Positives Fazit zur Delegationsreise nach Bosnien-Herzegowina

, Bistum Münster

Wie kann angesichts von Krieg und Gewalt dauerhaft Friede und Versöhnung entstehen? Mit dieser Frage ist – auf Einladung des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis – eine Delegation aus dem Bistum Münster für sechs Tage nach Bosnien-Herzegowina gereist. Anlass war die Renovabis-Pfingstaktion 2024, die im Mai in Münster offiziell eröffnet wird und unter dem Leitwort „Damit Frieden wächst – DU machst den Unterschied“ stehen wird. 

Der Besuch im von Renovabis geförderten Schulzentrum St. Josef zeigte, wie Versöhnung im interkulturellen Dialog gelebt werden kann.

© Bistum Münster

In Gesprächen mit Projektpartnern von Renovabis sowie Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Konfessionen bekamen die Teilnehmenden – viele davon aus der Fachstelle Weltkirche und globale Zusammenarbeit im Bischöflichen Generalvikariat – Einblicke in die immer noch gespaltene Situation des Landes. Begegnungen mit dem Hohen Repräsentanten des Landes, Christian Schmidt, sowie mit Vertretern des Interreligiösen Rates in Sarajevo eröffnete dem Besuch aus Deutschland einen Einblick in die komplexe politische Situation. Besuche im von Renovabis geförderten Schulzentrum St. Josef und ein Austausch mit Vertretern des Masterprogramms „Interreligious Studies and Peacebuilding“ zeigten konkrete Versöhnungsansätze im Bereich des interkulturellen und interkonfessionellen Dialogs auf. Renovabis hat seit 1995 mehr als 45 Millionen Euro für vielfältige Projekte – meist kirchlicher Partner – zur Förderung von Frieden und Versöhnung in Bosnien-Herzegowina bewilligt. 

„In allen Gesprächen wurde deutlich, dass ‚gesamtgesellschaftliche Versöhnung kein übergeordnetes gesamtstaatliches Projekt‘ ist, wie es der Hohe Repräsentant bei unserer Begegnung formuliert hat“, zieht Thomas Müller-Boer, Renovabis-Referent für Dialog und Partnerschaften, ein Fazit der Reise. Bezeichnend sei gewesen, dass sich die serbisch-orthodoxe Kirche an mehreren Gespräche nicht beteiligte. „Damit zeigt sich auch, dass sie hinsichtlich des interkonfessionellen Dialogs nicht frei von (außen-)politischer Einflussnahme ist“, verdeutlicht Müller-Boehr, der seitens des Hilfswerks von Geschäftsführer Dr. Markus Ingenlath und dem Verwaltungsratsvorsitzenden Dr. Stefan Vesper begleitet wurde. Bei allen Begegnungen hätten die Gesprächspartner bestätigt, dass das Zusammenwachsen der Gesellschaft nur über konkrete zivilgesellschaftliche Initiativen oder Bildungsprojekte vor Ort zu Fortschritten führen könne. 
 

Das Zusammenwachsen der Gesellschaft kann nur über konkrete zivilgesellschaftliche Initiativen oder Bildungsprojekte vor Ort zu Fortschritten führen, wie die Teilnehmenden der Reise unter anderem im Gespräch mit den Verantwortlichen des Master-Programms "Interreligious Studies and Peacebuilding" erfuhren.

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Als „eine wertvolle Erfahrung“ bezeichnet Judith Wüllhorst, Leiterin der Fachstelle Weltkirche und globale Zusammenarbeit im Bistum Münster, die Reise, die für die historischen, politischen, kulturellen und konfessionellen Hintergründe des Krieges in den 1990er Jahren sensibilisiert habe. „Es ist deutlich geworden, wie wichtig die Arbeit an der Basis ist“, erklärt Judith Wüllhorst zum Abschluss der Delegationsreise. „Es braucht Menschen, die sich trotz schrecklicher Erfahrungen nicht entmutigen lassen und nach Wegen suchen, um Brücken zu bauen, Unterschiede zu überwinden und das Verbindende von Religion in den Vordergrund stellen.“ Die Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie dauerhaft Frieden und Versöhnung gelingen kann, bleibe angesichts der gewaltsamen Konflikte an vielen Orten auf der Welt hochaktuell. 

Mit Blick auf die Eröffnung der Renovabis-Pfingstaktion im kommenden Jahr, an der mehrere Gäste aus Bosnien-Herzegowina teilnehmen werden, zieht auch Mariya Sharko ein positives Fazit der Reise. Die Referentin für Osteuropa im Bischöflichen Generalvikariat ist mitverantwortlich für die Planungen zur Eröffnung und überzeugt davon, dass es wichtig ist, die Geschichte anderer Länder zu kennen, um Konflikte besser zu verstehen. „Wir haben gesehen, dass auch 30 Jahre nach Ende des Krieges in Bosnien-Herzegowina noch immer kein vollständig friedliches Miteinander möglich ist“, sagt Mariya Sharko. Die Länder Osteuropas hätten trotz ihrer Unterschiedlichkeit vielfach eine ähnliche Vergangenheit. „Indem wir beispielsweise durch die Renovabis-Pfingstaktion diese Länder in Deutschland in den Fokus rücken, fördern wir gegenseitiges Verstehen und Wege der Versöhnung.“ 

Der Eröffnungsgottesdienst der Renovabis-Pfingstkation findet am Sonntag, 5. Mai, im St.-Paulus-Dom Münster statt.

Ann-Christin Ladermann

Eine Stadtführung durch Sarajevo machte den Auftakt zur sechstägigen Delegationsreise nach Bosnien-Herzegowina.

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