Religio"-Geschäftsführer Wolfgang Pieper zu Beginn seiner Grußworte den dialogischen Charakter der Ausstellung noch einmal auf. Daher freue er sich besonders über die neue Wechselausstellung. Gleichzeitig machte er sich stark für einen verantwortungsvollen Umgang mit Religion: "Wir sollten den Glauben des Anderen respektieren und akzeptieren."

Musikalisch umrahmt wurde der Abend von der Querflötistin Lea Höing aus Telgte.
Zur Ausstellung gibt es einen Katalog, der die gezeigten Werke kommentiert und Fragestellungen, die sich aus der Konfrontation zweier Zeitalter ergeben, wissenschaftlich aufarbeitet.

Bildunterschrift: (von links): Kurator Tom Beege, Kunstsammler Dr. Dr. Thomas Rusche, Kuratorin Dr. Andrea Fromm, Dr. Anja Schöne, stellvertretende und designierte Museumsleiterin, Landrat Dr. Olaf Gericke, Ulrich Schulze vom Bischöflichen Generavikariat Münster, und "Religio"-Geschäftsführer Wolfgang Pieper.
Unternehmer, Kunstsammler, Philosoph und bekennender Katholik Dr. Dr. Thomas Rusche aus Oelde hat die Werke für die neue Ausstellung zur Verfügung gestellt.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 23.04.16
Fotos: Bistum Münster/ Jürgen Flatken
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de