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Pfarrer André Sühling: „Kirche muss mehr Raum für Dialog anbieten“

, Stadtdekanat Münster

Es sei eine Zeit der Chancen und der Risiken – so beurteilt Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, die aktuelle Situation der christlichen Kirchen und Gemeinschaften. Lewe gehörte zu den Gästen einer Podiumsdiskussion, die per Youtube aus der Martini-Kirche übertragen wurde. Eingeladen hatte die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK), um von unterschiedlichen Menschen ihre Meinung zu kirchlichen Themen zu erfahren.

Die ACK wurde 1971 gegründet, zunächst als Zusammenschluss acht christlicher Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften, mittlerweile ist die Zahl auf 18 gewachsen. Man wolle, sagte der Vorsitzende Pfarrer André Sühling, zum Jubiläum einen Ausblick wagen. Zwar seien die Mitglieder der ACK schon „Experten im Dialog“, doch habe man bewusst Gäste aus der Breite der städtischen Gesellschaft eingeladen. „Es gilt, Zukunft zu gestalten. Wir möchten uns hier als hörende Kirche zeigen“, sagte Sühling vor Beginn der Diskussion im Gespräch mit der evangelischen Landespfarrerin Petra Schulze, die die Moderation übernahm.

Neben dem Oberbürgermeister hatten noch Matilda Kohnen von „Fridays for Future“ sowie die Integrationsbeauftragte der Stadt Münster, Maria Salinas, in der Martini-Kirche Platz genommen. Aus Bonn wurde der alt-katholische Theologe Professor Andreas Krebs zugeschaltet. Rund eine Stunde lang sprachen sie offen und teils kontrovers über Kritik an den christlichen Kirchen, aber auch über Hoffnungen, Chancen und Wünsche. Dabei wurde immer wieder deutlich, dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diskussion oft klare und deutliche Positionierungen zu gesellschaftlichen Themen wünschen. Dazu gehöre, sagte etwa Krebs, auch „eine realistische Selbstkritik im Umgang mit der eigenen Geschichte“, zudem sei kein Platz für „selbstgefälliges Auftreten“.

Es sei, sagte Lewe, das Ende des Klerikalismus abzusehen, „die, die noch da sind, müssen nun eine Kirche der Laien weiterentwickeln“, betonte er. Dazu forderte er „mehr Mut“, die Kirchen müssten sich trotz aller Verfehlungen nicht verstecken, er nehme sie noch immer als Mitwirkende der Gesellschaft wahr, sowohl in Münster, aber auch global. Auch Maria Salinas sieht die Kirchen als „wichtige Akteure“ in der Integrationsarbeit. „Oft sind Menschen in den Gemeinden die ersten Kontaktpersonen für Geflüchtete. Dort wird teils ihre Sprache gesprochen und man hilft ihnen, sich in das Leben hier zu integrieren“, sagte sie und verwies auf Jesus. Er sei „offen uns visionär“ gewesen und für jeden Menschen da, unabhängig von Herkunft oder Aussehen. Matilda Kohnen wünschte sich von den Kirchen noch klarere Bekenntnisse zum Klimaschutz. Kirchen und „Fridays for Future“ hätten zwar schon „zaghafte Schritte aufeinander zu“ gemacht, dort gebe es jedoch noch ein großes Potenzial.

„Dankbar und beeindruckt“ zeigte sich Sühling im Anschluss an die Diskussion. „Kirche muss mehr Raum für Dialog anbieten und demütig auftreten, nicht als Lehrende. Zudem müssen wir noch stärker als bisher in den interkulturellen und -religiösen Dialog gehen und mehr für diesen werben“, zog der ACK-Vorsitzende sein Fazit.

Die gesamte Podiumsdiskussion ist auf dem Youtube-Kanal des Bistums Münster abrufbar. Dort ist auch der Festgottesdienst zum ACK-Jubiläum am 27. Juni mit der Predigt Kulturstaatsministerin Monika Grütters zu sehen.

Christian Breuer