Generalmusikdirektor Golo Berg hatte die Konzertreihe im vergangenen Jahr mit nach Münster gebracht und nach dem Gymnasium Paulinum nun zum zweiten Mal an einer münsterischen Schule umgesetzt. Musik wird dabei durch ein übergeordnetes Thema mit einem anderen Schulfach verknüpft – die Friedensschüler entschieden sich für Politik. Unterstützt von Musiklehrerin Anna Labonté sowie Musikpädagogin Ilka Roßbach entwickelten sie in den vergangenen Wochen ein einstündiges Konzertprogramm, schrieben Moderationen und probten szenische Elemente.
„Politik hat viele Verbindungen zur Musik, weil jedes Stück in einer bestimmten politischen Zeit entstanden ist“, erklärt Lehrerin Anna Labonté. So sei Musik ein geeignetes Mittel, um Überzeugungen, Lebensgefühle oder Protest zu transportieren. Beginnend mit „America“ aus der „West Side Story“ von Leonard Bernstein, bei dem nationale Rivalitäten und enttäuschte Hoffnungen eine Rolle spielen, erleben die Oberstufenschüler mit der „Fanfare for the Common Man“ von Aaron Copland einen Beitrag zu den Kriegsanstrengungen und zum Feiern der amerikanischen Demokratie.
Auch die deutsche Nationalhymne erklingt: Die Entwicklung vom Kaiserlied zum Volkslied erklärt das Schüler-Trio Franziska Griepentrog, Miriam Noel Fernando und Mathias Teledezki, das durch das Programm führt. In vielen Teilen Deutschlands hätten 1841 Zensur und politische Unterdrückung geherrscht, die Deutschen hätten sich nach Einheit, Recht und Freiheit gesehnt, so wie es besungen wird.
Eine individuelle Reaktion auf eine politische Situation hören die Schüler mit dem vierten Satz aus der 5. Sinfonie des russischen Komponisten Dmitiri Schostakowitsch, der zu Zeiten Stalins lebte und komponierte. Szenisch präsentieren die Jugendlichen seine Angst vor Verhaftung und Ermordung. „Die 5. Sinfonie schrieb er, um sich und sein Umfeld zu schützen“, erklären die Schüler. Lange Zeit sei das Marschfinale als Verherrlichung des Regimes angesehen worden. Allerdings könne es auch als ein Stück gegen Stalins Regime gedeutet werden: „Der Jubel des Triumphmarsches klingt beinahe überdreht, so als sei er von außen unter Drohung erzwungen worden.“
Viel Applaus gab es am Ende für alle Beteiligten, besonders für die Mitglieder des Sinfonieorchesters und den Musikdirektor. „Das war mal eine ganz andere Form, Inhalte zu lernen und miteinander zu verknüpfen“, findet die 17-jährige Miriam Noel Fernando. „Auf jeden Fall hat es sehr viel Spaß gemacht!“
Ann-Christin Ladermann