Bereits im vergangenen Jahr hatte die Pfarrei das Haus der Begegnung in St. Ida – die ehemalige Altentagesstätte – geschlossen. Nun folgen weitere Schritte: Das Pfarrhaus St. Ida, das erheblichen Renovierungsbedarf aufweist, wird aufgegeben. Pastor Robert Schmäing wird in das Pfarrhaus nach Wolbeck umziehen. Auch das Büro der Verbundleitung zieht an diesen Standort. Das Ortsbüro St. Ida, das derzeit drei Stunden wöchentlich geöffnet ist, wird ab den Sommerferien in die Pfarrbücherei verlegt. Für das Pfarrhaus und das benachbarte Wohnhaus – ebenfalls Eigentum der Kirchengemeinde – wird im Rahmen eines Architekten-Investoren-Verfahrens eine neue Nutzung entwickelt.
Ein weiterer Schwerpunkt der Beratungen lag auf dem Kirchort St. Bernhard in Angelmodde. Die dortige Kirche, rund anderthalb Kilometer von den benachbarten Kirchen St. Ida, St. Agatha und der Kapelle im Kardinal-von-Galen-Altenheim entfernt, wird aktuell von etwa 30 bis 40 Personen pro Gottesdienst besucht – bei 350 vorhandenen Sitzplätzen.
Die Kirche wurde 1959 eingeweiht und die Gemeinde wuchs damals schnell an. Weil die St.-Agatha-Kirche irgendwann zu klein wurde für die vielen Gläubigen, wurde die St.-Bernhard-Kirche 1966 eine selbstständige Pfarrei. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet: Der Platz in der St.-Agatha-Kirche ist wieder ausreichend.
Die Gremien haben deshalb beschlossen, die St.-Bernhard-Kirche zu profanieren, also entwidmen zu lassen, und gemeinsam mit dem angrenzenden Pfarrheim und Pfarrhaus einer alternativen Nutzung zuzuführen. Auch hier ist ein Architekten-Investoren-Verfahren vorgesehen. Für die Pfarrbücherei wird ein neuer Standort gesucht.
Mit diesen Entscheidungen reagiert die Kirchengemeinde auf die anhaltenden strukturellen und finanziellen Herausforderungen, mit denen die katholische Kirche in ganz Deutschland konfrontiert ist. Sinkende Mitgliederzahlen, rückläufige Kirchensteuereinnahmen und eine schwindende Zahl von Gottesdienstbesuchern erschweren zunehmend den Erhalt von kirchlichen Gebäuden. Auch die Pfarrei St. Nikolaus spürt die Folgen dieser Entwicklung deutlich.
„Diese Beschlüsse sind uns nicht leicht gefallen“, betont Pfarrer Jürgen Streuer. Die St.-Bernhard-Kirche sei für viele Menschen eng mit wichtigen Lebensmomenten verbunden: mit Freude, Trauer, Stille, Gebet und Gemeinschaft. „Umso schwerer fällt es, solch tiefgreifende Veränderungen anzustoßen. Doch wir haben diese Entscheidung mit viel Verantwortung getroffen – aus dem Wunsch heraus, das kirchliche Leben auch in Zukunft möglich zu machen.“ Er betont weiter: „Für mich fühlt es sich unwirklich an, zumal meine Pfarreinführung und die Einführung des gesamten Seelsorgeteams im Januar 2024 in der St.-Bernhard-Kirche stattgefunden haben.“
Ziel sei es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Kirche weiterhin erfahrbar bleibt: „als ein Ort des Glaubens, der Nähe und des Miteinanders“, sagt Streuer. Der Pfarrei sei es deshalb wichtig, auch weiterhin als katholische Kirche im Stadtteil präsent zu sein: Unter anderem geschehe dies mit dem Familienzentrum St. Bernhard, dem KvG-Seniorenheim und der Caritasberatungsstelle.
Die Gremien betonen darüber hinaus, dass es nicht um den Rückzug kirchlichen Lebens gehe, sondern um eine Konzentration der Ressourcen, um verbleibende Kirchenstandorte zu stärken und gleichzeitig neue Perspektiven für Räume und Orte zu entwickeln.
Die Pfarrei St. Nikolaus lädt ein zu einem Gemeindeabend am Mittwoch, 25. Juni, um 20 Uhr in die St.-Bernhard-Kirche. Im Beisein des Ständigen Vertreters des Diözesanadministrators, Dr. Klaus Winterkamp, sowie Vertreterinnen und Vertretern der Fachabteilungen des Bistums, der Gremien der Pfarrei St. Nikolaus und des Seelsorgeteams besteht die Möglichkeit zum Austausch.
Ann-Christin Ladermann