Weihbischof em. Geerlings feiert Gottesdienst in der Queergemeinde

, Stadtdekanat Münster

„Das kirchliche Arbeitsrecht soll Arbeitsverhältnisse regeln, nicht Lebensverhältnisse.“ Das hat Weihbischof Dieter Geerlings am 13. Februar bei einem Gottesdienst in der Queergemeinde in Münster betont. Für den emeritierten Geistlichen war es nicht der erste Besuch in der Gemeinde, die seit 1999 Heimat für christliche Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle, Queere und Diverse ist. Bereits vor der Pandemie feierte der emeritierte Geistliche dort Gottesdienst und nahm an einer Podiumsdiskussion zum Thema Segen von homosexuellen Partnerschaften teil. 

„Das kirchliche Arbeitsrecht soll Arbeitsverhältnisse regeln, nicht Lebensverhältnisse.“ Dafür sprach sich der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings bei einem Gottesdienst am 13. Februar in der Queergemeinde in Münster aus.

© Bistum Münster

Klare Worte fand Geerlings in seiner Predigt in der Krypta der St.-Antonius-Kirche, wo er auf die Initiative #OutInChurch einging. Mehr als 120 homo- und transsexuelle kirchliche Mitarbeitende hatten dabei Ende Januar auf ihre Situation aufmerksam gemacht. „Mich hat der Film sehr bewegt, wie sich diese Personen – auch aus unserem Bistum – ‚in das Feuer kirchlicher Diskriminierung‘ gestellt haben.“ Der Mut dieser Menschen habe auch ihn ermutigt, sich für eine umfassende rechtliche Änderung einzusetzen. Alle Regeln, die die homosexuellen Orientierungen und Lebensformen diskriminierend bewerten, müssten aus dem kirchlichen Arbeitsrecht gestrichen werden.

Die Verweigerung eines Segens, wenn dieser gewünscht werde, bezeichnete der emeritierte Weihbischof als einen Fluch und schloss sich den Worten der Würzburger Theologin Hildegund Keul an: „Bei der Homophobie stehen Menschenrechte auf dem Spiel. Eine radikale Umkehr ist notwendig, damit aus dem Fluch endlich ein Segen wird“, zitierte Geerlings. Viele queere Menschen seien durch den Umgang der katholischen Kirche mit ihrer Gruppe verletzt. „Die Kirche sollte den Mut haben, sich von denen her neu zu empfangen, die gerade durch sie verwundet und beleidigt wurden und werden“, forderte er. Nur dann könne sie zu einem Zeichen mit einer Vision für eine menschengerechte humane Welt werden und nicht nur um sich selbst kreisen. „Und das ist dann auch Ihre Frucht“, wandte sich Geerlings an die Gemeindemitglieder.

Jan Baumann als Vertreter der Queergemeinde freute sich über den Besuch des Weihbischofs. „Wir haben eine lange Tradition hier im Bistum Münster und fühlen uns wertgeschätzt. Wir sind eine feste Größe, nicht zuletzt durch die Unterstützung der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd.“ Geerlings ist der Kontakt zur Queergemeinde wichtig, viel durfte er durch die dort Engagierten lernen, wie er selbst sagt: „Gottes Wirklichkeit geschieht im Menschen. Und wir müssen in der Kirche lernen, dass es nicht Entweder-oder, sondern Sowohl-als-auch heißt, und dass es eine Verschiedenheit gibt, nach der wir unsere kirchliche Gemeinschaft ausrichten.“ 

Ann-Christin Ladermann

 

Bild oben: In der Krypta der St.-Antonius-Kirche feiert die Queergemeinde jeden zweiten Sonntag im Monat einen Gottesdienst, der durch einen Impuls eines Gemeindemitglieds eröffnet wird. Am 13. Februar übernahm das Burkhard Lücking.