Pilgerweg soll durchs Bistum Münster zum Pariser Klimagipfel führen

Alle Nationen wissen, dass man reagieren muss, um die Erwärmung der Erde durch CO2 und andere Treibhausgase zu stoppen.

"Aber es ist extrem mühsam, sich auf konkrete Ziele und Verantwortungen zu verständigen", hat Antje Kathrin Schroeder vom Hilfswerk Misereor (Aachen) beim Weltklimagipfel in Lima Ende 2014 hautnah mitbekommen. Über ihre Erfahrungen und Einsichten hat sie jetzt bei einer Tagung zur Entwicklungspolitik in der Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster berichtet.

Zunehmend extrem heiße Sommertage und tropische Sommernächte, mehr und heftigere Niederschläge, weniger Schnee, Einwanderung südlicher Pflanzen und Insekten – auch in Deutschland ist der Klimawandel spürbar. Umso mehr "erleben viele ungeduldige Beobachter die scheinbar winzigen Kompromiss-Fortschritte als enttäuschend", sagte Schroeder mit Blick auf die internationalen Klimakonferenzen. Dennoch sieht sie Positives auf dem Weg zur nächsten UN-Konferenz in Paris, die vom 30. November bis 11. Dezember stattfinden wird.

"Seit Lima gibt es zumindest eine Textvorlage für das Abkommen, das das Kyoto-Protokoll ab 2020 ersetzen soll", erklärte Schroeder. In vier Zwischenkonferenzen sollten in diesem Jahr offene Fragen einer Lösung näher gebracht werden. Neu sei dabei die Sicht auf "gemeinsame, aber unterschiedliche Verantwortungen" der einzelnen Nationen – wer produziert schon wie lange Treibhausgase, wer stößt aktuell am meisten aus, wer muss als Entwicklungs- oder Schwellenland noch längere Zeit seine Wirtschaft auf Touren bringen, um der Armut zu entkommen? "Diese realistischere Sicht soll die bisherige ,Ländergruppen-Einteilung‘ mit ihren Reduktionsvorgaben ersetzen", kommentierte Schroeder die neuen UN-Ziele. Außerdem sollten erstmals Schäden und Verluste durch Klimawandel definiert werden, um sich über konkrete Entschädigungsmaßnahmen verständigen zu können. "Auch soll jeder Staat künftig seine konkreten Klimaziele offenlegen", erläuterte die Expertin. Um zwei Grad solle die Erderwärmung höchstens steigen – wie dieses Ziel erreicht werden kann, scheint aber weiterhin noch sehr schwammig umschrieben zu sein.

Als kirchliches Hilfswerk unterstützt Misereor – ebenso wie etwa ,Brot für die Welt‘ und andere in dieser Arbeit eng verbundene Organisationen – vor allem Anpassungsmaßnahmen für die Armen, die weltweit am meisten unter dem Klimawandel leiden. "Da geht es um die Erhaltung natürlicher Ökosysteme wie den Regenwald, Regenerierung von Mangrovenwäldern als Schutz vor Überschwemmungen oder den Aufbau von Versicherungs-Systemen, die Begleitung von Umweltflüchtlingen oder Technologie-Transfers", nannte die Misereor-Fachfrau aktuelle Aufgaben, "auch die Fastenaktion 2015 kümmert sich um von Klimafolgen betroffene Menschen auf den Philippinen".

Was im Großen langen Atem und jahrelange Verhandlungen braucht, das erfahren Eine-Welt-Gruppen, Entwicklungshelfer oder Missionsmitarbeiter sofort und hautnah. Ulrich Jost-Blome von der Fachstelle Weltkirche beim Bischöflichen Generalvikariat (BGV) in Münster hört täglich von den spürbaren Folgen der Klimaveränderungen – aber ebenso von guten Ideen, Initiativen und all den nur scheinbar kleinen Aktionen, die sich durch persönliche Beziehungen zwischen Menschen segensreich auswirken. "Finanzierung von Brunnen oder Deichen in einer Partnerpfarrei, aber auch Fairer Handel oder ein Energiecheck hier in den Gebäuden der eigenen Gemeinde, um als ökologische Pfarrei selbst einen Beitrag zur Gerechtigkeit zu leisten, das ist nachhaltig": Mit diesen Beispielen belegt Jost-Blome, dass Klimaschutz auf jeder Ebene nötig ist – durch internationale Rahmenabkommen genauso wie durch regionale und lokale Klima-Clubs und Allianzen

In diesem Sinne möchte der ,Klima-Pilgerweg‘, der im Vorfeld des Gipfeltreffens von Paris auch durch das Bistum Münster führt, christliche Pilgertradition und politische Demonstrations-Aussage verbinden. "Das wird ein starkes Zeichen für die Dringlichkeit des Handelns", betont Jost-Blome, "nicht zuletzt soll der ökumenische Marsch nachdrücklich Verantwortung für die Zukunft des Planeten und der kommenden Generationen von der Politik einfordern." Dafür arbeitet er mit dem Nachbarbistum Paderborn ebenso eng zusammen wie mit der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Dass es genügend Absichtserklärungen gibt und nun Zeit ist zum Handeln: Diese Botschaft soll der Klimapilgerweg nach außen tragen. Eine zentrale Aussage der Tagung im Franz-Hitze-Haus deckte sich mit dieser Absicht: "Kirchen und ihre Hilfswerke könnten Pioniere des Wandels sein."

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.kirchen-fuer-klimagerechtigkeit.de, www.klima-kollekte.de und www.fastenaktion.de.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de